VON OLIVER GRISS

Prinzipiell ist der TSV 1860 in seiner bewegten Vereinsgeschichte am besten mit Trainern der Marke “Zuckerbrot & Peitsche” gefahren: Max Merkel, Werner Lorant, Peter Pacult - oder auch zuletzt Daniel Bierofka, der den Verein im Sommer 2017 in der Stunde Null übernahm und im ersten Anlauf den sofortigen Aufstieg in die Dritte Liga schaffte, gehören zu dieser Spezies von Übungsleitern…

Nach der freiwilligen Aufgabe des ehemaligen Nationalspielers macht’s nun der sympathische Oberpfälzer Michael Köllner - der Nürnberger Aufstiegstrainer, der 2004 noch an der Grünwalder Straße hospitierte, ist sozusagen der Anti-Bierofka.

Während die Vereinsikone im Lorant-Style seine Spieler über den Rasen scheuchte und ihnen alles abverlangte, versucht’s sein Nachfolger in den ersten Tagen auf die smarte, verständnisvolle Art und setzt dabei auf Kommunikation und viel Lob. Sogar ein Filmemacher, der von Hauptsponsor “Die Bayerische” eingesetzt war, durfte während der Trainingseinheit auf dem Platz Bewegtbilder aufnehmen. Man hört, dass sich Köllner sehr viel Mühe gibt, bei den Spielern und im Umfeld zu punkten. Köllner, der Kuschel-Löwe.

Mit Sascha Mölders, der als absoluter Bierofka-Treuer gilt und Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel nach dem unrühmlichen Trainer-Aus in einem lautstarken Monolog deutlich die Meinung geigte, führte Köllner schon ein längeres Gespräch auf dem Platz. Ob das Eis zwischen dem neuen Trainer und dem weiß-blauen Alphatier brechen wird? Auch Felix Weber, Aaron Berzel, Daniel Wein und Tim Rieder muss Köllner versuchen, auf seine Seite ziehen.

Köllner spürt: Je schneller er Zugang zur Mannschaft findet, desto erfolgreicher kann die gemeinsame Zeit werden. Ein Derby-Sieg am Sonntag gegen die favorisierten Bayern-Amateure könnte das Kennenlernen beschleunigen.