Köllner: Darum war ich wirklich in der 1860-Fankurve
- VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (Foto)
- 09.03.2020 12:33
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VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)
Als das Spiel am Samstagnachmittag in Jena nach drei Minuten unterbrochen wurde, lief 1860-Trainer Michael Köllner eilig die 50 Meter rüber in den Gästeblock, um die eigenen Fans zu warnen - warnen vor dem strikten Drei-Stufen-Plan des DFB. Nachdem der gute Schiedsrichter Florian Exner das Plakat gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp (“Die Doppelmoral des DFB ist der Hohn - und D. Hopp ein Hurensohn”) in der Jenaer Kurve zum Anlass nahm, die Spieler in die Kabine zu schicken und die Heimfans trotz Aufforderung des Stadionsprechers zunächst nicht bereit waren, das Plakat zu entfernen, war bereits Stufe 2 eingeläutet.
Die Drittliga-Begegnung stand kurz vor dem Abbruch - und genau das wollte Köllner den eigenen Fans vermitteln und redete nicht nur auf den Vorsänger der Ultras ein, sondern nahm ihn auch väterlich in den Arm. “Ich habe den Fans gesagt, wir müssen mit den Plakaten aufpassen”, erklärte Köllner gegenüber db24: “Das ist das, was mich ärgert. Wenn Jena schon ein Plakat zeigt, dass der DFB nicht zulässt, müssen wir nicht hinterherziehen. Ich fürchte dann immer einen Spielabruch. Und wenn beide Parteien das machen, weiß ich nicht, wer die Punkte bekommt. Am Schluss kriegt keiner die Punkte… Wir haben einen sportlich guten Lauf. Ich will meine Punkte auf sportlicher Ebene holen - und nicht durch so etwas.”
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Teilnehmer: 6190
Köllner könne den Protest in Fußball-Deutschland teilweise verstehen, sagt aber auch: “Ich kann mir vorstellen, das sich die Fangruppen in manchen Dingen nicht richtig beachtet fühlen und ihren Unmut zeigen wollen - aber es darf nicht sein, dass wir am Ende Punkte dadurch verlieren. Das war das Einzige, was ich gesagt habe. Ich denke, dass die Fans das dann auch kapiert haben. Am Ende konnte das Spiel dann auch verlässlich zu Ende gespielt werden.” Nachdem Köllner die Fans gewarnt hatte, kam auch Präsident Robert Reisinger von der Haupttribüne herunter. Nach einer kurzen Rücksprache mit 1860-Sicherheitschef Dominik Rasel ging er vom Absperrgitter direkt vor die Kurve, um ebenfalls die Fans zu besänftigen.
Als dann schließlich alles geklärt war, durfte der überragende Stefan Lex nach 13 Minuten Warten endlich seinen Eckstoß ausführen - Sekunden danach stand es 1:0 für Sechzig. „Ich hatte befürchtet, dass ich mir wehtue, wenn ich nach einer Viertelstunde kalt die Ecke reinhaue“, sagte Lex und fügte nach dem 3:0-Triumph im Paradies kopfschüttelnd hinzu: „Natürlich nervt das, wenn ein Spiel unterbrochen wird.“ Trotzdem zeigt er Verständnis für die strengen DFB-Auflagen: „Wenn Leute beleidigt oder im Fadenkreuz abgebildet werden – das hat meiner Meinung nach überhaupt nichts im Stadion zu suchen.”