Martin Kind für Abschaffung von 50+1: "Die Corona-Krise offenbart die aktuellen Schwächen"
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (Foto)
- 22.03.2020 13:32
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)
“Jetzt geht es darum, den Klubfußball wirtschaftlich zu retten.”
Sagte DFB-Vize Dr. Rainer Koch am Sonntag in der Sport1-Kultsendung “Doppelpass”. Ein Patentrezept gibt es in der Corona-Krise aber noch nicht. Immer mehr Klubs sprechen sich für Kurzarbeit aus, weil man die Dauer der Wirtschaftskrise noch nicht absehen kann. Bei 1860 dürfte es in dieser Woche zu einer Entscheidung kommen, wie man mit der neuen Situation umgeht. “Es fehlen TV-Gelder, Ticketeinnahmen und Geld von Sponsoren”, sagte 96-Fußballchef Martin Kind vermutlich stellvertretend für viele Klubbosse bei Sport1: “Kein Verein wird in der Lage sein, eine seriöse Finanzierung sicherzustellen. Das ist wirtschaftlich der Tod.”
Martin Kind spricht sich wiederholt für den Fall von 50+1 aus: “Meine Meinung ist ja bekannt. Wir sind ja eines der wenigen Länder, die diese 50+1-Regel kennen. In England nicht, in Frankreich nicht, in Italien nicht, in der Schweiz nicht, in Österreich nicht, Polen, Rußland und und so weiter. Wir sollten endgültige Klarheit schaffen. Ich persönlich empfehle, dass 50+1 fällt.”
Seine Begründung: “Für mich sind Bundesligavereine Wirtschaftsunternehmen. Wenn das so ist, muss das Wirtschaftsrecht gelten. Die Corona-Krise offenbart die aktuellen Schwächen. Meiner Meinung nach haben eigentlich alle Bundesliga-Vereine alle Fehler gemacht, die man in den unterschiedlichen Feldern machen kann. Viele haben in all den Jahren von der Hand in den Mund gelebt.”
1860 in Schieflage: Wem vertrauen Sie in der Corona-Krise am meisten?
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Und wie reagierte DFB-Vize Koch auf Kinds Aussagen? “Ein Herr Kind aus Hannover, Unternehmer in Deutschland ist für mich etwas ganz anderes als jemand, der aus Übersee oder der arabischen Welt kommt und Fußballvereine in Deutschland aufkaufen möchte. In Deutschland lebt der Fußball auch davon, dass die Fans, die Mitglieder sehr viele Mitwirkungsrechte haben.” Ob der BFV-Präsident das nochmal so sagen wird?
Kind wollte das jedenfalls nicht so stehen lassen: “Das Feindbild, da kommen Chinesen oder Araber - ich weiß nicht, ob uns das zusteht, solche Zuordnungen zu formulieren. Der Verein entscheidet, wem er Anteile verkauft - und da beginnt die Verantwortung der Vereine. Sie müssen entscheiden, will ich Gesellschafter aufnehmen, will ich dem 10, 30, 50 oder 100 Prozent verkaufen. Den Partner entscheiden die Vereine. Es ist ja nicht so, dass der vom Himmel fällt und sagt: ‘Ich übernehme einen Verein.’”
Der TSV 1860 hat im Jahr 2011 freiwillig 60 Prozent seiner Aktien der Fußballfirma an den Jordanier Hasan Ismaik verkauft.
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