Abschied durch die Hintertür: Warum schweigt Scharold?
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (Foto)
- 23.06.2020 08:25
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)
In sieben Tagen endet die wenig erfolgreiche Geschäftsführer-Zeit von Michael Scharold beim TSV 1860. Er hinterlässt seinem Nachfolger Marc Nicolai Pfeifer (er kommt vom Oberligisten Stuttgarter Kickers) einen Berg voller Probleme - und das liegt nicht allein an der Corona-Krise.
Nichts ist geklärt. Viele Fragezeichen beschäftigen die Löwen, aber vor allem der fehlende Etat für die Profi-Mannschaft für die Saison 2020/2021 steht ganz oben auf der To-do-Liste. Lassen beide Gesellschafter ihre sportliche Kommandobrücke um Günther Gorenzel und Michael Köllner im Stich? Wie lange kann man Stammkräfte wie Sascha Mölders oder Aaron Berzel noch hinhalten? Kann 1860 überhaupt mit Spielern verlängern und seinen Kader so verstärken, dass er wieder drittliga-tauglich wird?
Ohne Moos nix los!
— Nicolas Linner (@linner_nicolas) June 21, 2020
Und noch ist keines in Sicht. Sonst würde Finanz-Boss Michael #Scharold wohl keinen Abgang durch die Hintertür planen. Keine PK zum Kohle-Chaos beim #tsv1860 vor seinem Ausscheiden am 30. Juni. Transparenz geht anders! @TSV1860 https://t.co/ps0NDrkuyS
50+1-Geschäftsführer Scharold, der bei seinem Einstieg vor zweieinhalb Jahren noch große Pläne hatte, muss sich eingestehen, dass der TSV 1860 unter seiner Führung auf der Stelle getreten und wirtschaftlich weiter in einem desolaten Zustand ist. Beispiele hierfür gibt es genug: Im Winter konnte der einst so stolze Traditionsverein beispielsweise nur ein Trainingslager in La Manga absolvieren, weil Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik spontan die 40.000 Euro übernommen hat. Dass die Spieler in den strengen Winter-Monaten auf Rasen trainieren konnten, war Gönnern um Hauptsponsor “Die Bayerische” zu verdanken, die für die Begleichung der Heizölkosten aufkamen. Dass der bundesliga-erfahrene Tim Rieder im September 2019 Löwe wurde, ist auf die Überzeugungsarbeit von Ex-Trainer Daniel Bierofka zurückzuführen. Rieder, der vom FC Augsburg ausgeliehen ist, wollte unbedingt beim ehemaligen Nationalspieler trainieren und hat dafür sogar ein Bayernliga-Gehalt bei 1860 in Kauf genommen…
Die Kritik wird immer deutlicher: Sind Sie vom Kurs von Robert Reisinger noch überzeugt?
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Die Probleme bei 1860 müssen massiv sein - weil Scharold wortlos geht. Der Bad Endorfer will sich zu allen offenen Fragen nicht mehr äußern. Die 1860-Reporter hatten kürzlich um eine Presserunde gebeten - Scharold sagte freundlich ab. Hat Scharold einen Maulkorb bekommen? Was hat er zu verheimlichen? Ist die Situation an der Grünwalder Straße inzwischen so unübersichtlich? Auch Robert Reisinger, der Präsident, ist inzwischen wieder abgetaucht. Sein letztes öffentliches Statement enthielt vor drei Wochen u.a. eine Bitte an Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik.
Die Fans des TSV 1860 sind in diesen schweren Corona-Zeiten wie selbstverständlich zu ihrem Verein gestanden, haben über 45.000 (!) Geistertickets gekauft bzw. ihre Dauerkarten umgewandelt, damit das Minus so gering wie möglich bleibt. Wie es wirklich um die Löwen bestellt ist, will von Vereinsseite keiner beantworten - dabei hätten wenigstens die treuen Anhänger Transparenz verdient. Doch selbst das bekommt der Klub nicht hin - und das obwohl genau dies Reisinger nach seiner Bestätigung als Ober-Löwe eigentlich versprochen hatte…