VON OLIVER GRISS

Vor einigen Tagen hat der TSV 1860 die für fünf Jahre angelegte Partnerschaft mit Nike voller Stolz verkündet. Man träumt von alten (erfolgreicheren) Zeiten an der Grünwalder Straße. Demnächst sollen auch die neuen Kleider der Löwen vorgestellt werden - doch welche Spieler tragen sie?

Der zusammengeschrumpfte Etat von geschätzten 3,1 Millionen Euro auf rund 2,4 Millionen Euro macht die Arbeit alles andere einfach für die Löwen - Leidtragende sind vor allem Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel und Trainer Michael Köllner. Das Fundament, das nach dem Zwangsabstieg 2017 in den letzten drei Jahren mühevoll aufgebaut wurde, droht zu zerbröseln. Alles umsonst? Geht’s wieder von vorne los? Die sportliche Kommandobrücke kann jedenfalls nur mit dem Budget agieren, das die beiden Gesellschafter freigeben. Die Löwen befinden sich in der Budget-Falle. Die Kosten müssen gesenkt werden, um zu überleben.

Jetzt kann man natürlich behaupten, dass eine große Fluktuation in den Vereinen der Dritten Liga das Normalste der Welt sei, doch der TSV 1860 ist eben kein normaler Verein. Bei den Blauen legt die Fanbase sehr viel Wert auf Identifikation - Identifikation, die insbesondere Sascha Mölders und Aaron Berzel in den letzten Jahren sehr zur Freude der Fanszene vorgelebt haben. Dass beide Fanlieblinge in der neuen Saison noch gemeinsam auf dem Platz stehen, ist derzeit unrealistisch.

Der Reihe nach: Sascha Mölders, bester Löwen-Profi der abgelaufenen Saison, hatte am vergangenen Montag ein reduziertes Angebot von 1860 erhalten, dass er nicht unterschreiben kann. Es wirkt für ihn fast wie ein Affront. Der Corona-Tarif ist weit-weit unter dem, für den der 35-Jährige bislang gekickt hat. Fans, die Mölders Gier unterstellen, sind auf dem falschen Dampfer. Mölders hat zahlreiche Anfragen, würde aber gerne bei 1860 seine Karriere beenden. Eine Kompromisslösung? Derzeit nicht in Sicht.

Und wie gestaltet sich der Fall bei Berzel? Geschäftsführer Gorenzel kann dem 28-jährigen Verteidiger aktuell kein Angebot unterbreiten - und Berzel kann nicht warten. Das teilte der Spielerberater dem Verein am gestrigen Freitag mit. Der gebürtige Heidelberger braucht Planungssicherheit - für sich und seine Familie. Er wird nach db24-Informationen demnächst Vater. Das erste konkrete Angebot wird Berzel annehmen müssen, vor allem in turbulenten Zeiten wie diesen. 1860 wird ihm keines machen können, es sei denn, es finden sich doch noch externe Kräfte, die gemeinsam - wie im Vorjahr - das Gehalt von Berzel spendieren. 1860 braucht auch Verstärkung im Angriff und im offensiven Mittelfeld.

Wichtig ist jetzt, dass der Verein den treuen Fans zeitnah reinen Wein einschenkt, was in der nächsten Saison angesichts des Sparkurses aus sportlicher Sicht wirklich zu erwarten ist. Transparenz sollte das höchste Gut sein. Immer.