VON OLIVER GRISS

Am Freitagmorgen bin ich Richtung Grünwalder Straße 114 gefahren, um für ein Gewinnspiel ein Trikot im Fanshop zu kaufen. Am sogenannten “Grünspitz” bin ich kurz aufgeschreckt: Ein etwa zehnjähriger Bub hat mit seinem Fahrrad an der roten Ampel gewartet. Das ist an sich nichts Spektakuläres, sondern eher seine Kleidung ist mir sofort ins Auge gestochen: Der Junge hatte ein Trikot von RB Leipzig (!) an - und das ausgerechnet in Giesing, im Viertel des TSV 1860. Vor Jahren wäre dies undenkbar gewesen. Aber harte Arbeit wird irgendwann belohnt.

Aber wen wundert’s: Der große Fußball begeistert in erster Linie die Massen - und 1860 braucht in den nächsten Jahren vor allem für unseren Nachwuchs gute Argumente, um diesen für Blau zu gewinnen. Ein Stadion allein gewinnt nicht die Sympathien, sondern man sollte auch das kickende Personal so aufstellen, um zu punkten.

Aber: Wer sich in diesem Alter für die Löwen entscheidet, wird dies auf seinem weiteren Lebensweg jedenfalls nicht als Nachteil spüren. Es ist eine gute Charaktereigenschaft, nicht mit der Masse zu gehen, sondern seinen eigenen Weg einzuschlagen - den mit den Löwen. 1860 verspricht das pure Leben. Es gibt nicht zu oft Sonnenschein, dafür sehr viel Herzblut und Leidenschaft. Optimale Voraussetzungen, um das Leben zu meistern.

Und nun zum eigentlichen Thema: Der TSV 1860 vermeldete heute, dass bereits 3000 Löwen/Innen ihre Dauerkarten wieder bestellt haben. Angesichts der aktuell fehlenden sportlichen Perspektive und der noch ungeklärten Stadionwiedereröffnung für Fans eine beachtliche Resonanz. Was dem Verein zu gute kommt: 80 Prozent der 3000 Dauerkarten-Käufer haben sich für die Herzvariante entscheiden, heißt: Das Geld bleibt unwiderruflich bei 1860.

Man kann sich vor den Löwen-Fans nur verneigen, denn: Sie liefern - im Gegensatz zu den Funktionären und Spielern - immer.