"Das ist keine Raketenphysik": Schalke-Vorstand kritisiert BFV - und Koch sieht sich von Türkgücü getäuscht
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (Foto)
- 14.09.2020 09:45
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)
Dieser Fall, der sich derzeit auf bayerischer Fußballebene abspielt, bringt den DFB in die Bredouille - und den Bayerischen Fußballverband schwer unter Druck.
Der Reihe nach: Am Freitag kippte Drittliga-Aufsteiger Türkgücü München per Einstweiliger Verfügung des Landgerichts München I das DFB-Pokal-Spiel zwischen Schalke und Schweinfurt. Die Münchner wollen anstelle der Unterfranken an diesem Wettbewerb teilnehmen.
Es gibt einen Vorgang, auf den Türkgücü seine Klage stützt. Am Tag vor der Meldefrist änderte der Verband kurzfristig seine Spielordnung. Der Verband strich folgenden Satz: „Sollte zum Zeitpunkt der DFB-Pokal-Meldefrist der Spielbetrieb in der Regionalliga Bayern fortgesetzt worden sein, spielt die zu dem Datum beste Amateurmannschaft im DFB-Pokal.“ Als die Regionalliga ihren Spielbetrieb wegen der Pandemie unterbrach, führte Türkgücü die Tabelle mit neun Punkten Vorsprung an – und war damit die beste Amateurmannschaft.
Als 1860 im Jahr 2017 in die Regionalliga Bayern abgestiegen ist, wurde auch kurzfristig die Satzung zum Thema 50+1 geändert - mit einem Umlaufverfahren. Die Regionalliga-Vereine wurden seinerzeit per Mail informiert. Wird Unpassendes passend gemacht?
Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider kritisiert im aktuellen Fall gegenüber der “BILD” den BFV stark. “Das ist doch keine Raketenphysik. Alle anderen Landesverbände haben’s geschafft, nur der BFV nicht, der Schweinfurt erst eine Woche vorher benannt hat. Der BFV hat einen Fehler gemacht und versucht nun, den Schwarzen Peter Türkgücü zuzuschieben.” Auf eine SMS von BFV-Präsident Dr. Rainer Koch reagierte Schneider bis Sonntagabend nicht.
Bei Türkgücü hat nur ein einziger das Sagen - das ist der Präsident
Koch beruft sich derweil auf ein Treffen mit Türkgücü-Präsident Hasan Kivran, bei dem dieser dem Verbandsboss angeblich zugesichert haben soll, dem Plan, dass Schweinfurt anstelle von Türkgücü am DFB-Pokal teilnimmt, zuzustimmen. Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny (23) weiß davon nichts. “Wir waren völlig überrascht, dass Türkgücü Klage eingereicht hat”, erklärte Koch am Sonntagabend bei “Blickpunkt Sport”, nachdem der Sender Kothny zu Wort kommen hat lassen: “Herr Kothny wird zwar hier präsentiert, dass er derjenige ist, der die Entscheidungen trifft, aber das ist natürlich überhaupt nicht richtig. Tatsächlich hat bei Türkgücü nur ein einziger das Sagen - das ist der Präsident, Herr Kivran. Und der hat mit mir am 31. Juli eine klare Vereinbarung getroffen.” Starker Tobak.
Doch Koch als ausgewiesener 50+1-Experte sollte auch wissen: Der Geschäftsführer steht immer in der Haftung, auch der von Türkgücü - und es wird vermutlich keinen Verein in Deutschland geben, der freiwillig auf mehrere 100.000 Euro verzichtet…