Der Startelf-Check: Wie reif sind die Löwen wirklich?
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (Foto)
- 14.10.2020 09:52
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)
Besser hätten die Löwen fast nicht starten können…
Mit zehn Punkten aus vier Spielen grüßt der TSV 1860 von der Tabellenspitze der Dritten Liga. Das macht einen Punkteschnitt von 2,5. Eine aufstiegsreife Quote. Korrigieren die Löwen deshalb ihre Ziele? Nein! Zumal Trainer Michael Köllner beim 4:1 über Lübeck auch durchaus Negatives gesehen hat: “Ich schon viele Schwächen gesehen, da muss sich keiner Sorgen machen, dass wir abheben. Wir sind gut unterwegs, gut gestartet. Unbezwingbar sind wir sicher nicht!”
Doch genau daran feilt Köllner vor dem Liga-Hit in Rostock (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker). Die Kompaktheit der Mannschaft ist aktuell der größte Trumpf. Was den Löwne zudem in die Karten spielt, ist die immer besser werdende körperliche Verfassung. Bis auf Abwehrtalent Niki Lang (Bänderverletzung) sind alle Spieler fit. Das gab es lange nicht - und deswegen hat Köllner den Vorteil, dass er seine stärksten Akteure seit Wochen zur Verfügung hat. Nur auf der Sechser-Position ist der Trainer noch etwas sprunghaft. Die Übersicht zu Köllners Top-Elf:
Das Löwen-Tor: Marco Hiller hat im Vergleich zur Vorsaison einen deutlichen Sprung gemacht. Er wirkt abgebrühter als früher. Zwar hat er bei vier Anläufen noch kein Zu-Null-Spiel in dieser Saison geschafft, doch der 23-Jährige verleiht den Löwen eine große Sicherheit. Auf der Linie hat Hiller sowieso schon Zweitliga-Niveau.
Die Viererkette: Der Abwehrverbund wirkt wesentlich gefestiger als noch in der Vorsaison. Dass 1860 nun zwei Innenverteidiger hat, die großen Wert auf die Spieleröffnung legt, kommt der Mannschaft zu gute. Allerdings sind beim schnellen Umschaltspiel des Gegners und in der Lufthoheit durchaus Defizite auszumachen. Hier muss Trainer Köllner die Hebel ansetzen. Positiv: Die beiden Außenverteidiger Phillipp Steinhart und Marius Willsch interpretieren ihre Rollen offensiver. Willsch fiel zuletzt gegen Lübeck als Torschütze und Vorbereiter auf, Steinhart als guter Flankengeber.
Das Mittelfeld: Mit Rückkehrer Ritchie Neudecker haben die Löwen einen Spieler verpflichtet, der seine Rolle anders interpretiert als Efkan Bekiroglu. Der Ex-Paulianer ist ein Kilometerfresser, kein Ballschlepper. Bei beiden Siegen trat Neudecker als Entscheider auf: Beim 2:1 in Zwickau leitete er beide Tore ein, beim 4:1 über Lübeck traf er selbst - mit der Hacke. Gesetzt sind außerdem Dennis Dressel und Erik Tallig. Beide Mittelfeldtalente sind nicht nur sehr lauffreudig, sondern auch torgefährlich. Ein Plus im Spiel des TSV. Noch etwas sprunghaft ist Köllner allerdings auf der Sechserposition: Mal darf Daniel Wein ran, dann Dennis Erdmann. Zuletzt musste der Ex-Magdeburger aber 90 Minuten zuschauen. Vorteil Wein?
Der Angriff: Die Bundesliga-Erfahrung von Sascha Mölders und Stefan Lex macht sich deutlich bemerkbar. Für Mölders (35) gilt: Je älter, desto torgeiler. Drei Tore in vier Partien - macht er mit dieser Quote weiter, wird er seine Ausbeute aus der Vorsaison (15 Tore/15 Assists) übertreffen. Die Kapitänsbinde scheint dem Ex-Augsburger zudem sehr gut zu tun. Und Lex blüht unter Köllners Systemänderung ebenfalls auf, abzulesen auch an seinen Treffern (2) und Torbeteiligungen (2).
Wie reif die Löwen aber wirklich sind, wird sich in den nächsten zwei Wochen zeigen, wenn Rostock (Auswärts), Saarbrücken (Heim) und Haching (Auswärts) die Köllner-Elf nacheinander prüfen. Übersteht 1860 diesen anspruchsvollen Dreierpack schadlos, dann darf an der Grünwalder Straße 114 geträumt werden.