VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Daniel Wein (27) gilt als der Unverwüstliche beim TSV 1860. Egal, wen er vor die Nase gesetzt bekommt, am Ende spielt der gebürtige Münchner immer. Er hat bei den Löwen den Weg von der Regionalliga in die Dritte Liga mitgemacht. Jetzt klopft der Mittelfeldstratege mit den Löwen ans Tor zur Zweiten Liga. Das db24-Interview:

db24: Am Samstag hat der TSV 1860 wieder ein ganz wichtiges Spiel vor der Brust: Übertreiben wir, wenn wir den Vergleich mit dem Tabellendritten Hansa Rostock als Sechs-Punkte-Spiel bezeichnen?

DANIEL WEIN: Nein, das sehe ich anders. Es ist aber ein sehr wichtiges Spiel. Es ist ein direkter Konkurrent, wenn wir oben dranbleiben wollen. Wir hatten in der letzten Saison schon mal eine ähnliche Situation - damals haben wir gegen Rostock daheim leider verloren. Wir sind heiß! Wir haben was gutzumachen, wir wollen dieses Mal gewinnen! Wir wissen aber auch, dass Siege wie von Rostock zuletzt gegen Verl, als die Mannschaft ein 0:2 in ein 3:2 umbiegt, noch einmal einen großen Push verleihen können. Dieser Sieg in der Nachspielzeit macht es für uns nicht einfacher.

Rostock? Die Spielweise kommt uns entgegen

db24: Mit welcher taktischen Ausrichtung ist beim Gegner zu rechnen?

Ich glaube nicht, dass sich Rostock hinten reinstellt (lacht). Das haben wir auch schon im Hinspiel beim 1:1 gesehen. Hansa ist eine Mannschaft, die gut presst und immer wieder ihre Chance in der Offensive sucht. Diese Spielweise kommt uns entgegen, dadurch können wir schnell umschalten und bekommen unsere Kontermomente - das ist besser, als wenn der Gegner mit allen elf Spielern im eigenen Strafraum verteidigt.

db24: In den letzten beiden Heimspielen gegen Meppen (1:1) und Zwickau (0:1) wurde der Köllner-Code entschlüsselt. Was spricht trotzdem in dieser Saison für ein positives Ende im Aufstiegskampf?

Zunächst einmal: Es hat nicht so viel zu sagen, dass wir die letzten beiden Heimspiele nicht gewonnen haben. Ich finde, dass wir vor allem in der ersten Hälfte gegen Zwickau ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Wir sind sehr gut drauf - und haben eine hohe Qualität in der Mannschaft. Wir haben in dieser Saison auch schon bewiesen, dass wir enge Spiele gewinnen können - wie gegen Bayern oder Ingolstadt. Vor dem Ingolstadt-Spiel hieß es: Wir können gegen die Großen nicht gewinnen. Auch wenn’s eng war, wir haben Ingolstadt mit 1:0 besiegt. Solche Siege geben uns Selbstvertrauen. Jetzt liegt es an uns, ob wir das bis zum Ende durchhalten. Prinzipiell ist es in dieser Liga so: Gewinnst du ein paar Spiele am Stück, dann hast du gute Chancen, bis zum Schluss vorne zu stehen. Das Wichtigste ist die Kontinuität. Und was uns auch Mut macht: Ich habe in dieser Saison noch keine Mannschaft gesehen, der wir unterlegen waren oder die uns hergespielt hat.

Das größte Faustpfand dürfte aber in dieser Saison vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit sein.

Das sehe ich auch so. Der Slogan “Ein Team, ein Weg” ist nicht nur irgendein Claim, sondern Realität. Wir sind ein gutes Team, wir halten zusammen und wissen, um was es geht. Was auch für die Geschlossenheit spricht: Wir haben die meisten verschiedenen Torschützen in der Dritten Liga - 14 an der Zahl. Das zeigt nicht nur, dass wir uns gut verstehen, sondern auch sehr ausgeglichen sind.

Und jetzt kommt’s: Sie fehlen noch als Torschütze in diesem Ranking…

(lacht): Ja, leider. Man nimmt sich vor jedem Spiel vor. Das hängt aber leider auch etwas mit meiner Position zusammen. Ich komme jetzt nicht so oft in die Abschlussposition. Und bei den Standards bin ich momentan eher der, der die Bälle reinschlägt (wie beim 3:0 in Magdeburg zweimal erfolgreich, d. Red.) - aber klar: Ohne Torerfolg will ich diese Saison sicher nicht abschließen.

db24: Aus der einstigen Skandalnudel 1860, ist inzwischen ein ruhiger Verein geworden: Wie dienlich ist das eigentlich für die sportlichen Leistungen auf dem Platz?

Das ist natürlich ein Riesenvorteil, dass es so ruhig wie lange nicht ist. Es gibt keine Störfeuer! Aber das hängt aus meiner Sicht auch damit zusammen, wie wir als Mannschaft performen: Und wir sind vorne dabei, wir spielen einen guten Fußball. Es gibt eigentlich wenig auszusetzen.

db24: Was auffällt: Egal wer kommt, sie behaupten sich am Ende immer. Sind Sie ein besonders zäher Löwe?

Wir sind im Profigeschäft - es ist klar, dass der Konkurrenzkampf noch härter als beispielsweise in der Regionalliga ist. Und ich will immer spielen, egal gegen wen ich mich durchsetzen muss. Zum Anfang der Saison hat es nach einem Zweikampf zwischen Dennis Erdmann und mir ausgesehen - und ich lass mich auch nicht unterkriegen, wenn ich einmal - wie gegen Mannheim und Kaiserslautern - wegen einer Gelbsperre draußen bin. Ich versuche, dass ich mir das nicht anmerken lasse, wenn ich nicht spiele und unzufrieden bin. Aber welcher Fußballer sitzt schon gerne auf der Bank? Ich kenne keinen!

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db24: Trainer Michael Köllner hat zuletzt gesagt: “Daniel Wein ist einer meiner Lieblingsspieler!” Große Ehre oder Balast?

Mich freuen solche Aussagen natürlich, aber ich weiß auch: Wenn ich meine Leistung nicht bringe, bin ich schneller draußen als ich mir vorstellen kann. Einen Freifahrtsschein hat bei 1860 keiner!

db24: Plaudern Sie für uns mal aus dem Nähkästchen: Was zeichnet Köllner besonders aus?

Die Menschlichkeit! Köllner geht super um mit uns allen - und er gibt uns vor jedem Spiel auch einen sehr guten Plan an die Hand. Das hat man ganz gut gegen Magdeburg gesehen: Wir wussten ganz genau, was der Gegner machen will - und so konnten wir uns excellent darauf einstellen. Wir haben immer Lösungen an der Hand.