VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Sascha Mölders wird in neun Tagen stolze 36 Jahre alt. Er ist trotz dieses fortgeschrittenen Alters der beste Spieler im Kader des TSV 1860 - doch genau das zeigt auch die Probleme auf: Trifft der frühere Bundesliga-Stürmer des FC Augsburg nicht oder erwischt gleichzeitig einen schlechteren Tag, dann gibt’s selten die volle Ernte für die Löwen.

Ist die Abhängigkeit von Mölders zu groß für 1860?

Quirin Sterr von “Createfootball”, Spezialist in der Fußball-Datenanalyse, sagt gegenüber db24: “Performt Mölders in einem Spiel nicht, gibt es für den TSV meistens nichts zu holen. Ausschlaggebend hierfür ist, dass Mölders als Wandspieler nicht nur als Torjäger fungiert, sondern das komplette Angriffsspiel auf seinen Spielstil ausgelegt ist. Zum einen wird er immer wieder als Anspielstation für hohe oder flache Anspiele gesucht, um den Ball festzumachen und ein Nachrücken der Mitspieler zu ermöglichen. Er hat 21 Offensiv-Zweikämpfe. Damit belegt er ligaweit Platz 3 - nur Stefan Kutschke und Marvin Pourie sind aktiver.” Dabei gewinnt Mölders zwar nur 34 Prozent seiner Duelle, bindet dabei aber häufig einen oder mehrere Gegenspieler.

Vor dem Tor glänzt Mölders, dem in dieser Drittliga-Saison bereits 15 Treffer gelangen, mit einer Chancenverwertung von 31 Prozent. Der Angreifer hat 32,6 Prozent aller 1860-Tore erzielt. Sterr: “Bei keinem anderen Team der Top 8 gibt es eine derartige Abhängigkeit von einem Stürmer - mit Ausnahme von Türkgücü: Petar Sliskovic hat 35,2 Prozent aller Tore für seinen Verein erzielt.” In der Regel verteilt sich in den Top-Klubs die Tor-Last auf verschiedene Schultern. Bei 1860 ist Mölders der einzige Spieler, der zweistellig treffen kann.

Was noch offensichtlich ist: In neun Spielen der laufenden Saison wurde maximal nur eine Torchance für Mölders kreiert – acht dieser Spiele konnte man nicht gewinnen. Nur beim 1:0 gegen Ingolstadt klappte es. Sterr: “Dies zeigt, dass Mölders zwar effektiv ist, doch natürlich auch angewiesen ist, dass die Kollegen ihm die Bälle servieren. Passiert das nicht, kann man quasi nicht gewinnen, da es keinen weiteren Angreifer gibt, der torgefährlich ist. Einzig Lex wird immer wieder gesucht, konnte aber nur sechs von 27 Torchancen verwerten.”

Ergo: Den Löwen fehlt ein zweiter torgefährlicher echter Angreifer neben Mölders im Kader. Ob Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel auf dieses Defizit für die neue Saison reagiert?