VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Dresdens Geschäftsführer Ralf Becker hatte zuletzt unangenehme Dinge angesprochen. Der 50-Jährige kritisierte KFC Uerdingen, Türkgücü München und den 1. FC Kaiserslautern.

Sein Vorwurf im “Kicker”: unlautere Mittel und Wettbewerbsverzerrung. “Jeder, der sich dieses Jahr ein bisschen mit der 3. Liga beschäftigt hat, der weiß, dass es Wochen gab, wo keiner wusste: geht’s weiter oder geht’s nicht weiter? Das sind Dinge, die müssen im Vorfeld einfach geklärt sein. Da müssen wir aufpassen. Die sportlichen Ergebnisse, die ein Verein erzielt, müssen hinten angestellt werden und wir müssen schauen, dass wir alle gemeinsam ein gutes Bild abgeben.”

Becker weiter: “Es gibt einfach Konstrukte, die wahnsinnig viel Geld ausgeben, den Markt verrückt machen. Und am Ende ist es dann doch immer so, dass der eine oder andere die Lust verliert. Das ist eine Sache, die finde ich sehr schädlich.” Durch den Einstieg der Investoren seien “die Gehälter in der 3. Liga im Vergleich zu meiner Zeit in Kiel extrem nach oben geschossen”, sagt Becker, der von 2016 bis 2018 für Holstein arbeitete. Der Kicker vergleicht: In der Saison 2016/17 habe jeder Klub durchschnittlich 3,273 Millionen Euro für den “Personalaufwand Spielbetrieb” ausgegeben, 2019/20 waren es 4,241 Millionen - eine Steigerung um 29,5 Prozent.

Was man aber bei aller Kritik aus dem Osten wissen muss: Ausgerechnet Beckers Klub Dynamo Dresden ist mit rund neun Millionen Euro der Etat-Krösus - vor Uerdingen, Türkgücü und Kaiserslautern. Die Sachsen haben nach dem Zweitliga-Abstieg im vergangenen Sommer die besten Spieler zusammengekauft, u.a. Sebastian Mai, Yannick Stark, Philipp Hosiner, Christoph Daferner, Patrick Weihrauch oder Pascal Sohm - und auch wieder Niklas Kreuzer zurückgeholt.

Die Löwen verfügen über einen Gesamt-Etat für den Sport von knapp fünf Millionen Euro. Auch in der nächsten Saison wird sich daran nichts ändern.

Was Becker besonders aufstößt, ist das Geschäftsgebaren in der Pfalz. Trotz eines Insolvenzverfahrens investierte der abstiegsbedrohte FCK überdurchschnittlich viel Geld in neue Spieler (darunter auch Ex-Löwe Tim Rieder), während Dresden beispielsweise auf vereinbarte Gelder aus Kaiserslautern verzichten musste. Die letzte Rate für den Verkauf von Stürmer Lucas Röser fiel in die Insolvenzmasse. Statt den vereinbarten 50.000 Euro flossen angeblich nur 2.000 Euro. Becker: “Das ist einfach ein negatives Beispiel. Diesen Weg finde ich einfach sehr kritisch.”

Beckers Wunsch an die Klubs: “Wir müssen uns immer hinterfragen, ob wir das, was wir da machen, immer im Sinne des Fußballs machen. Natürlich müssen wir erfolgreich sein. Aber wir müssen auch gewisse Regeln einhalten. Damit auch in 20, 30 Jahren die Stadien noch voll sind.”