VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Es gab viele knifflige Situationen im Finale zwischen Ingolstadt und 1860 (3:1), das den Relegationsplatz entschieden hat. Bei der roten Karte gegen Marco Hiller nimmt der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Babak Rafati den Spielleiter Deniz Aytekin in Schutz. Gegenüber liga3-online.de sprach er über die Szenen:

das Handspiel von Dennis Erdmann: “Nach einem Eckball für Ingolstadt berührt ein Ingolstädter den Ball mit dem Kopf, und von da aus springt der Ball an den ausgespreizten Arm von Erdmann, der den Ball blocken kann. Das ist ein strafbares Handspiel, weil die Berührung bei der Kopfballverlängerung derartig minimal ist, dass kaum eine Richtungsänderung vorliegt und somit der Ball eine lange Flugbahn vor dem Handspiel hat. Zudem nimmt Erdmann fahrlässig in Kauf, dass der Ball an den Arm springt. Es hätte einen Elfmeter für Ingolstadt geben müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt.”

die Rote Karte gegen Marco Hiller: Nach einem langen Ball läuft Kaya allein auf das gegnerische Tor zu. Dabei kommt Keeper Hiller aus seinem Tor herausgeeilt. Kaya legt sich circa 18 Meter vor dem Tor den Ball links am Torwart vorbei und will dann an ihm vorbeilaufen. Allerdings springt Hiller mit dem ausgestreckten Bein dazwischen und anschließend kommt Kaya zu Fall. Der Schiedsrichter pfeift. Hierbei stellen sich zwei Fragen. War das ein Foul vom Keeper und wenn ja, war das eine Vereitelung einer klaren Torchance und somit eine Notbremse? Zur Notbremse gibt es keine zwei Meinungen: Kaya wäre allein auf das leere Tor zugelaufen, da die beiden Verteidiger von 1860 München nicht mehr hätten eingreifen können. Auch kann man nicht argumentieren, dass er sich den Ball zu weit nach links gelegt hat. Das sind 1-2 Meter und das reicht in der 3.Liga nicht, um das leere Tor nicht zu treffen. Zur Frage Foul oder kein Foul: Hier wird es knifflig. Es sieht danach aus, dass der Keeper mit dem ausgestreckten Bein Kaya an dessen linken Fuß trifft, aber selbst im TV-Bild ist nicht zweifelsfrei aufzulösen, ob es tatsächlich diesen Kontakt gibt, der in dieser hohen Geschwindigkeit ausreichen würde. Deshalb ist der Schiedsrichter auch beim Pfiff noch unentschlossen, was man klar an seiner abwartenden Körpersprache erkennt – sonst wäre der Schiedsrichter schon aus 10 Metern mit der roten Karte in der Hand auf den Torhüter zugelaufen…Sehr gut vorstellbar, dass der Schiedsrichter zum Zeitpunkt des Pfiffs nicht wusste, für welche Kartenfarbe er sich gleich entscheiden wird. Er nimmt sich die notwendige Zeit und wird womöglich das Verhalten von Hiller, nachdem ihn die Gegenspieler attackieren, in seine Entscheidungsfindung eingebracht haben. Wenn man all diese Fakten und Indizien zusammenführt, liegt eine vertretbare Entscheidung vor, Hiller die rote Karte wegen Notbremse zu zeigen.”

das Foul an Phillipp Steinhart in der gegnerischen Hälfte vor dem 0:2: “Vor dem Strafraum von Ingolstadt kommt es zu einem Zweikampf. Dabei geht Franke zuerst zum Ball und spielt diesen. Unmittelbar während dieser Aktion streckt Steinhart das Bein aus, will auch zum Ball, berührt kurz darauf den bereits gespielten Ball und bekommt dabei den Fuß von Franke in dessen Ausholbewegung zum Ball an den eigenen Fuß. Diesen Vorgang kann man selbst im normalen Ablauf durch die Flugbahn des Balles erkennen. Dadurch, dass der Ball Spielobjekt ist, liegt kein Foulspiel vor, sodass das 2:0 für Ingolstadt regulär ist. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.”