VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Nein, überzeugt haben die Löwen in der bisherigen Saison-Vorbereitung nicht. In keinem der angewandten Spielsysteme. Meist hat Michael Köllner das 3-1-4-2-System proben lassen - und was dabei besonders ins Auge gestochen hat: 1860 zeigte sich hinten überraschenderweise anfällig. In keinem der vier Tests blieb der von den meisten Drittliga-Trainern erkorene Aufstiegsfavorit ohne Gegentreffer. Die Souveränität aus der Vorsaison ist erst einmal weg. Köllner: “Wir haben letztes Jahr auch meistens mit Dreierkette gespielt – im eigenen Ballbesitz. Letztlich ist das nur eine Weiterentwicklung unseres Spielstils, nichts Dramatisches.”

Doch die Sicherheit holte man sich mit diesem Spielsystem nicht. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um bis zum Liga-Start gegen Würzburg (24. Juli) sattelfest zu werden. Am Samstag steht in Nürnberg (13 Uhr, db24-Ticker) die Generalprobe an - und Köllner wird sich fragen: Zurück zu den Basics - zurück zum höchst erfolgreichen 4-1-4-1-System, mit dem der TSV 1860 in der letzten Saison knapp am Zweitliga-Aufstieg gescheitert ist?

Problem zum Start: Die Löwen haben zwar die Stammelf halten können und sich zudem mit Yannick Deichmann, Marcel Bär und Kevin Goden vestärkt, doch erstmals unter Köllner hat 1860 auch Personalsorgen. Deswegen ist Trainer Köllner gezwungen, zu experimentieren. Weil Marco Hiller zwei Spiele gesperrt ist, muss der unerfahrene Tom Kretzschmar ins Tor. Ebenfalls bitter: Weil der in der Vorsaison bärenstarke Rechtsverteidiger Marius Willsch (Schambeinentzündung) auf unbestimmte Zeit ausfällt und auch mögliche Alternativen für diese Position aus den unterschiedlichsten Gründen noch kein Thema sind (Daniel Wein, Kevin Goden), muss der gelernte Offensivspieler Yannick Deichmann hinten rechts aushelfen. Der gebürtige Hamburger macht das zwar ganz gut, doch fehlt er den Löwen dadurch in eingeplanten Offensivstelle.

Was erschwerend hinzu kommt, ist die Tatsache, dass Spieler wie Dennis Dressel, Richard Neudecker und Stefan Lex in der Vorbereitung bislang hinter den Erwartungen geblieben sind. Und die Talente, die mit Ausnahme von Niki Lang hinten dran stehen, sind noch weit weg, um auf die etablierten Kräften Druck auszuüben. Heißt: Ein großer Konkurrenzkampf um die Startplätze ist auch in dieser Saison an der Grünwalder Straße 114 nicht zu erwarten - und das in der Saison, in der die Rückkehr in die Zweite Liga klappen soll. Zuletzt hatte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel gesagt: “Es wird eine richtungsweisende Saison.” Für alle.