VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Nein, der TSV 1860 ist aktuell nicht gut auf den DFB zu sprechen…

Der Grund: Viele kuriose Entscheidungen zu Lasten der Klubs und die negative Entwicklung im deutschen Fußball.

Brennpunkt Kadergröße: Nach einer knappen Entscheidung der Vereine für eine Erhöhung der jeweiligen Drittliga-Kader (von 18 auf 20 Spieler) hat Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel eine klare Meinung. “Ich denke, man tut der Dritten Liga mit einem 20-Mann-Kader keinen Gefallen”, erklärte der Österreicher am Freitag auf db24-Anfrage, “denn die Kosten werden weiter nach oben geschraubt: Du hast mehr Kaderplätze, mehr Prämien, mehr Reisekosten. Aber wir sind in einer Demokratie. Was mich massiv stört: Es hat eine Abstimmung bei der Managertagung gegeben, wo sich 11:9 für diese neue Regelung stark gemacht haben. Wir müssen das so hinnehmen, aber von der Konzeption hinterfrage ich das schon.” Heißt: Gorenzel hat als 1860-Vertreter dagegen gestimmt, fügt sich aber dem Ergebnis.

Brennpunkt Jugendförderung: Der Spieltagskader ist jetzt zwar größer - aber die Pflicht, Talente in den Kader nehmen zu müssen, wurde numerisch nicht angepasst. Die alte Regel besagt, dass in der Dritten Liga stets mindestens vier Spieler im 18-Mann-Spieltagskader stehen müssen, die zu Saisonbeginn das 23. Lebensjahr nicht vollendet haben und noch für eine deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt sind. Gorenzel: “Man muss die U-Regelung erhöhen. Mit dem 20-Mann-Kader wurde das verwässert. Ich kann eigentlich zwei Spieler, die keine Rolle spielen, auf den Spielberichtsbogen schreiben. Das hat nichts mehr mit einer Ausbildungsliga zu tun, was da veranstaltet wird. Im Prinzip ist das ein Wettrüsten Richtung Zweite Liga. Ob das der richtige Weg für den deutschen Fußball ist, das wage ich zu bezweifeln.”

Brennpunkt Zukunftsabsicherung Vereine & Spieler: Viele Vereine kratzen in der Dritten Liga an der Pleite - der Traditionsklub KFC Uerdingen meldete zuletzt Insolvenz an und will nun in der Oberliga wieder anfangen. Andreas Rettig, Geschäftsführer von Viktoria Köln, warnte jüngst, dass man “sehenden Auges Sozialfälle produziert”. Vereine leben über ihre Verhältnisse, aber auch Spieler: Sie fahren in der aktiven Zeit dicke Autos auf Pump (Porsche etc.) - nach dem Karrierende holt sie dann nicht selten die Vergangenheit ein. Gorenzel: “Es fehlt ein schlüssiges Konzept. Was ist das Konzept? Was ist das Ziel?”

Auch Trainer Michael Köllner hebt warnend den Zeigefinger: “Die EM, aber auch die Olympischen Spiele zeigen, dass der DFB wieder was verpasst hat, seine direktive Situation zu nutzen. Mit einer direktiven Entscheidung hätte der Verband den Takt vorgeben können. Der DFB muss wissen, was er mit seiner Liga macht. Wenn ich am Ende demokratisch die Dinge auf die Vereine abwälze, dann habe ich auch nichts gewonnen. Dann entscheiden Vereine den deutschen Fußball - und das ist nicht der Sinn und Zweck. Der Verband sollte immer die Hoheit über solch wichtige Themen haben. Der DFB hat wieder eine Chance verpasst. Am Ende braucht sich keiner zubeschweren, warum wir keine U-Nationalspieler haben…”

Volle Breitseite gegen den DFB von der Grünwalder Straße. Wann wacht der Verband endlich auf?