Der Allesfahrer-Bus fährt nicht mehr! Wöll: "Mich nerven die Rahmenbedingungen"
- VON OLIVER GRISS
- 31.07.2021 09:26
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VON OLIVER GRISS
Als die Löwen am 7. März 2020 letztmals von ihren eigenen Fans auswärts begleitet wurden, standen beim 3:0-Sieg in Jena ganz andere Fan-Themen auf der Agenda: Der ligaweite Hass gegen Hoffenheims Investor Dietmar - und die ständige Hetze gegen 1860-Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik. Das ist nun 16 Monate her, seitdem hat sich durchaus ein Wandel vollzogen.
Heute werden die Löwen von 1050 (!) Fans zum Auswärtsspiel in Wiesbaden begleitet (14 Uhr, db24-Ticker) - damit dürfen zum ersten Mal seit dieser langen Durststrecke wieder 1860-Fans ihre Mannschaft in der Fremde unterstützen. “Endlich”, schnauft Roman Wöll durch: “Ich kann es nicht mehr erwarten. Wir wollen einfach nur Fußball sehen. Ich hatte Entzugserscheinungen.”
Doch auch für den Münchner Kultfan ändert sich mit dem Fan-Revival in Wiesbaden einiges, denn der legendäre Allesfahrer-Bus, der seit 1993 besteht, ist vorerst gesprengt. Der 66-jährige Wöll fährt nicht mehr mit seinen alten Kumpels Fritz Fehling und Franz Hell (67) zu den Auswärtsspielen des TSV 1860.
Die Pandemie ändert das Fanleben. “Wir haben keinen Bus bekommen”, ärgerte sich Wöll am Freitag im Gespräch mit db24: “Ich fahr bei den Kasinger Löwen am Lenting mit - das ist meine erste Busreise seit dem unvergessenen UI-Cup-Spiel in Smederovo. Und der Fritz fährt mit Freunden aus München mit - der Franz bleibt ganz zu Hause. Ihm geht’s gesundheitlich nicht so gut.” Franz Hell hatte sich jahrelang in der ARGE engagiert - doch das kam bei vielen Andersdenkenden nicht gut an. Vor einem Jahr hatte Hell schließlich einen Herzinfarkt. Seitdem lässt er es ruhiger angehen. Hell: “Ich will noch ein paar Jahre leben.”
Wölls Begeisterung für 1860 ist ungebrochen, “weil es bei mir nur um Fußball geht.” Trotzdem ist Wöll angefressen: “Mich nerven die Rahmenbedingungen. Man weiß nie, ob man eine Karte bekommt. Das ist ein Elendskampf. Die Kurzfristigkeit nervt. Da wird das Löwen-Herz schon richtig auf die Probe gestellt. Am meisten nervt mich aber, dass man ohne das Internet nur noch als Fan zweiter Klasse behandelt wird.”