VON OLIVER GRISS

Als Günther Gorenzel am Freitag in der Spieltags-Pressekonferenz stolz verkündete, dass Michael Köllner “frei” getestet wurde und unter strengen Auflagen aus dessen häuslicher Quarantäne nach Halle reisen dürfe, war logisch, dass man an der Saale dieses Vorgehen hinterfragen wird. Wir hatten Gorenzel kurz nach seinem Statement auch damit konfrontiert. Vielleicht war man hier auf Seiten des TSV 1860 sogar etwas blauäuig…

Dass sich allerdings die Stadt Halle einschaltet und dem Löwen-Trainer ein Haus- und Arbeitsverbot erteilt, war wiederum nicht zu erwarten. Halle hat sich entschieden, dass es für Köllner keine Extrawurst gibt, und er seine Mannschaft in Halle nicht coachen darf. Durch die blaue Löwen-Brille ist das natürlich ein Affront, keine Frage. Aber vielleicht ist dieser Vorgang den Löwen auch eine Lehre für die Zukunft, denn Halle ist wirklich nicht dafür verantwortlich zu machen, dass Köllner sich erst verspätet impfen hat lassen. Nicht immer sind die Anderen schuld, Löwen!

Womöglich würde Gorenzel seine Presseerklärung vom Samstagmorgen mit ein wenig Abstand nicht mehr in dieser Schärfe veröffentlichen. Er sagte: “Wir akzeptieren die Entscheidung, aber wir akzeptieren sie nur unter großer Missbilligung.” Und Gorenzel fragte sich, ob das mit “fairem Wettbewerb” zu tun habe. Seine Kernaussage: “Wenn künftig lokale Politiker und gesundheitspolitische Instanzen direkt in den sportlichen Wettbewerb eingreifen, haben wir im deutschen Profifußball in dieser Spielzeit noch mit vielen Entscheidungen am grünen Tisch zu rechnen und nicht, wie es sein sollte, am grünen Rasen.”

Für die Löwen gibt es heute in Halle sowieso nur eine Antwort: Mit Wut im Bauch für klare Verhältnisse auf dem Platz sorgen.