VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Bubi Bründl hat nur 42 Bundesligaspiele (13 Tore) für den TSV 1860 absolviert. Eines dieser Duelle wird der Löwen-Veteran sein Leben lang nicht vergessen: Am 30. März 1968 erzielte Bründl einen Doppelpack beim 3:2-Derby-Triumph in der Bundesliga über den FC Bayern - und das besondere dabei: Sein Gegenspieler war kein Geringerer als Franz Beckenbauer, der - so sagt man heute noch - schwindlig vom Bubi gespielt wurde. Heute feiert der sympathische Niederbayer, der in Eichenried bei München lebt, seinen 75. Geburtstag. Das db24-Interview zum Ehrentag.

db24: Bubi Bründl, wie wird heute gefeiert?

BUBI BRÜNDL: Eigentlich gar nicht. Heute nur im kleinen Kreis. Ich feiere erst am Wochenende. Ich habe ja drei Kinder, sechs Enkelkinder. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist gar nicht so einfach (lacht). Mit meiner Tennisgruppe wird auch noch separat gefeiert. Und dann trainiere ich ja auch noch bei der U50 des FC Eichenau mit, die in der Ehrenliga spielt.

db24: Chapeau, Sie stehen mit 75 noch auf dem Platz?

Ja - und das macht mir noch riesig Spaß. Mir geht’s super. Ich kenne das Gefühl von Verletzungen glücklicherweise nicht. Ich hatte noch nie eine Operation. Toi, toi, toi. Deswegen spiele ich noch Fußball - und auch Tennis.

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db24: Sie gehörten zwischen 1965 und 1968 nur drei Jahre zum Profikader des TSV 1860 - und verließen dann den Klub. Warum?

Ich war immer ein Sechzger, aber das Angebot, was sie mir gemacht hatten, war nix Gescheites. Ich war im erweiterten Aufgebot von Helmut Schön und hatte viele Angebote aus der Bundesliga, bemüht hat sich aber 1860 nicht, mich zu halten. Das hatte mich damals sehr geärgert, weil ich gerne geblieben wäre, aber einfach auch an mich denken musste: Die Fußballerzeit ist nicht lang - und so bin ich zum 1. FC Köln gewechselt. Meine erfolgreichste Zeit hatte ich aber bei Eintracht Braunschweig. Dort blieb ich 4,5 Jahre - und wurde im Uefa-Cup auch mal Torschützenkönig.

db24: Plaudern Sie mal aus dem Nähkästchen. Was hatten Sie damals bei 1860 verdient?

Mit 1860 habe ich einen Dreijahres-Vertrag, der vom DFB reguliert war, unterschrieben: 1200 Mark Grundgehalt, 15.000 Mark Handgeld - und Prämien.

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db24: In der Saison 1965/1966, als die Löwen deutscher Meister wurde, kamen Sie zu keinem Einsatz. Fühlen Sie sich trotzdem als Meister-Löwe?

Ich fühle mich nicht als Meister, aber als Mitglied. Ich war ab und zu als Ersatzspieler dabei. Das Problem war einfach damals, wenn man von einem Problem überhaupt sprechen darf: Wir hatten im Angriff sechs Nationalspieler - und ich war ein junger Kerl. Und Max Merkel ist nicht unbedingt auf junge Spieler gestanden, sondern arbeitete lieber mit fertigen Fußballern. Das war mein Pech. Er hat immer zu mir gesagt: “Mei Bua, dei Zeit kommt noch!” Merkel war kein Freund der Talente.

db24: Wer war der beste Löwen-Spieler aller Zeiten für Sie?

Von Peter Grosser habe ich sehr profitiert, denn er konnte mir den Ball in den Fuß spielen - und ich war beidfüßig (lacht). Aber der Radi, der war der Größte. Er war der weltbeste Torhüter. Er konnte einfach alles.

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db24: Trotz großer Namen hat es der TSV 1860 nie geschafft, verdiente Spieler mit dem nötigen Know-How einzubinden…

Ja, das ist seit Jahrzehnten ein Riesenfehler von 1860. Man hätte es so machen müssen wie der FC Bayern. Aber ich erinnere mich noch gut an eine Aussage von Karl-Heinz Wildmoser. Er wollte keine Götter neben sich, er wollte der Alleinherrscher sein. Das war echt schade, denn es wären in dieser Zeit viele ehemalige Spieler dagewesen, die nicht nur gute Fußballer waren, sondern auch schlaue Köpfe: Peter Grosser, Fredi Heiß, Wilfried Kohlars - oder Petar Radenkovic. Vor allem wären sie eines gewesen: Türöffner, weil sie so beliebt waren.

db24: Wen würden Sie heute gerne bei 1860 in verantwortlicher Position sehen?

Den Thomas Miller hätte ich mir immer gewünscht. Das ist einer, der nimmt kein Blatt vor den Mund. Aber der will das nicht. Und, ja: Marcel Schäfer würde mir auch gefallen. Er ist ein super Mmann! Aber der ist beim VfL Wolfsburg dick im Geschäft.

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db24: Wie bewerten Sie 1860 heute?

Die Entwicklung ist schade, weil wir alle wissen: 1860 hat die treuesten Fans. Sie alle hätten mehr verdient als nur Dritte Liga. Es gibt keinen Verein in Europa, der solche leidenschaftlichen Anhänger hat. Jeder andere Verein hätte nach diesen negativen Einschlägen in den letzten 20 Jahren keine Zuschauer mehr, aber 1860 ist da ein Phänomen. Ein großes Spiel - und schon sind die Zuschauer wieder da. Diese Treue ist unbezahlbar. Der größte Fehler von 1860 in den letzten Jahren war, dass man aus der Allianz Arena ausgezogen ist. Das ist ein Super-Stadion. Wenn man an die Spiele denkt, in denen es voll war, da läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Und ich meine auch, dass man den Zwangsabstieg in die Regionalliga verhindern hätte können, wenn man miteinander gesprochen hätte. Das ist schon traurig.

db24: Derzeit sind die Löwen im Grünwalder Stadion zu Hause…

Ich verstehe die Zuschauer, dass es ihnen in Giesing gefällt. Du kannst vor und nach dem Spiel in die Kneipen - das ist natürlich anders als in der Allianz Arena. Aber der Anspruch von 1860 muss mindestens Zweite Liga sein. Mit dem Grünwalder Stadion wirst du nie vorwärts kommen, es sei denn: Dieter Reiter sagt, man könne die Kapazität bis 30.000 Fans erhöhen. So wie das aktuell ist, macht es wenig Sinn.

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db24: Nach dem 3:2 gegen Duisburg hat sich 1860 auf Platz 12 vorgekämpft. Ihre Prognose?

Ich glaube schon, dass die Mannschaft das Potential hat, aufzusteigen. Man hat viele Spiele verschenkt, wenn ich nur an Braunschweig oder Verl denke. Seit dem Pokal-Sieg über Schalke tritt man aber anders auf, klammert man die schlechte Halbzeit in Osnabrück aus. Jetzt ist Power drin. Ich finde den Kader stärker als im Vorjahr. Mit Yannick Deichmann und Marcel Bär hat man sich gut verstärkt.

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