VON OLIVER GRISS

“Warum muss man immer einen Schuldigen bei 1860 suchen?” Diese Aussage in der aktuellen “BILD”-Zeitung stammt von 1860-Boss Robert Reisinger nach dem desaströsen 2:5 gegen Magdeburg und der Frage, ob jetzt nach dem Aus im Aufstiegskampf personelle Konsequenzen folgen.

Giesinger Romantik - oder was?

Profifußball ist Leistungssport. Es ist das normalste der Welt, dass besorgnis-erregende Entwicklungen und Zielverfehlungen hinterfragt werden müssen - und nicht selten in wichtigen Personal-Entscheidungen münden. Das ist nicht nur bei 1860 so, sondern bei jedem x-beliebigen Profiklub.

Auch wenn das viele Traditionalisten vielleicht nicht gerne lesen: Die KGaA des TSV 1860 ist ein Wirtschaftsunternehmen, in dem am Ende die Zahlen und Ergebnisse stimmen müssen. Schließlich hat man auch eine sportliche und finanzielle Verantwortung gegenüber den Sponsoren, Mitgliedern, Fans - und auch Hauptgesellschafter Hasan Ismaik. Mit Liebhaberei und Träumerei kommst du in diesem Business nicht weiter…

Reisinger, erfolgreicher Unternehmensberater aus Kirchheim, sollte dies wissen. Auch der Ober-Löwe trägt jetzt eine gehörige Portion Verantwortung. Selbst im Amateurbereich folgen meist personelle Konsequenzen, wenn das ausgegebene Saisonziel nicht erreicht wird. Und bei 1860 ist ganz deutlich zu sehen, dass eben der Wurm drin ist - und das hat mehrere Gründe: Ein falsch zusammengestellter Kader, eine gefühlte Disharmonie in der Mannschaft und offensichtliche körperliche Defizite einzelner Profis.

Reisinger ist jetzt kein Fan mehr, sondern auch Entscheider. Und 1860 braucht Entscheidungen, die die erste Fußball-Mannschaft, das Aushängeschild des Klubs, wieder in ruhiges Fahrwasser bringt. An der Grünwalder Straße 114 wird oft nur schlau geredet - allein die Taten, um den Kultverein so aufzustellen, wie er das verdient hat, fehlen. Keiner fordert Aktionismus, sondern kluge Maßnahmen - und dazu gehört auch, dass man sich in der Stadion-Frage mit Münchens OB Dieter Reiter auseinandersetzt und endlich Fakten schafft.