VON OLIVER GRISS UND HENDRIK DECKERS (FOTO)

Es war unüberhörbar, als der TSV 1860 beim 2:0 in der historischen Fußballstätte Rote Erde gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund durch zwei Stürmer-Tore von Stefan Lex und Marcel Bär auf die Siegerstraße einbog, kamen von einer Gruppe von Löwen-Fans hämische Rufe in Richtung Fußball-Gott: “Siehst Du, Sascha, so wird das gemacht, so wird das gemacht!“ Was Mölders, der vermutlich vor dem TV-Gerät im heimischen Wohnzimmer in Mering auf der Couch lag, dabei wohl durch den Kopf geschossen ist? Von der gefeierten “Wampe aus Giesing” zum abgestürzten Löwen-Helden. Mölders, der bis zu seiner Freistellung fünf Saisontreffer erzielte und vier weitere Tore vorbereitete, hat sein eigenes Denkmal an der Grünwalder Straße 114 zerstört.

Vermutlich wäre Mölders gerne dabei gewesen im Ruhrpott. Doch das Kapitel bei 1860 neigt sich dem Ende zu, auch weil sich der frühere Bundesligaspieler zu fein war, mit seinen stolzen 36 Jahren in eine neue (unattraktivere) Rolle zu schlüpfen. “Wir haben es uns nicht leicht gemacht und immer wieder versucht, ihn zu stärken. Das war vor der vorletzten Länderspielpause schon so. Als wir in Buchbach im Pokal gespielt haben, haben wir alles versucht, ihn wieder zurückzubringen. Leider ist es uns nicht gelungen“, erklärte Trainer Michael Köllner gegenüber “MagentaSport”: „Wir haben mit Sascha viele Gespräche geführt. Wir wollten, dass er mal von der Bank kommt oder sich auswechseln lässt, wenn der Akku leer ist. Mit der Rolle hat er sich nicht einverstanden erklärt, von daher war eine Entscheidung unabdingbar.“

Deswegen wird’s demnächst zur vorzeitigen Trennung kommen, falls Mölders mit dem Angebot des TSV 1860 leben kann. Ein Auflösungsvertrag ist seit Tagen das Thema zwischen Verein und Berater Serafino Luzzi. Macht Mölders weiter mit Profifußball? Kein Interesse haben Türkgücü und Ex-Verein RWE.

Kult-Trainer Werner Lorant sieht in dem ganzen Theater zwei große Verlierer - Mölders UND die Löwen. “Mölders hat mit seinen T-Shirts den Profifußball bei 1860 brüskiert. Er hat die Löwen als seine persönliche Spielwiese, seine Bühne benutzt. Das war respektlos gegenüber dem Verein, der ihn über viele Jahre bezahlt hat”, erklärte der 73-Jährige im db24-Interview: “1860 hätte es nie soweit kommen lassen dürfen. Das zeigt, dass man überfordert ist, einen Spieler wie Mölders zu bändigen. Das ist kein gutes Zeugnis. Wo ist der Sportliche Leiter? Wo ist die Geschäftsführung? Wo ist der Präsident? Aber Mölders zu diesem Zeitpunkt aufs Abstellgleis zu stellen, das ist für mich Alibi. Man will von eigenen Fehlern ablenken und sucht jetzt einen Schuldigen für das sportliche Scheitern.”

In Dortmund zeigten die Ohne-Mölders-Löwen großen Eifer und Fleiß. Eine Fortsetzung muss in Würzburg (20. Dezember) folgen, damit der Weihnachtsfrieden sichergestellt wird.