"Investor bei 1860? Ich werde das aufmerksam verfolgen"
- Oliver Griss
- 15.07.2011 00:59
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VON OLIVER GRISS
DFB-Vize-Präsident Dr. Rainer Koch im Exklusiv-Interview mit dieblaue24: Der Poinger hatte den Notfallplan für eine Löwen-Insolvenz schon in der Schublade. Der Funktionär lobt die Gründung von 1860 III: “Das ist gut für die Seele des Klubs”
Rainer Koch (52) ist einer der wichtigsten Sportfunktionäre Deutschlands: Der Poinger ist DFB-Vize-Präsident und damit nur eine Stufe unter DFB-Boss Theo Zwanziger. Mit dieblaue24.de sprach der Jurist über die Entwicklung des bayerischen Fußballs - und eines seiner größeren Sorgenkinder: Den TSV 1860. Das Interview:
dieblaue24: Herr Dr. Koch, herzlichen Glückwunsch: Das Fußball-Oberhaus hat durch den Aufstieg des FC Augsburg erstmals seit 2002/2003 wieder drei Bundesliga-Klubs aus Bayern. Stolz?
RAINER KOCH (lacht): Für den Erfolg kann ich ja nichts. Aber Tatsache ist, dass wir in unserem Verband mit dem FC Bayern, Nürnberg und Augsburg drei Klubs in der ersten Liga - und eine Etage tiefer mit Fürth, 1860, Ingolstadt drei weitere Vereine haben. Das ist hervorragend. Ich hoffe, dieses Niveau können wir in Zukunft beibehalten.
dieblaue24: Eines ihrer größeren Sorgenkinder war in diesem Jahr zweifelsohne Zweitligist 1860…
Die Löwen haben mir in den letzten Monaten sehr viel Kummer bereitet - aber dadurch, dass mich Präsident Dieter Schneider und sein Team immer über den aktuellen Stand informiert hatten, war ich zuversichtlich, dass die Rettung funktioniert. Jetzt, wo der Verein problemlos die Lizenz bekommen hat, bin ich froh, dass ich den Notfallplan in der Schublade lassen konnte.
dieblaue24: Was wäre bei einer Insolvenz von 1860 passiert?
Wenn ich nur an die hervorragende Jugendarbeit an der Grünwalder Straße denke: Die ist in Deutschland mit führend. Eine Insolvenz wäre fatal gewesen: Das Jugendleistungszentrum des TSV 1860 wäre auf diesem Niveau bei einer Insolvenz nicht mehr zu erhalten gewesen.Umso glücklicher bin ich, dass uns dieses Horrorszenario erspart geblieben ist.
dieblaue24: Viele Löwen-Fans sehen den Einstieg des jordanischen Investors Hasan Ismaik mehr als kritisch: Sie auch?
Es ist ein neuer Weg, der im deutschen Fußball bestritten wird, keine Frage. Ich werde diesen Weg genau und aufmerksam verfolgen, wie der Investor-Einstieg im Licht der Regel 50+1 gelebt wird. Ich hoffe, dass die politischen Entscheidungen weiter in der 1860-Geschäftsstelle getroffen werden und nicht woanders.
dieblaue24: Liegt die Seele des Klubs denn weiter in Giesing?
Selbstverständlich: Die Seele des Vereins sind die Fans - und die Fans werden immer zu ihrem Verein stehen. Und genau darauf sollte das Team um Präsident Schneider achten, dass 1860 immer ein Münchner Verein bleibt. Aber ohne Investoren geht es im Sport halt leider auch nicht…
dieblaue24: Neu bei 1860 ist neben Investor Ismaik auch die Gründung von 1860 III & IV, die in der A- bzw. in der C-Klasse an den Start gehen…
Ich finde es sehr gut, dass die Fanclub-Mannschaft TSV Weiß-Blau Sechzgerstadion künftig im Namen des TSV 1860 aufläuft - und der Verein neben Spitzensport auch Breitensport anbietet. Das verbindet, schafft Identifikation und ist gut für die Seele des Klubs. Es ist aus meiner Sicht zweitrangig, ob die Mannschaften in der 2. oder 12 .Liga spielen: Die Leute sollen wieder zu Sechzig stehen…
dieblaue24: Am Sonntag starten die Löwen in Braunschweig (15.30 Uhr, Sky live) in die Zweite Liga: Wie schneidet der TSV 1860 in dieser Saison ab?
Ich traue den Löwen zu, dass sie wirtschaftlich gut über die Saison kommen. Sportlich würde ich es jetzt für den falschen Weg halten, nach dem Aufstieg zu schreien. Zumal der Kollaps erst vor ein paar Wochen abgewendet worden ist. Ein Neustart braucht Zeit, auch bei 1860.