VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Dass Stefan Schneider mit einer Saison Unterbrechung fast 30 Jahre Stadionsprecher beim TSV 1860 war und dem Löwen-Fan mit seiner unfassbaren Identifikation und unverkennbaren Stimme so viel Freude und Unterhaltung brachte, hat auch ein klein wenig mit einem AZ-Bericht Anfang der 2000er Jahre zu tun. Damals musste ich den Löwen-Fans erklären, dass Ralph Exel, die für eine Saison eingesetzte Stimme der Bundesliga-Saison 1999/2000, eigentlich ein Roter ist und eigentlich gar nicht zum Löwen passt.

Das Farben-Outing gefiel dem Löwen-Fan natürlich überhaupt nicht: Die Anhänger protestierten und der TV-Partner der Löwen zog Exel über Nacht ab - aus Angst um dessen Gesundheit. Plötzlich war Schneider wieder im Spiel und begleitete die Löwen bis zu seinem Rückzug 28 Jahre: Er war Stadionsprecher im Europapokal, in der Bundesliga, Zweite Liga, Dritte Liga und Bayernliga. Bis März 2021, als er nach einem 1:0-Heimsieg gegen Dynamo Dresden einen Flyer an die Pressevertreter verteilte und damit seinen Rückzug besiegelte.

Warum er zurückgetreten ist, darüber will Schneider in der Öffentlichkeit nicht sprechen. Aus Höflichkeit und Anstand. Sicher ist: Es hatte sich in den Monaten bis zu seinem Aus viel aufgestaut. Ein Löwe wie Schneider hat ein breites Kreuz und auch seinen Stolz, doch irgendwann war’s gut. Der neue TSV war nicht mehr seins. Die Liebe zu den Löwen wird aber immer bleiben, aber jetzt eben anders. Vom Stehplatz aus - mit einem Bier und einer Bratwurst in der Hand.

Der gebürtige Schwabinger Schneider war für 1860 mehr als ein normaler Mitarbeiter. Er ist nicht nur ein Unikat, sondern war eine PR-Maschine, die eigentlich für den Verein unbezahlbar war. Noch heute läuft seine Stimme auf dem Anrufbeantworter des Klubs - oder im Vereins-Podcast spricht er den Jingle. Seine Stimme ist Kult. Was Schneider kann, kann man nicht lernen. Das hat man im Blut.

Unvergessen auch sein Spruch: “Manche gehen zu einer Domina, ich geh’ zu Sechzig.” In diesem Spruch steckt soviel Wahrheit drin. Schneider konnte mit Worten jonglieren. Das ist eine Kunst. Von Schneider stammt auch der Begriff “Löwenslänglich”. Er hat diese ganz eigene Wort-Kreierung markenrechtlich schützen lassen.

Vermissen Sie Stefan Schneider als Stadionsprecher des TSV 1860?

Umfrage endete am 21.04.2022 08:00 Uhr
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84% (1252)
Nein!
16% (234)

Teilnehmer: 1486

Heute feiert Schneider seinen 60. Geburtstag. Die große Party fällt aus. Seine Begründung: “Sechzger war ich schon immer.” Früher war diese Zahl der erste Schritt ins Rentenalter. Aber davon ist der frühere Radio-Moderator natürlich ganz weit entfernt. Schneider ist ein junggebliebener Sechziger, was vermutlich auch darauf zurückzuführen ist, dass Schneider täglich um 7.30 Uhr morgens schon seine Bahnen im legendären Dantebad schwimmt. Egal bei welchem Wetter. Schneider war schon immer anders - und genau deswegen war er so wertvoll für Sechzig!

Wir sehen uns - und alles Gute, Stefan!