VON OLIVER GRISS UND EIBNER (IMAGO)

Michael Köllner (52) könnte auch locker für die 1860-Fanartikelfirma von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik arbeiten: Immer wieder pickt sich der Oberpfälzer Produkte heraus und trägt diese an Spieltagen - um einerseits den Verkauf anzukurbeln, aber auch klare Botschaften zu versenden. Am vergangenen Sonntag trug er ein T-Shirt mit der Aufschrift: “Einmal Löwe, immer Löwe.”

Köllner hätte das nicht getan, wäre er in der Phase, um mit den Löwen abzuschliessen. Hinterher, nach diesem fulminanten 6:0-Sieg in Duisburg, drehte er sich zur Haupttribüne und klopfte mit seiner rechten Hand auf das Shirt, auf die Brust, als wollte er sagen: “Macht Euch keine Sorgen - ich bleib’ einer von Euch!” Köllner ist der beste Repräsentant der Löwen.

Doch weil Köllner auch ein Übungsleiter ist, der hohe Ziele verfolgt, ist er noch nicht in dem Stadium, trotz Vertrags bis 2023 fest zuzusagen für eine weitere Saison an der Grünwalder Straße 114. Natürlich haben die letzten drei Anläufe ohne Aufstieg auch bei ihm Spuren hinterlassen. Da kommen auch manchmal Selbstzweifel auf.

Soll Michael Köllner Löwen-Trainer bleiben?

Umfrage endete am 04.05.2022 07:00 Uhr
Ja!
83% (3849)
Nein!
17% (801)

Teilnehmer: 4650

Eigentlich fehlt den Löwen nicht viel zum großen Wurf, der Rückkehr in die Zweite Liga - doch bei genauer Betrachtung weiß auch Köllner: Zum einen haben ihm in seiner braven Truppe nicht nur zwei bis drei Unterschiedsspieler gefehlt, sondern auch die Breite des Kaders war nicht so, dass man mit den Topteams mithalten kann. Der Beweis: Der TSV 1860 steht zwar wieder auf Platz 4 - doch die Köllner-Elf konnte in den Direktduellen mit den Top7-Teams nur einen Sieg erringen, das 2:1 gegen Lautern vor einigen Wochen. Und die nächste Saison wird angesichts der finanziell potenten Absteiger wie Ingolstadt und wahrscheinlich auch Aue nicht einfacher. Zudem werden Vereine wie Saarbrücken, Mannheim und Osnabrück wieder auf Angriff schalten. Die Frage ist: Kann 1860 wieder ein ordentliches Budget zur Verfügung stellen?

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Köllner zuletzt bei “MagentaSport”: “Am Ende gibt es ja einen Vertrag, der ist unterschrieben.” Es sei aus seiner Sicht “legitim”, die Saison zu analysieren: “Wir haben in der Saison mehr richtig als falsch gemacht.” In den Gesprächen gehe es laut Köllner nun darum, “auszuloten, ob es eine gemeinsame Zukunft gibt. Am Ende muss die Zukunft ja immer was Gutes sein.” Wenn beide Seiten das Gefühl haben, dass es eine gute Zukunft ist, “dann steht dem sicher nichts im Wege”. Damit 1860 eine gute Zukunft hat und nicht zum Drittliga-Dino verkommt, braucht Köllner aber auch das entsprechende Personal. Ergo: Die Löwen müssen bei den Neuverpflichtungen noch genauer hinschauen. Flops wie in jüngster Vergangenheit kann sich 1860 keine mehr leisten. Dies belastet nur den Etat.

Klar ist schon jetzt: Es wird einen Umbruch im Kader geben. Etliche Spieler werden den Klub verlassen, dafür braucht es im Gegenzug Kicker, die der Aufgabe bei 1860 noch mehr gewachsen sind. Mit Rückkehrer Tim Rieder (zuletzt Türkgücü) steht schon ein Neuzugang fest (db24 berichtete).