VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)

Der verlorene Sohn kehrt (vorerst) nicht zurück. Moritz Leitner wurde im Mai mit den Münchner Löwen in Verbindung gebracht (db24 berichtete). Aus der emotionalen Rückkehr des 29-Jährigen zu seinem Jugendklub wurde allerdings nichts.

Nach nur einem halben Jahr bei den Profis 2010 wurde der damals 18-jährige Leitner, der seit seinem fünften Lebensjahr an der Grünwalder Straße kickte, für rund eine Million Euro nach Dortmund (über den Umweg FC Augsburg) transferiert und wurde dort zum Champions-League-Spieler. Es folgte in seinem ersten Jahr - Leitner kam 17-mal in der Bundesliga zum Einsatz - das Double beim BVB unter Trainer Jürgen Klopp. Nach den Stationen Augsburg, Stuttgart, Norwich City, Lazio Rom und dem FC Zürich ist der technisch versierte Mittelfeldspieler auf der Suche nach einem neuen Verein.

Im Interview mit db24 spricht Leitner über das Aufeinandertreffen seiner beiden Ex-Klubs im DFB-Pokal, die Anfangsjahre seiner Karriere bei Sechzig sowie die geplatzte Rückkehr zu den Löwen.

db24: Herr Leitner, momentan sind Sie vereinslos. Wann sieht man Sie wieder auf der Fußballbühne?

MORITZ LEITNER: Ich habe bewusst nicht in der Schweiz verlängert, um bei meiner Familie zu sein. Wir sind am 5. Juni diesen Jahres Eltern von unserem Sohn Lio geworden, genießen die Zeit. Bei meinem nächsten Schritt muss das Gesamtpaket für uns als Familie stimmen.

db24: Woran scheiterte die Rückkehr zu den Löwen?

Anfang, Mitte Mai hatte ich Gespräche mit Günther Gorenzel und Michael Köllner. Irgendwann kam von den Verantwortlichen der Löwen jedoch nichts mehr zurück, damit hatte sich das Thema erledigt. Die Gespräche wurden von der Sechzig-Seite beendet. Der Verein liegt mir sehr am Herzen und ich kann mir immer vorstellen, das Löwen-Trikot zu tragen.

db24: 2010 debütierten Sie unter Trainer Reiner Maurer in der Zweiten Liga - als 17-Jähriger!

Ja, das war Wahnsinn! Es war ein Montagabendspiel in Bochum, wir haben knapp mit 2:3 verloren. In der Nacht danach habe ich höchstens dreißig Minuten geschlafen, war voller Adrenalin.

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db24: Von welchen Spielern wurden Sie damals als blutjunger Kerl unter die Fittiche genommen?

Da hat mir jetzt niemand die Hand hingehalten und gesagt: “Komm Mo nimm meine Hand, ich zeige dir jetzt einmal alles” (lacht). Aber natürlich haben die erfahrenen Spieler wie Benny Lauth, Gabor Kiraly und Daniel Bierofka den Jungen den Weg gewiesen.

db24: Nach einem halben Jahr bei den Profis wurden Sie bereits für eine Million Euro an Borussia Dortmund verkauft (und zunächst für sechs Monate nach Augsburg verliehen; d. Red.) und haben Sechzig damit die Lizenz gerettet.

Ja, der Verein hat das Geld gebraucht, musste immer wieder Spieler verkaufen. So war es auch bei mir. Im Nachhinein schade, dass ich nicht noch ein, zwei Jährchen länger bleiben durfte.

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db24: Beim BVB stießen Sie im Sommer 2011 zum amtierenden Deutschen Meister, kamen 17-mal in der Bundesliga zum Einsatz und gewannen das Double.

Das was wir damals, erreicht haben, war einzigartig. Man konnte damals noch gar nicht realisieren, was uns damals gelungen ist. Man sieht, wie schwer sich der Verein seit Jahren tut, die Roten zu ärgern. Wir haben den FC Bayern damals regelmäßig geschlagen.

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db24: Beim BVB haben Sie mit vielen Weltklasse-Fußballern zusammengespielt. Wer war der Beste?

Puuuh, ganz schwierige Frage (lacht). Da kann ich viele aufzählen: Marco Reus, Robert Lewandowski, Mario Götze, Mats Hummels, Sven Bender oder Ilkay Gündogan. Aber auch Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé waren außergewöhnliche Spieler. Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, wäre das Marco Reus. Wie er nach seinen zahlreichen Verletzungen immer zurückgekommen ist, war unglaublich, ein fantastischer Spieler und ganz feiner Mensch.

db24: Noch Kontakt zu ihm?

Ja, wir schreiben immer mal wieder. Auch mit Mats Hummels tausche ich mich regelmäßig aus, er kommt ja auch aus München.

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db24: Nach Dortmund folgten viele Stationen: FC Augsburg, VfB Stuttgart, Norwich City, Lazio Rom und der FC Zürich. Wo verbrachten Sie die schönste Zeit?

Da würde ich mich für Norwich City entscheiden, das waren vier coole Jahre. Wir sind zweimal aufgestiegen, ich durfte dort in der Premier League auflaufen.

db24: Wir wollen nach vorne blicken. Am Freitagabend steht das Duell deiner beiden Ex-Vereine Sechzig und Dortmund im DFB-Pokal an. Ein Muss zum Anschauen, oder?

Ja, definitiv (lacht). Das sind die beiden Klubs, an denen mein Herz hängt, die ich als Fan verfolge. Ich hoffe, dass die Löwen das Spiel lange offen halten können, es vielleicht bis in die Verlängerung schaffen. Im Sechzgerstadion wird die Stimmung elektrisierend sein. Ich werde das Spiel aber brav daheim mit meinem Kleinen auf der Couch verfolgen.

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db24: Mit wem aus der aktuellen Löwen-Mannschaft haben Sie noch zusammengespielt beziehungsweise hast du noch Kontakt?

Kontakt habe ich noch zu Tim Rieder, den ich aus Augsburg und aus dem Internat kenne. Aus meiner Internat-/Schulzeit kenne ich noch Marius Willsch, Phillipp Steinhart und Daniel Wein. Jürgen Jung (Chefscout der Löwen; d. Red.) hat mir damals viel geholfen, ihn mag ich sehr gerne. Und natürlich kenne ich auch Steges (1860-Zeugwart Norbert Stegmann; d. Red.), die alte Legende. Einer der besten Menschen bei den Löwen!

db24: Abschließend: Wie lautet Ihr Tipp für Freitag?

Ich denke, der BVB lässt nichts anbrennen und gewinnt mit 3:1, alles andere wäre eine Riesen-Überraschung. Wenn die Löwen die Sensation schaffen, freue ich mich natürlich. Kommt Dortmund weiter und gewinnt am Ende den DFB-Pokal, kann ich auch jubeln. Eine Win-Win-Situation für mich (lacht).