VON OLIVER GRISS UND IMAGO

Bei den Löwen hat sich nach der 1:4-Pleite in Elversberg viel Frust aufgestaut - auch wegen Schiedsrichter Dr. Arne Aarnink, der wie die Gäste einen rabenscharzen Tag erwischte. Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Babak Rafati klärt in seiner Kolumne bei liga3-online.de nun die strittigen Situationen auf.

Fall 1: Im Luftzweikampf setzt sich Lukas Pinckert (Elversberg) robust gegen Fabian Greilinger (1860) durch, bringt ihn damit zu Fall und hat freie Bahn, um das 2:0 zu erzielen. Schiedsrichter Dr. Arne Aarnink gibt den Treffer. Dazu Rafati: “Nach einem langen Ball kommt es zu einem Luftzweikampf, bei dem Pinckert zwar robust den Arm gegen Greilinger einsetzt, allerdings ist dieser Einsatz absolut regelgerecht. Eine richtige Entscheidung, bei diesem Luftzweikampf weiterspielen zu lassen.”

Fall 2: Im Strafraum kommt Maurice Neubauer (Elversberg) im Duell mit Yannick Deichmann (1860) zu Fall, Aarnink gibt Elfmeter für Elversberg. Rafati: “Bei diesem Zweikampf greift Deichmann seinem Gegenspieler Neubauer im Strafraum zwar an die Schulter, aber das gehört bei einem Kontaktsport einfach dazu und reicht bei weitem nicht für einen Elfmeter aus. Der Kontakt ist zudem nicht ursächlich für das Zufallkommen, vielmehr wird dieser dankend angenommen. Diese Aktion als Foulspiel zu bewerten, ist somit eine Fehlentscheidung. Das Argument, der Arm habe dort nichts zu suchen, trifft deshalb nicht zu, weil der Kontakt schlicht und einfach zulässig ist, solange es nicht zu einem Foulspiel kommt. Das kann man übrigens sehr häufig auch bei Eckbällen beobachten, und auch da wird großzügig weiterlaufen gelassen.”

Fall 3: Jannick Rochelt (Elversberg) geht im Strafraum bei einem Laufduell mit Albion Vrenezi (1860) zu Ball. Der Schiedsrichter entscheidet auf Stürmerfoul. Rafati: “Bei einem Laufduell von Rochelt und Vrenezi setzen beide all ihre Kräfte ein, um am Ball zu bleiben beziehungsweise an den Ball zu kommen. Vielleicht hält Rochelt kurz am Trikot, aber das ist in keinster Weise ein Foulspiel, sondern absolut regelkonform. Anschließend kommt der Verteidiger, der etwas hinterher ist, ins Straucheln und kann sich nur noch durch ein Foulspiel per kurzem Tritt in die Hacken des Angreifers helfen und bringt ihn dadurch klar zu Fall. Hier hätte es einen Elfmeter für Elversberg geben müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, auf Stürmerfoul zu entscheiden. Bei solchen Szenen muss immer bedacht werden, ob man es auf der anderen Seite ebenso für einen Angreifer gepfiffen und auf Elfmeter entschieden hätte.

Fall 4: Eine Flanke von Stefan Lex verlängert Erik Tallig auf Joseph Boyamba, der zum 1:3 für 1860 trifft. Doch Aarnink entscheidet nach Rücksprache mit seinem Assistenten auf Abseits und gibt den Treffer nicht. Rafati bewertet die Szene so: “Beim Zuspiel auf den Torschützen Boyamba steht dieser klar und deutlich nicht im Abseits, weil zwei Verteidiger von Elversberg dieses aufheben. Warum der Assistent trotzdem zu dieser Fehlentscheidung kommt, ist absolut nicht nachvollziehbar. Hier wäre ein anschließendes Interview über den möglichen Grund beziehungsweise das Zugeben eines klaren Fehlers ratsam und für die Stimmung zwischen Schiedsrichtern und Vereinen förderlich. So bleibt aber eine Fehlerkultur, die beim DFB meiner Einschätzung nach sehr mangelhaft ist. Transparenz würde zu mehr Akzeptanz führen, trotz klarer Fehler.”