Shootingstar Morgalla: Auf den Spuren von Volland, Weigl, Lauth und Co.
- VON MARCO BLANCO UCLES, ULI WAGNER UND IMAGO
- 15.09.2022 08:38
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VON MARCO BLANCO UCLES, ULI WAGNER UND IMAGO
Der Löwe steht nach acht Spieltagen auf einem Aufstiegsplatz - Saisonstart geglückt. Klammert man die deftige 1:4-Niederlage in Elversberg einmal aus, begeistert die neu formierte Sechzig-Mannschaft ihre Anhänger seit Wochen. Ein Name ist ganz eng mit dem Giesinger Erfolg verbunden: Leandro Morgalla. Der seit wenigen Tagen 18-Jährige legt seit Wochen eine beeindruckende Konstanz und Klasse an den Tag.
Dass Morgalla, der für die deutsche U18-Nationalmannschaft spielt, seine komplette Karriere lang den Löwen auf der Brust tragen wird, ist unrealistisch. Bis 2024 ist der Youngster noch an Sechzig gebunden, ausgestattet allerdings lediglich mit einem NLZ-Fördervertrag, verdient aktuell zwischen 350 und 400 Euro. Und das, obwohl Morgalla definitiv zu den stärksten Löwen in dieser Saison gehört.
Im Hintergrund dürfte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel (50) bereits mit Hochdruck daran arbeiten, das Arbeitspapier Morgallas zu besseren Konditionen zu verlängern. Alles andere wäre sehr verwunderlich. Löwen-Coach Michael Köllner ist zuversichtlich, dass Morgalla demnächst seinen ersten Profivertrag unterschreibt: “Leo ist auf einem guten Weg, aber auch 1860.”
Verliert Sechzig eines Tages sein größtes Talent seit Jahren, möchte man an der Grünwalder Straße 114 zumindest angemessen finanziell entschädigt werden. Klar ist nämlich längst: Mehrere Bundesliga-Vereine dürften bereits ein Auge auf Morgalla geworfen haben. Immer öfter werden die Scouts großer deutscher Klubs auf der Tribüne des Grünwalder Stadions gesichtet. Kapitän Stefan Lex gegenüber db24: “Wenn er gesund und im Kopf klar bleibt, ist sein Weg in die Bundesliga vorgezeichnet.”
Fälle wie der von Morgalla gab es in München-Giesing in der langen Historie des Traditionsvereins zuhauf. Wie ist der Löwe in der Vergangenheit mit seinem Tafelsilber umgegangen? Wen machte man zu Geld, welche Spieler musste man deutlich unter Wert ziehen lassen? Und wohin führten die Karrieren der größten Löwen-Talente? Alles dazu finden Sie in der großen db24-Übersicht:
Klaus Fischer (72): Die Sturm-Ikone verbrachte in der Anfangsphase ihrer großen Karriere zwei Jahre in München-Giesing. In den beiden Jahren kam Fischer (Markenzeichen: Fallrückzieher) auf 60 Bundesligaspiele für 1860, traf 28-mal. Nach dem Abstieg der Löwen 1970 ging Fischer für rund 176.000 Euro zum FC Schalke 04, wo er zu einer der größten Vereinslegenden der S04-Historie wurde.
Rudi Völler (62): Als 20-Jähriger kam Völler 1980 für 700.000 DM aus Offenbach zu den Münchner Löwen - und schlug voll ein. 46 Treffer gelangen dem Sturm-Talent in 70 Partien für 1860. Nach dem Zwangsabstieg in die Bayernliga 1982 musste der Löwe Völler für knapp eine Million Mark nach Bremen ziehen lassen - der Beginn einer Welt-Karriere. Rom, Marseille und Leverkusen waren die weiteren Stationen von “Tante Käthe”. Der Höhepunkt: 1990 feierte Völler mit der deutschen Nationalmannschaft den Weltmeistertitel in Italien.
Benjamin Lauth (41): Als Elfjähriger verließ Lauth seinen Heimatverein Fischbachau und schloß sich den Löwen an. Sein Durchbruch bei Sechzig gelang ihm mit 21 Jahren in der Saison 2002/2003. Bis zum Bundesliga-Abstieg 2004 lief Lauth 61-mal für 1860 auf, erzielte dabei 22 Treffer. Nach dem bitteren Gang in die Zweitklassigkeit ging Lauth für die stolze Ablösesumme von 4,1 Millionen Euro zum Hamburger SV - und sicherte 1860 die Lizenz. Richtig glücklich wurde Lauth weder in Hamburg, Stuttgart - mit dem VfB wurde Lauth 2007 Deutscher Meister - oder Hannover. 2008 kehrte er deshalb nach München-Giesing zurück und ging sechs Jahre lang für die Löwen auf Torejagd in der Zweiten Liga. Seine Karriere ließ Lauth anschließend in Budapest ausklingen. Fünfmal lief Lauth auch für die deutsche Nationalmannschaft auf.
Daniel Bierofka (43): Nach den Stationen Feldmoching, SpVgg Unterhaching und dem FC Bayern kam Bierofka als 21-Jähriger 2000 zu den Löwen - und wurde auf Anhieb Stammspieler in der Fußball-Bundesliga. Zwei Jahre lang konnte 1860 Bierofka, der für 1860 55-mal im Fußball-Oberhaus auflief - halten, ehe es den Mittelfeldspieler 2002 für 4,2 Millionen Euro zu Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen zog. Für die deutsche Nationalmannschaft lief Bierofka dreimal auf. Ähnlich wie Lauth kehrte auch Bierofka nach einer persönlich durchwachsenen Zeit beim VfB Stuttgart 2007 nach München-Giesing zurück. Zuvor gewann er mit den Schwaben die Deutsche Meisterschaft. 2014 beendete Bierofka seine Karriere und startete seine Trainer-Laufbahn. 2018 führte er Sechzig nach nur einem Jahr aus der Regionalliga in den Profifußball zurück.
Felix Uduokhai (25): Elf Jahre war Uduokhai alt, als er mit seinen Eltern in die bayerische Landeshauptstadt zog und sich den Münchner Löwen anschloß. Sein Talent war da bereits entdeckt worden, vor 1860 war der Verteidiger bereits bei Erzgebirge Aue aktiv. Uduokhai war seine restliche Jugend für Sechzig am Ball. Über Einsätze in der Reserve empfohl er sich für höhere Aufgaben und feierte im September 2016 als 19-Jähriger sein Profi-Debüt in der Zweiten Liga gegen Nürnberg. Nach dem Jahrhundert-Abstieg im Sommer 2017 ging Uduokhai zum Bundesligisten Wolfsburg und spülte den klammen Löwen eine Million Euro in die Kassen. Seit 2019 spielt der 1,92 Meter große Innenverteidiger für den FC Augsburg in der Bundesliga. 2021 lief Uduokhai für Deutschland bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio auf, erzielte in drei Partien einen Treffer.
Fabian Johnson (34): Bereits im zarten Alter von neun Jahren kam Johnson nach München-Giesing. Im März 2006 lief der Außenbahnspieler mit 18 Jahren erstmals für die Löwen in der Zweiten Liga auf. In den Folgejahren entwickelte er sich zu einer festen Größe bei 1860, wurde 90-mal im Fußball-Unterhaus eingesetzt und traf viermal. 2009 wechselte Johnson für 1,1 Millionen Euro zum amtierenden Deutschen Meister nach Wolfsburg, konnte sich dort allerdings nicht wirklich durchsetzen. Seinen Durchbruch in der Bundesliga schaffte der heute 34-Jährige in Hoffenheim, wo er zwischen 2011 und 2014 spielte, ehe er nach Gladbach wechselte. Für die Borussia lief Johnson sechs Jahre lang auf, wurde 105-mal in der Bundesliga eingesetzt. Im Sommer 2020 wurde sein Vertrag bei den Fohlen nicht verlängert - seitdem ist Johnson vereinslos. An der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien nahm Johnson, der die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, mit der US-amerikanischen Nationalmannschaft teil.
Daniel Baier (38): Der zentrale Mittelfeldspieler wechselte mit 16 Jahren aus Aschaffenburg an die Grünwalder Straße 114. Mit 19 Jahren debütierte Baier in der Bundesliga für die Löwen. Vier Jahre lang war er eine feste Größe im Spiel der Sechzger, für die er in dieser Zeit 107-mal auflief. 2007 ließ sich der VfL Wolfsburg Baiers Dienste 450.000 Euro kosten. Die Meistersaison der Wölfe 2008/2009 verpasste Baier, da er an den FC Augsburg ausgeliehen wurde. Im Januar 2010 wechselte er fest zum FCA. Bei den Fuggerstädtern war Baier ein Jahrzehnt lang nicht mehr wegzudenken, war mehrere Jahre lang Kapitän. Mit seinen 353 Pflichtspielen für den FCA ist er Rekordspieler des Vereins. Anfang September beendete er seine Laufbahn. Heute ist Baier als Scout für den VfL Wolfsburg aktiv, beobachtete zuletzt den Löwen-Erfolg über Duisburg (4:1) im Grünwalder Stadion.