Derby-Wissen zum Angeben: Wussten Sie, dass...?
- VON MARCO BLANCO UND IMAGO (Foto)
- 23.10.2022 12:51
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VON MARCO BLANCO UND IMAGO (FOTO)
Rot gegen Blau im Münchner Olympistadion - viel mehr Fußballgeschichte geht nicht in München…
Unzählige Geschichten haben die Münchner Stadtduelle in all den Jahren geschrieben. Einige bekannte, viele eher nicht so geläufige. Wir haben für Euch einige Anekdoten zusammengefasst, mit denen Ihr im nächsten Fußball-Fachgespräch glänzen können.
Wussten Sie, dass…
…Löwen-Coach Werner Lorant den legendären 1:0-Sieg des TSV 1860 über die Bayern im November 1999 gesperrt auf der Tribüne verfolgte? Ende Oktober war der stets sehr emotionale Sechzig-Coach beim Gastspiel in Hannover von Schiedsrichter Torsten Koop auf die Tribüne verwiesen wurde, nachdem er Linienrichter Thomas Frank folgende Wort an den Kopf geschmissen hatte: “Ihr seid doch alles Würste, ihr habt uns mal wieder alle beschissen.” Der DFB sperrte Lorant daraufhin für zwei Spiele - das Auswärtsspiel in Duisburg (0:3-Niederlage) sowie das Derby gegen die Roten musste der Löwen-Dompteur deswegen als Tribünengast verfolgen und litt an der Seite von Karl-Heinz Wildmoser, da seine Spieler gegen die Bayern Chance um Chance vergaben. Erst nach 85 Minuten erlöste Thomas Riedl mit seinem fulminaten Treffer Lorant und die Sechzig-Fans - der erste Derbysieg nach 22 Jahren war perfekt. Wer nochmals sehen möchte, wie Lorant auf der Tribüne mitfieberte, kann das HIER tun.
…das Spiel mit den meisten Zuschauern im Olympistadion kein Münchner Stadtderby war? Am 15. August war das Spitzenspiel der Regionalliga Süd, 1860 gegen den FC Augsburg (Endstand 1:1), restlos ausverkauft. Das Problem: Weit mehr als die zugelassenen 60.000 Zuschauer wollten ins Stadion, viele standen ohne Tickets vor den Eingangstoren. Als Werner Luxi die Löwen bereits nach drei Minuten in Führung schoss, eskalierte die Situation. Scharen an Zuschauern durchbrachen die Absperrungen, kletterten über Zäune und gelangten ohne Eintrittskarten ins Olympiastadion - die Ordungskräfte waren machtlos. Beobachter sprachen im Nachgang von 90.000 bis 100.000 Zuschauern - ein inoffizieller Stadionrekord im deutschen Fußball. Bei dem Massensturm ins Stadion wurde einer Katastrophe knapp entgangen - es blieb Gott sei Dank “nur” bei 147 Verletzten, zu Tode kam glücklicherweise niemand.
…Löwen-Kapitän Marco Kurz in der Nacht vor dem 1:0-Derbysieg im November 1999 keine Minute schlief? Es waren die wohl emotionalsten 24 Stunden im Leben des Marco Kurz. Der damalige Löwen-Kapitän verbrachte die Nacht vor dem Bundesliga-Derby gegen die Bayern im Krankenhaus, da seine Frau die zweite gemeinsame Tochter zur Welt gebracht hatte - an Schlaf war verständlicherweise nicht zu denken. Wenige Stunden danach dann machte Kurz genauso wie seine Kollegen ein überragendes Spiel gegen die großen Bayern und konnte den ersten Derbysieg seit 22 Jahren bejubeln. Nach dem Schlusspfiff brachen beim Verteidiger alle Dämme: Kurz weinte hemmungslos. Übrigens: Auch in der Nacht nach dem Derby schlief Kurz nicht, wie er kürzlich im db24-Interview verriet.
Alles muss raus: Marco Kurz (l.) kann seine Tränen nicht zurückhalten.
…Derby-Held Thomas Riedl 1999 fast aus der Startelf geflogen wäre? 26. November 1999 - der Tag vor dem großen Derby. Löwen-Neuzugang Thomas Riedl - 23 Jahre jung - unterhielt sich im Löwen-Stüberl mit einigen Reportern über das bevorstehende Stadtduell. Er erklärte, dass man keine Angst vor den Bayern haben brauche und er sie mit Kaiserslautern bereits geschlagen habe. Tags darauf titelte die BILD: Thomas Riedl: Heute schieße ich die Bayern ab. Trainer Lorant tobte, schmiss dem verdutzten Riedl beim Frühstück die Zeitung vor die Füße und knurrte: “Dann zeig mal, was du kannst!” Riedl, das Spiel zuvor überhaupt nicht im Kader gewesen, musste schlucken - und lieferte am Abend. Mit seinem Distanzschuss zum 1:0-Siegtreffer gegen die Roten verewigte sich Riedl für alle Zeiten in den Geschichtsbüchern der Löwen.
…der FC Bayern das bislang letzte Pflichtspiel-Derby 2008 durch einen unberechtigten Strafstoß gewann? Es war angerichtet: Vier Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffen in der Bundesliga führte das Los die beiden ewigen Rivalen im Februar 2008 im Viertelfinale des DFB-Pokals wieder zusammen. In der mit 69.000 Zuschauern restlos ausverkauften Allianz-Arena wehrte sich der Zweitligist 1860 tapfer gegen die überlegenen Bayern. Es war ein giftiges Derby, mit allerhand Emotionen und drei Platzverweisen - Luca Toni auf Seiten des FCB, Benjamin Schwarz und Markus Thorandt bei den Löwen. Sekunden bevor Sechzig das Elfmeterschießen erreicht hatte, entschied Schiedsrichter Peter Gagelmann auf tragische Weise dieses Derby. Nach einem Foul von Chhunly Pagenburg gegen Miroslav Klose knapp vor der Strafraumgrenze entschied der Referee fälschlicherweise auf Elfmeter für den FC Bayern. Der erste erfolgreiche Versuch von Franck Ribery gegen Philipp Tschauner, der in der 35. Minute für den verletzten Michael Hofmann eingewechselt wurde, galt nicht - einige Spieler warn zu früh in den Sechzehner gelaufen. Doch der Franzose blieb auch im zweiten Anlauf ganz cool, chippte den Ball frech ins Tor - die Bayern waren weiter, 1860 geschlagen.
…dass die Rivalität der beiden Klubs nach der Zeit von Kurt Landauer keineswegs kleiner geworden ist? Das belegt das Aufeinandertreffen am 21. September 1994. Nach 13 Jahren trafen die beiden Vereine wieder einmal in der Bundesliga aufeinander. Das Ergebnis: siebenmal Gelb, zweimal Rot, einmal Gelb-Rot. Und 3:1 nach Toren für den FC Bayern. Bis heute ein Klassiker in allen Derby-Rückblicken ist Mario Baslers gestenreicher Disput mit 1860-Trainer Werner Lorant. Zum Glück für die Nachwelt wurde der sicher nicht jugendfreie Ton dabei nicht eingefangen.
…dass Werner Lorant nach einem 1:5 gegen Bayern nach neuneinhalb Jahren seinen Job verlor? Der Anfang vom Ende für die Löwen: Nach einem blamablen 1:5 gegen die roten Nachbarn - Daniel Bierofka hatte Sechzig noch in Führung geschossen - entließ 1860 den jahrelangen Erfolgstrainer Werner Lorant. “Ausschlaggebend war die blamable Niederlage im Derby, wobei nicht das Ergebnis entscheidend war, sondern die Art und Weise, in der wir uns ergeben haben”, begründete Präsident Karl-Heinz Wildmoser seine Entscheidung. Im Nachgang dürfte Wildmoser die Entlassung Lorants bitter bereut haben, der Absturz der Löwen begann.
…dass die Löwen das allererste Bundesliga-Derby durch einen Treffer nach einer Minute mit 1:0 gewannen? 14. August 1965 - ein historisches Datum. Erstmals trafen 1860 und Bayern in der zwei Jahre zuvor gegründeten Bundesliga aufeinander - im mit 44.000 Zuschauern restlos ausverkauften Stadion an der Grünwalder Straße. Wer zu spät kam, hatte Pech: Den goldenen Treffer für Sechzig erzielte Angreifer Timo Konietzka bereits in der ersten Spielminute. Bitter: Bereits nach acht Minuten musste Bayerns Adolf Kunstwadl verletzt das Feld verlassen, auswechseln konnte man damals nicht. Kurz vor dem Ende sah FCB-Verteidiger Dieter Danzberg die Rote Karte. Gleich vier Akteure auf dem Feld erhielten vom “kicker” damals die Note 1,0: Auf Löwen-Seite waren es Torwart-Legende Petar Radenkovic und Zeljko Perusic, bei den Bayern Gerd Müller sowie Sepp Maier. Der Sieg gegen den FCB war für Sechzig der Startschuss für eine bis heute legendäre Spielzeit: Am Ende der Saison feierten die Löwen den deutschen Meistertitel - der bis heute einzige in der Klubgeschichte.
…dass Oberbürgermeister Dieter Reiter auf dieses Bundesliga-Derby hinfiebert? Der SPD-Politiker erklärte beim Wiesn-Besuch der Löwen vor wenigen Wochen, dass er sich gerne an die Bundesliga-Derbys zwischen Blau und Rot zurückerinnert - und sich diese in absehbarer Zukunft wieder wünschen würde. Reiter, selbst eingefleischter Roter, würde es begrüßen, wenn 1860 bei einem möglichen Zweitliga-Aufstieg wieder einige Partien im altehrwürdigen Olympiastadion absolvieren würde. “Mit diesem Anliegen würden sie bei mir offene Türen einrennen.” Der Oberbürgermeister betonte allerdings auch, dass dazu endlich jemand aus dem Verein im Rathaus vorstellig werden sollte mit einem klaren Plan für die Zukunft in Sachen Stadionfrage.
…dass es bislang 204 Aufeinandertreffen der Stadtrivalen gab? 164 Pflichtspiel sowie 40 Testpartien gab es bisher zwichen den Blauen und den Roten. Die Bilanz spricht dabei - wenig überraschend - für den FC Bayern. In 204 Partien ging der FCB 104-mal als Sieger vom Platz. 49 Spiele konnten die Löwen für sich entscheiden, 51-mal trennten sich die beiden Stadtrivalen unentschieden.
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