Arroganz-Anfall der Löwen? Das sagt Turnierleiter Vaders zum Teilnahme-Verzicht am Merkur-CUP im db24-Interview
- VON MARCO BLANCO UND IMAGO (Foto)
- 04.11.2022 17:32
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VON MARCO BLANCO UND IMAGO (FOTO)
Der TSV 1860 und das weltweit größte E-Junioren-Turnier - der Merkur-CUP: Jahrelang eine untrennbare Symbiose. Nun aber kam es zum großen Bruch…
Was war passiert? Vor wenigen Tagen berichteten mehrere Medien, unter anderem der “Münchner Merkur”, dass die Löwen erstmals seit 1996 im kommenden Jahr nicht am Merkur-CUP teilnehmen werden. Der Grund: 1860 möchte keine Vorrunde mehr spielen, stattdessen direkt für das Kreisfinale gesetzt sein.
Uwe Vaders, Gesamtleiter des Traditions-Turniers, wurde im “Münchner Merkur” diesbezüglich wie folgt zitiert: “Das Anliegen der Löwen habe ich im Sinne des Respektes den anderen Mannschaften gegenüber und der Gleichbehandlung aller verwehrt.” Die Konsequenz: 1860, amtierender Titelverteidiger, ist nicht mit dabei, auch nicht als Förderer des Turniers.
Wir haben nachgehakt und mit Vaders über den Ausstieg der Sechzger gesprochen. Dabei fand der 70-Jährige, seit 20 Jahren Gesamtleiter und einer der Mitbegründer des Merkur-CUPs, deutliche Worte. 1860 wollte sich auf db24-Nachfrage übrigens nicht zu diesem Thema äußern.
db24: Herr Vaders, erstmals seit 1996 wird der Merkur-CUP im kommenden Jahr ohne die Löwen stattfinden. Der Grund ist, dass Sechzig keine Vorrunde spielen möchte. Ist das wahr?
UWE VADERS: Ja, allerdings. Ich bin vom Glauben abgefallen. Die Begründung war, dass Sechzig mit der Jugend viele Termine hat. Die kurzfristige Ansetzung der Vorrunden würde ihnen deshalb nicht passen. Auch unser Angebot, dass 1860 nur die letzte Vorrunde vor dem Kreisfinale spielen müsse, wurde von Seiten der Löwen abgelehnt.
db24: Wie kam diese Absage bei den Organisatoren an?
Nicht nur bei mir, sondern auch in meinem Umfeld ist die Aussage der Löwen als stark arrogant angekommen. Der Merkur-CUP steht seit Jahren für bestimmte Werte - dazu gehört auch Respekt. Und diesen legt 1860 mit diesem Vorgehen nicht an den Tag.
db24: Wann haben Sie von den Sonderwünschen der Löwen erfahren?
Im Mai erreichte mich eine E-Mail von Roy Matthes (Organisatorischer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der Löwen; d. Red.). Darin waren einige Punkte enthalten, unter anderem, dass Sechzig künftig nicht mehr an den Vorrunden-Turnieren teilnehmen möchte. Daraufhin habe ich beim Präsidium des TSV 1860 um eine Stellungnahme gebeten. Von Hans Sitzberger bekam ich eine Antwort, von Robert Reisinger nicht.
db24: Wie ging es weiter?
Mitte Juli wurde das Finalturnier in Unterhaching ausgetragen, bei dem auch Herr Reisinger vor Ort war. Ich habe ihn angesprochen und er meinte, dass man sich zeitnah zusammensetzen müsste. Das war wie gesagt Mitte Juli. Zu einem Treffen an der Grünwalder Straße 114 kam es dann im Oktober.
db24: Wie verlief das Treffen?
Herr Matthes zählte erneut die Punkte auf, die er bereits in seiner Mail erläutert hatte. Sechzig erklärte, dass man keinen Wert darin sähe, die Vorrunde zu spielen. Daraufhin habe ich gesagt, dass das nur über meine Leiche gehen würde. Ich habe abschließend gemeint, dass ich ja sehen würde, ob sich 1860 anmeldet oder nicht - sie taten es nicht.
db24: Auch als Förderer des Merkur-CUPs sind die Löwen nun nicht mehr dabei…
Eigentlich seit vier, fünf Jahren schon nicht mehr…
db24: Das heißt?
Es gab keine Vereinbarung mehr. Seit dem Abstieg aus der Zweiten Liga waren die Löwen nicht mehr in der Lage, auch nur eine einzige Eintrittskarte für die Kinder zu stiften. Gott sei Dank hat Herr Sitzberger im Sommer die Initiative ergriffen.
db24: Inwiefern?
Er ist seit drei Jahren mit seiner Firma “AHD Sitzberger” Sponsor des Merkur-CUPs. Sitzberger hat als Privatperson aus eigener Tasche Eintrittskarten für die acht Finalteilnehmer 2022 besorgt und den Kindern einen Besuch im Grünwalder Stadion ermöglicht. Das sagt schon viel aus…
db24: Sind Sie enttäuscht von 1860, immerhin Zweiter der ewigen Merkur-CUP-Bestenliste?
Ich bedaure es schon, dass Sechzig nicht mehr dabei ist. Aber bei 1860 habe ich den Eindruck, dass das Thema dem Verein und besonders dem Präsidenten egal ist. Ich finde, dass das eine Frage des eigenen Images ist. Es vermittelt den Eindruck, dass die Löwen mit dem gemeinen Volk nichts zu tun haben wollen. Sie haben uns noch angeboten, einige Preise zu stiften, worauf wir allerdings verzichtet haben. Ich habe gesagt, dass wenn der Verein das Turnier nicht wertschätzt, ich auch keine Preise annehmen werde.
db24: Inwiefern unterstützen denn die anderen beiden Großvereine, der FC Bayern und die SpVgg Unterhaching, das Turnier?
Beide sind Förderer und Sponsoren des Merkur-CUPs. Auch wenn die Bayern in ihrer Jugendarbeit erst ab der D-Jugend beginnen und nicht mehr am Turnier teilnehmen, sponsoren sie dennoch. Da gibt es beispielsweise Tickets für den Campus oder Trainingseinheiten mit den Bayern-Frauen zu gewinnen. Unterhaching ist ebenfalls voll dabei…
db24: Was bietet die SpVgg?
Alle 357 Vereine sind nach Unterhaching eingeladen worden, jeder Spieler hat eine Bratwurst gratis erhalten. Zudem wurden alle Ausrichter und Schiedsrichter in den VIP-Bereich eingeladen. Auch Trainingseinheiten mit Sandro Wagner gab es zu gewinnen. Natürlich ist Unterhaching eine Vorstadt und hat nicht den Zuspruch wie die Löwen. Aber auch schon zu Drittligazeiten, als man sich auf einem Level wie 1860 bewegte, gab es tolle Aktionen der SpVgg.