Der Löwen-Gegner: Anspruch und Wirklichkeit klaffen in Nürnberg wieder einmal weit auseinander
- VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)
- 16.12.2022 11:51
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VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)
Der “Glubb” is a Depp - gerne umschreiben die Fans des 1. FC Nürnberg mit diesem kleinen Satz ihren geliebten, jedoch oftmals kriselnden Verein.
Und was soll man sagen: Dem Ruf einer launischen Diva wird der Club auch in dieser Saison wieder einmal gerecht. Oben mitspielen wollte man in der Zweiten Bundesliga. Die Realität ist wieder einmal eine andere: Der 1. FCN steckt im Abstiegskampf, droht in die Drittklassigkeit abzustürzen. Ende August verabschiedete sich zunächst Co-Trainer Tobias Schweinsteiger (40) zu Sechzigs Ligakonkurrenten Osnabrück, bei dem er den Trainer-Posten übernahm. Nach nur zehn Punkten aus den ersten zehn Partien musste Anfang Oktober dann Cheftrainer Robert Klauß (38) seinen Hut nehmen, wurde durch Markus Weinzierl (47) ersetzt.
Großartig besser wurde es allerdings auch unter dem neuen Coach nicht, der in sieben Partien neun Zähler sammeln konnte. Immerhin: Der 2:1-Erfolg über Aufstiegskandidat Paderborn im Jahres-Finale ließ die Franken mit einem versöhnlichen Gefühl in die Winterpause gehen. Und dennoch ist die Situation mit lediglich zwei Zählern Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz beim neunmaligen Deutschen Meister alles andere als entspannt. Umso wichtiger ist für Weinzierl die siebenwöchige Vorbereitung, in der der Test bei den Löwen heute Nachmittag (14 Uhr, db24-Liveticker) den ersten Härtetest darstellt: “Es ist eines von fünf Testspielen. Wir haben jetzt sieben Wochen Vorbereitung und da gilt es, keine Spielminute und keinen Tag zu vergeuden. Wir werden aus dem Test wichtige Erkenntnisse ziehen, die wir dann wieder verwerten werden.”
Mit Christopher Schindler - seit diesem Sommer Kapitän der Nürnberger -, Lino Tempelmann und Christoph Daferner stehen beim FCN drei Ex-Löwen im Aufgebot. An der Grünwalder Straße 114 zum Einsatz kommen wird allerdings nur Tempelmann, Daferner und Schindler fehlen krankheitsbedingt. Die drei Neuzugänge Peter Vindahl Jensen - der Keeper ersetzt den Langzeitverletzten Christian Mathenia -, Florian Flick und Benjamin Goller sind hingegen fit und feiern gegen die Löwen aller Voraussicht nach ihr Debüt im Nürnberger Trikot.
Die Nürnberger, seit dieser Woche wieder im Trainingsbetrieb, haben noch etwas länger Zeit als die Sechzger, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten. Zwei Wochen später als 1860 steigt der Club wieder in den Ligabetrieb ein, das erste Rückrundenspiel steigt am 29. Januar gegen den FC St. Pauli. Wie der Löwe bereitet sich der 1. FCN Anfang kommenden Jahres ebenfalls in Belek auf den Ligastart vor. Vom 8. bis zum 15. Januar weilt der Club in Belek, 1860 vom 3. bis zum 10. Januar.
Ein ganz besonderes Spiel wird die Partien in München-Giesing für Sechzig-Coach Michael Köllner. Der 52-jährige Löwen-Coach trainierte von 2017 bis 2019 die Clubberer, war zuvor bereits im Nachwuchs der Franken tätig. “Ich habe dort eine tolle Zeit gehabt, habe immer noch viel Kontakt dorthin und fiebere natürlich weiter mit dem Club mit”, erklärte der Löwen-Dompteur im Vorfeld. Unter Köllner stieg Nürnberg 2018 überraschend in die Bundesliga auf, im Februar 2019 wurde der Trainer entlassen, der Club stieg zum neunten Mal aus dem Fußball-Oberhaus ab - Rekord!
Wie der Löwe auch, spielt der 1. FCN in einer altehrwürdigen Heimstätte. Das Max-Morlock-Stadion wurde 1928 eröffnet und vor der Heim-WM 2006 renoviert. Die 50.000 Zuschauer fassende Arena ist einer der letzten in Deutschland mit einer Tartanbahn rund um das Spielfeld. Das Stadion ist in die Jahre gekommen, seit Jahren wird um seine Zukunft debattiert. Die neueste Entwicklung: Die Stadt Nürnberg hat eine Machbarkeitsstudie - auch bei 1860 ein beliebtes Wort in den letzten Jahren - beim Büro PROPROJEKT in Auftrag gegeben. Ergebnisse soll es im Mai kommenden Jahres geben. Die Meinungen in Nürnberg gehen - wie bei 1860 auch - auseinander. Die einen fordern eine Modernisierung der Kultstätte, die anderen den Neubau. Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit sicher noch nicht gesprochen.