Top-Verstärkung für 1860? Ein Nichtaufstieg käme viel teurer
- VON OLIVER GRISS
- 28.12.2022 22:29
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VON OLIVER GRISS
Die Geschäftsstelle des TSV 1860 ist geschlossen - erst am 9. Januar wird die Arbeit an der Grünwalder Straße 114 wieder offiziell aufgenommen. Und doch wird zwischen den Feiertagen und dem Jahreswechsel gearbeitet, dies gilt neben der Mannschaft zumindest für zwei Angestellte des Klubs: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel und Chefscout Jürgen Jung. Beide wurden auch am Mittwoch am Trainingsgelände gesichtet. Sie müssen liefern und Cheftrainer Michael Köllner das Upgrade fürs Mittelfeld präsentieren, nachdem Wunschkandidat Lukas Rupp (31, vereinslos) doch finanziell eine Nummer zu groß war. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um - wie zunächst vorgesehen - bis zum Trainingslager in Belek Mister X zu präsentieren. Die Löwen suchen einen Spieler für die Spitze, sozusagen einen Unterschiedsspieler. Der Markt ist jedoch überschaubar.
Spieler, die den Unterschied ausmachen, kosten bekanntlich etwas mehr Geld als der Rest vom Schützenfest. Mitläufer bringen 1860 nicht weiter.
Bei den Löwen wurde zuletzt öfter das Beispiel Terrence Boyd genannt. Der Stürmer wechselte im vergangenen Januar von Halle in die Pfalz - am Ende stand der Lauterer Aufstieg. Auch eben wegen Mentalitätsmonster Boyd. In 13 Spielen erzielte der Angreifer acht Tore: Platz 3 und die Relegation waren gesichert. In den erfolgreichen Aufstiegsspielen gegen Dresden blieb der frühere Leipziger zwar ohne Tor, stand aber 180 Minuten auf dem Platz. Genauso wichtig wie seine Treffer war aber seine brutale Präsenz - auf und neben dem Platz.
Das Boyd-Paket kostete dem FCK eine Ablösesumme von 300.000 Euro, außerdem wechselte im Gegenzug Elias Huth nach Halle. Das Drittliga-Gehalt von Boyd dürfte sich um die 25.000 Euro pro Monat bewegt haben. Auch den Löwen wurde Boyd seinerzeit angeboten - doch die nahmen schnell Abstand und so setzte sich Lautern gegen 1860 durch - und das nicht nur im Boyd-Poker…
Wer ist der Löwen-Profi des Jahres 2022?
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Was die Löwen wissen müssen: Natürlich garantiert ein zusätzlicher Unterschiedsspieler keinen Aufstieg, doch die Wahrscheinlichkeit wächst zumindest, mit einem fitten Profilspieler (charakter- und leistungsstark) den Sprung in die nächst höhere Spielklasse zu schaffen und damit die Konkurrenz auszustechen. Rupp wäre dies aufgrund seines Profils für uns übrigens nicht gewesen - viel eher würde uns ein Spieler wie Rene Klingenburg (Lautern) oder der frühere Löwen-Profi Julian Baumgartlinger (34, FC Augsburg) zusagen. Der Österreicher ist ein anderes Kaliber fürs Mittelfeld und auch ein ganz anderer Typ wie Rupp. Über eine Rückholaktion Baumgartlingers sollten die Löwen zumindest mal nachdenken. Fußballerische Qualität hat 1860 im Kader, es fehlt eher unantastbare Persönlichkeit auf dem Platz - und diese hat Baumgartlinger zweifelsfrei aufgrund seiner Vita. Er hat das Zeug zum Aufstiegshelfer.
1860 muss jetzt auch mal seinen Standortvorteil ausspielen.
Merke: Es geht jetzt darum, möglichst schnell ein Finanzpaket von rund 200.000 bis 250.000 Euro für einen Neuzugang zu schnüren (nicht eingerechnet Ablöse oder Ausleihgebühr). Jeder Tag, an dem nichts passiert, ist ein verlorener Tag hinblicklich des immer näher rückenden Saisonstarts am 14. Januar in Mannheim. Klar, das Transferfenster öffnet offiziell am 1. Januar - doch die Zeit drängt. Stichwort Eingliederung ins neue Umfeld. Und was man insbesondere bedenken muss: Ein Nichtaufstieg würde den Löwen definitiv teurer zu stehen kommen als eine Winterverstärkung - und das sollte beide Gesellschafter hellhörig werden lassen. Aber wer sagt ihnen das in dieser Deutlichkeit?
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