VON MARCO BLANCO UCLES UND ULI WAGNER (FOTO)

Die Leidensfähigkeit eines Sechzigfans ist groß, aber auch sie scheint einmal ein Ende zu nehmen…

Horst Staimer ist seit 60 Jahren Löwe, hat mit dem Kultverein aus München-Giesing alles erlebt. Der 70-jährige Münchner ist extrem genervt von der Art und Weise, wie 1860 seit Monaten seine einst so exzellente Ausgangsposition im Aufstiegsrennen der Dritten Liga verspielt hat. Deshalb stand Staimer am Mittwochvormittag mit einem Protestplakat beim Training an der Grünwalder Straße 114. Die klare Botschaft: “Wir Fans wollen mit 1860 in die 2. Liga. Welches Ziel verfolgt Ihr???”

Mit db24 sprach Staimer über die Gründe für das Plakat, was ihn seit geraumer Zeit beim Tabellensechsten der Dritten Liga stört und was er über die Trainersuche der Löwen denkt.

db24: Sie haben am Mittwochvormittag mit einem Protestplakat an der Grünwalder Straße 114 auf die Löwenspieler gewartet. Was hat Sie zu dieser Aktion bewegt?

HORST STAIMER: Die Mannschaft kann mehr, als sie zeigt. Ich habe schon langsam Zweifel daran, ob jeder in dieser Mannschaft Lust hat, in die Zweite Liga aufzusteigen. Ich wollte mich dort hinstellen und mit dem Plakat zeigen, dass es so nicht weitergeht.

db24: Wie haben die Spieler darauf reagiert?

Die sind alle wortlos vorbeigegangen.

db24: Dafür kam Vizepräsident Hans Sitzberger auf Sie zu. Was hat Herr Sitzberger denn zu Ihrer Aktion gesagt?

Er hat gesagt, dass ich mir mit dem Plakat viel Arbeit gemacht habe. Zudem hat er mir versichert, dass alle Spieler aufsteigen wollen.

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db24: Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass es nach dem Traumstart zu Saisonbeginn bergab ging beim Löwen?

Es ist von außen schwierig zu beurteilen. Wir hatten im Herbst eine Niederlagenserie. Dass die in den Köpfen drin war, kann ich ja noch nachvollziehen. Wenn man dann in der Winterpause allerdings acht Wochen Zeit hat, um sich auf die restlichen 21 Partien zu konzentrieren und ich liefere dann solche Spiele ab, fehlt mir das Verständnis. Wir führen in Mannheim, brechen dann zusammen. Wir haben Dresden gut im Griff und lassen die dann wieder ins Spiel kommen. In Oldenburg kassieren wir zwei Tore in den letzten Sekunden. Da stimmt doch mental etwas nicht. Deshalb mein versuchter Weckruf, dass die Spieler mehr machen müssen. Auch die Trainergeschichte hat mir nicht gefallen…

db24: Michael Köllner wurde vergangene Woche entlassen, ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht…

Die Gründe, die Günther Gorenzel für die Entlassung angeführt hat, die waren im November bereits genauso da. Also hätte er damals schon reagieren müssen - so leid mir das für Köllner tut. Ich bin eigentlich der Meinung, dass er eine gute Arbeit gemacht hat bei Sechzig. Zu Beginn seiner Amtszeit meinte er sinngemäß: ´Wenn´s dann nicht mehr funktioniert, hören wir halt gemeinsam auf!´ Das hätte man vielleicht schon im November vollziehen sollen.

db24: Woran liegt es Ihrer Meinung, dass 1860 nach wie vor ohne Trainer dasteht?

Sie haben einfach kein Geld, fertig. Das wird eine Lösung werden, die manche nicht verstehen werden.

db24: Sie sind normalerweise in jedem Trainingslager, bei fast allen Spielen dabei. In Meppen fehlen Sie…

Ja, ich habe Meppen abgesagt. Wir hatten schon alles gebucht. Nach dem Oldenburg-Spiel habe ich dann aber zu meinen Mitfahrern gesagt, dass wir es sein lassen.