VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)

Der Löwe zu Gast in Meppen (heute, 14 Uhr, db24-Ticker). Logisch, dass bei jedem Sechzigfan automatisch der 11. Juni 1994 in den Kopf kommt. 1860 siegte damals mit 1:0 in Meppen durch ein frühes Tor von Peter Pacult und stieg in die Bundesliga auf. Davon können die Löwen heute nur träumen.

Damals für 90 Minuten auf dem Platz: Lutz Braun. Der heute 56-Jährige absolvierte damals alle 38 Zweitligaspiele, war im Team von Werner Lorant eine feste Größe. Im Jahr danach spielte er in der Bundesliga keine Rolle mehr, ging im Winter nach Nürnberg. Der ehemalige Defensivspezialist wohnt in Aschaffenburg, ist in der Personaldienstleistung tätig. Im db24-Interview spricht er über den historischen Tag in Meppen, die anschließenden Feierlichkeiten sowie die momentane Situation der Löwen.

db24: Herr Braun, verfolgen Sie die Löwen noch?

LUTZ BRAUN: Man verfolgt seine Ex-Vereine immer natürlich. Nicht im Stadion, aber am Fernseher. Sie haben stark angefangen - und dann aber auch stark nachgelassen.

db24: Vergangene Woche wurde Trainer Michael Köllner entlassen. Für Sie verständlich?

Ich habe eigentlich schon vorher damit gerechnet. Das Geschäft ist ja mittlerweile ganz klar: Entweder du bist erfolgreich - oder du musst gehen. Zur Winterpause hätte ein Trainerwechsel Sinn gemacht. Wenn ich einen Trainer wechsle, muss ich dem neuen Coach ja auch ein bisschen Zeit geben.

db24: Was für einen Trainertypen benötigen denn die Löwen jetzt, um im Aufstiegskampf noch einmal angreifen zu können?

Gute Frage (lacht). Ich war immer erfolgreich mit jemandem, der ganz klare Anweisungen gegeben hat. Aber da sind wir auch schon beim Problem: Solche Typen gibt es halt kaum noch. Klingt jetzt vielleicht abgedroschen, aber der Kollege Lorant war nicht umsonst so erfolgreich…

db24: Sie müssen es wissen, haben in Aschaffenburg und bei den Löwen mit Lorant zusammengearbeitet…

Ja genau, dreieinhalb Jahre insgesamt. Da gab es halt eine klare Ansage. Die war so klar, dass du auch nichts anderes gemacht hast. Das war auch gut so. Ich bin weit weg, weiß nicht, wie die Struktur innerhalb der heutigen Löwen-Mannschaft aussieht. Ich habe nicht wirklich den Eindruck, dass eine Hierarchie vorhanden ist. Bei uns war es früher so, dass man drei, vier Spieler hatte, die gesagt haben, wo es langeht - die anderen sind gefolgt.

db24: Welche Spieler waren das in der Löwen-Aufstiegsmannschaft 1993/1994?

Du hattest Peter Pacult, Bernhard Trares oder Thomas Miller. Wenn die gesagt haben, dass Dinge auf eine bestimmte Weise gemacht werden, dann ist es so gemacht worden. Da gab es keine Diskussion.

db24: Sie haben damals alle 38 Zweitligaspiele bestritten. Welche Erinnerungen haben Sie an diese historische Saison?

Das erste Spiel haben wir direkt mit 0:4 in Rostock verloren. Um Gottes Willen, hieß es damals schon. Das ist aber auch normal bei Sechzig (lacht). Danach hatten wir einen Lauf, waren Dritter zur Winterpause. Danach haben wir erstmal vier Spiele verloren und das Gerede im Umfeld, dass wir es eh nicht packen, ging schon wieder los. Dann gibt es aber solche Momente, die alles verändern können. Das war unser 4:1-Sieg in Hannover. Bis Saisonende ging es immer auf und ab, wir hatten dann aber das Endspiel in Meppen - das haben wir gewonnen!

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Lutz Braun (h.2.v.r.) mit den Aufstiegslöwen 1993/1994.

db24: Meppen 1994. Ein Begriff für jeden Löwenfan. Was schießt Ihnen durch den Kopf?

Wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich mich an das Spiel nicht mehr gut erinnern. Dafür aber an die Feier danach, das sind die Momente, die dir hängen bleiben (lacht). Nach dem Spiel in Meppen musste ich zur Dopingkontrolle, das ist nach so einem Spiel schwierig. Es gab dann um die zehn Bier. Anschließend kann ich mich noch erinnern, dass ich ins Flugzeug gebracht wurde. Die nächste Erinnerung ist dann, dass wir in München ausgestiegen sind. Die Fahrt auf dem Bus und die Feier auf dem Rathausbalkon am Marienplatz - das sind die Momente, die bei einem Fußballer hängenbleiben.

db24: Gibt es noch Kontakt zu den damaligen Mannschaftskollegen? 2024 jährt sich der Aufstieg ja zum 30.-Mal…

Eigentlich nicht wirklich. Das ist nunmal der Lauf der Zeit. Es wäre vielleicht anders, wenn ich noch im Raum München leben würde. So sind es ja dann doch 360 Kilometer Entfernung nach Aschaffenburg, das verläuft sich dann alles…

db24: Heute steht nicht ganz so viel auf dem Spiel, wenn die Löwen der Neuzeit in Meppen antreten. Trotzdem ist Sechzig im Aufstiegskampf zum Siegen verdammt…

Das ist immer schwierig. Wenn du beim Letzten spielst, bist du automatisch Favorit. Wenn Sechzig jetzt beim Letzten nicht gewinnt, braucht man auch vom Aufstieg nicht mehr reden! Elversberg marschiert vorne weg als Aufsteiger, erinnert mich so ein bisschen an uns damals. Dass Wiesbaden auch relativ konstant ist, überrascht mich. Ansonsten sind auch noch Saarbrücken und Mannheim noch mit dabei - das wird nicht einfach.