Reisinger kann's nicht lassen
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 17.03.2023 20:20
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Genau vor einer Woche hat sich Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik erstmals außerhalb seiner Facebook-Welt wieder gemeldet - exklusiv auf db24 und dabei über das Verständnis von Zusammenarbeit auf Augenhöhe bei 1860 gesprochen. “Wenn es in den letzten Jahren darum ging, den Spielbetrieb finanziell abzusichern, dann waren wir immer auf Augenhöhe - wenn es aber darum geht, zusammen zukunftsträchtige Entscheidungen zu treffen, bin ich nicht im Boot und werde ignoriert. Das ist einseitig und nicht fair.” Kurz danach zog die Süddeutsche Zeitung nach und bekam von Ismaik ebenfalls Antworten.
Robert Reisinger, der sich selbst als positiver Hooligan-Präsident sieht, freut sich, dass der Mehrheitsgesellschafter nicht nur über seine Social Media-Kanäle kommuniziert, sondern auch wieder mit Journalisten spricht. “Es ist schön, dass Herr Ismaik sich scheinbar wieder mehr um sein Invest bei 1860 kümmern möchte”, sagt Reisinger der “SZ”, “wir bedauern nur, dass er für die Kommunikation nicht die persönliche Ansprache gewählt hat.”
Kurios: Es gab Zeiten, da legte Reisinger überhaupt keinen Wert, mit Ismaik zu kommunizieren. Ist das jetzt plötzlich anders? 2017 hatte Reisinger noch selbst gesagt: “Ich habe gerade keinen Bedarf, mit ihm (Ismaik) zu sprechen.” Gut, dass das Internet nicht vergisst…
Reisinger sagte dem Blatt weiter: “Wir freuen uns, wenn Herr Ismaik wieder nach München kommt und uns und der Stadt seine Pläne und Ideen für das Stadionprojekt vorstellt.” Die Ideen sind der Stadtspitze längst übermittelt, das sollte Reisinger auch wissen, schließlich war er beim Stadiongipfel vor dem Jahreswechsel im Rathaus dabei. Vielleicht können die Beiden auch über die vom e.V. seit Jahren geplante Turnhalle sprechen…
Offenbar stört sich Reisinger auch daran, dass Ismaiks Statthalter Anthony Power die Nähe zur Mannschaft und zum jeweiligen Trainer sucht: “Nachdem Herr Power im Sommer noch für die Mitwirkung bei der Zusammenstellung des Kaders gelobt wurde, stellt sich die Frage: Wie viel Power steckt in der Mannschaft?” Und welchen Anteil der Statthalter an der derzeitigen Situation habe, “besonders wenn man bedenkt, dass Herr Power sich gerne in der Kabine aufhält”. Ist das als Vorwurf zu verstehen, dass Power schuld am Löwen-Absturz haben soll?
Richtig ist, dass Power bei den Spielern sehr beliebt ist - auf der anderen Seite ist zu hören, dass sich die Profis immer wieder darüber wundern, wer alles zum Schulterklopfen und Händeschütteln bei den Spielen in den Stadion-Innenraum kommt.
Nachdem Ismaik zuletzt die Forderung aufgestellt hatte, die Geschäftsführung müsse gegen die Proteste gegen Power vorgehen, die im Fanblock auf Plakaten und in Gesängen dargeboten werden. Das e.V.-Präsidium habe laut Reisinger “bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass wir die Fahnen im Stadion nicht gerne sehen”. Aber sie seien “Ausdruck der freien Meinungsäußerung unserer Fans und Mitglieder”. Aufforderungen von Vereinsfunktionären seien nicht nötig, die Fans hätten “selbst ein feines Gespür, was sie bewegt und benennen wollen”, sagte Reisinger.
Die Anhänger haben aber auch mittlerweile ein sehr feines Gespür, dass Reisinger in seinen nun fast sechs Jahren als Ober-Löwe mehr Ballast als Segen für den Profifußball ist. Meister-Löwe Bernd Patzke beispielsweise verriet, dass er vor kurzem einen Rüffel von Reisinger bekommen hätte, weil er ein kritisches Interview gegeben hat. Auch Reisingers fragwürdige Interviews sorgen für großes Kopfschütteln in der Fan-Gemeinde. Zuletzt verriet er u.a. gegenüber der “AZ”, dass er Leute habe, die er (Reisinger) selbst bezahle. Wieviel Wahrheit in dieser Aussage steckt, kann sich jeder selbst beantworten.