Stadion-Freunde kritisieren Stadt und 1860: "Es gibt nach drei Jahren keine Antworten"
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 20.04.2023 19:52
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Sagt der TSV 1860 die Wahrheit in der ewigen Stadiondiskussion ums Grünwalder?
Zumindest werden jetzt die Stadion-Initiativen “Freunde des Sechzger Stadions” und “Sechzig im Sechzger” nervös und äußern gemeinsam deutliche Kritik an der Stadt und dem TSV 1860. Sie richten deutliche Forderungen an beide Seiten. Das Schreiben im Wortlaut:
Anfang des Jahres 2020, also vor über drei (!) Jahren, wurde von der Stadt ein Bauvorbescheid für die Ertüchtigung des Sechzgerstadions auf 18.105 Zuschauer beantragt, der von der Lokalbaukommission am 05.08.2020 erteilt wurde. Seither ist leider nicht mehr viel passiert, um diesen Umbau weiter voranzutreiben. Stattdessen findet seit dieser Zeit ein “Schwarzer-Peter-Spiel” zwischen den Verantwortlichen bei der Stadt und beim TSV 1860 statt: Die Stadt wünscht sich vor konkreten Stadtratsbeschlüssen ein Bekenntnis der Löwen zum langfristigen Verbleib auf Giesings Höhen. Die Löwen antworten logischerweise, dass man dafür zunächst mal die Mietkonditionen nach dem Umbau kennen muss. Die aktuelle Ausrede, warum nichts weiter unternommen wird, ist das zuletzt geäußerte Ansinnen der Löwen, die Möglichkeit eines höheren Fassungsvermögens prüfen zu lassen. Die von der Stadt versprochenen Mietkonditionen für ein umgebautes Stadion liegen derweil immer noch nicht vor.
Auf den Punkt gebracht sieht die Situation folgendermaßen aus:
Seit über drei Jahren hätte
a) sich 1860 Gedanken machen können, ob und wie ein höheres Fassungsvermögen als 18.105 Plätze im Stadion ermöglicht werden könnte und
b) die Stadt die zugehörige Miete für ein auf 18.105 Plätze ausgebautes Stadion ermitteln können.
In beiden Fällen gibt es nach drei Jahren keine Antworten, was uns in persönlichen Gesprächen mit beiden Parteien vor kurzem bestätigt wurde.
Zu Punkt a):
Im Juli 2022, also zweieinhalb Jahre nach dem Antrag auf Bauvorbescheid, hat 1860-Präsident Robert Reisinger auf der Mitgliederversammlung eine neue Stadion-Projektgruppe angekündigt – diese lässt allerdings bis heute auf sich warten. Wir fordern diese Gruppe seit langem und halten sie auch für äußerst sinnvoll, um den Umbau von Vereins- und Fanseite fachlich zu begleiten. Sie sollte nun endlich einberufen werden. Das vom TSV 1860 geäußerte Ziel eines Umbaus mit höherem Fassungsvermögen ist unter den derzeitigen Voraussetzungen vermutlich schwer erreichbar. Auf alle Fälle würde eine solche Prüfung, die am Ende in einem neuen Antrag auf Bauvorbescheid münden dürfte, viele Monate dauern. Sie sollte die weiteren Verfahrensschritte aber zumindest nicht blockieren.
Zu Punkt b):
Die Stadtpolitik hat beschlossen, den Löwen eine sogenannte Marktmiete anzubieten, d.h. eine Miete, die sich an den Mietkosten vergleichbarer Stadien orientiert. Es soll also nicht das Modell einer Kostenmiete angewandt werden, d.h. die Baukosten für den Umbau sind für die Mietermittlung irrelevant. Entscheidend ist nur der qualitative Standard des Stadions nach dem Umbau (mehr Sitzplätze, VIP-Bereich, Vollüberdachung etc.), für den man dann eine Vergleichsmiete anhand ähnlicher Stadien ermitteln muss. Ein Grund, warum das noch nicht passiert ist, ist für uns nicht ersichtlich. Bürgermeisterin Verena Dietl hat im September 2022 in einem AZ-Interview gesagt, dass der TSV alle erforderlichen Informationen dazu geliefert hat. Sobald die Miete für das umgebaute Sechzgerstadion endlich feststeht, gilt es für 1860 und die Stadt, einen fairen, aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvollen Mietvertrag auszuhandeln. Parallel sollte man ebenfalls die Gründung einer Betreibergesellschaft für das Stadion in Angriff nehmen, damit das ständige Zuständigkeits-Hick-Hack für Verbesserungen im laufenden Betrieb ein Ende nimmt und auch der Umbau nicht zwischen die Mühlen der einzelnen städtischen Referate gerät, sondern von Anfang an auf vernünftige Beine gestellt werden kann.
Es ist im Sinne aller Beteiligten, nun schleunigst zu einer Lösung zu kommen.
Schließlich brauchen die Löwen im Falle eines Aufstiegs, der diese Saison anfangs möglich schien, einen Plan für eine zweitligataugliche Stadionlösung – diesen gibt es derzeit schlichtweg nicht. Zu guter Letzt muss auch die Stadtpolitik ein Interesse daran haben, so will das damalige Wahlversprechen eingelöst werden.
Zusammengefasst lauten unsere dringlichsten Forderungen:
– Miete für ein umgebautes Stadion ermitteln!
– Stadion-Projektgruppe bei 1860 einberufen!
– Fairen Mietvertrag verhandeln!
– Betreibergesellschaft für das Stadion gründen!
P.S.: Baut das Sechzger aus!