VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Günther Gorenzel (51) hat beim TSV 1860 trotz laufenden Vertrags bis 2024 um seine Freigabe als Geschäftsführer gebeten. Er will zurück an den Wörthersee, eine entsprechende Anfrage von Austria Klagenfurt liegt an der Grünwalder Straße 114 vor. Peer Jaekel, neuerdings Head of Football SEH, hat den Kontakt gelegt. Er soll den Transfer umsetzen. Vorgabe: Ablösefrei muss Gorenzel sein.

Jaekel wer? Genau! Der Funktionär war bei 1860 unter Thomas Eichin für wenige Wochen Chefscout. Jetzt kümmert er sich um die Vereine von Eigentümer Zeljko Karajica: Um Klagenfurt, Viktoria Berlin und HNK Šibenik (Kroatien).

Schon heute könnte Gorenzel Vergangenheit bei den Löwen sein - aus Klagenfurt ist zu hören, dass die Sache bereits fix ist. Doch wer entscheidet bei 1860 über die Freigabe des Österreichers, der in den letzten Monaten eine mehr als unglückliche Figur bei den Löwen abgegeben hat? Der Beirat!

Wie setzt sich dieser eigentlich zusammen? Von jeder Gesellschafterseite sind zwei Beiratsmitglieder entsandt. Wie heißen sie? Die db24-Übersicht:

Robert Reisinger: Der gelernte Speditionskaufmann führt seit 2017 die Geschicke der Löwen - vorher war er Fußball-Abteilungsleiter und saß beim Doppelabstieg auch im Verwaltungsrat. Unter Reisingers Regie gelang im Sommer 2018 der Aufstieg in die Dritte Liga. Zudem haben sich die Mitgliederzahlen stark verbessert. Eine Vision, die den Profi-Fußball nachweislich voran bringt, gibt es allerdings nicht. Reisinger hat es in sechs Jahren nicht geschafft, sich mit Hasan Ismaik zu treffen. Der Klub ist gespalten wie noch nie.

Nicolai Walch: Der Regensburger Rechtsanwalt ist der Abgesandte des Verwaltungsrats. Er sagte 2018, dass es absolut wohltuend sei, wie sich das Präsidium Reisinger in der Öffentlichkeit verhält. Fußball-Expertise hat Walch nicht. Ein ist Verfechter der 50+1-Regel. Zuletzt wurde Walch zuletzt vor dem Filmtheater Sendlinger Tor gesehen, als db24 zum großen Legenden-Treffen eingeladen hat. Ex-Präsident Peter Cassalette sagte zuletzt im db24-Interview: “Das ist typisch für das neue Sechzig! Das zeigt die ganze Kaputtheit dieses Vereins. Die zwei Verwaltungsräte (Walch und Sebastian Seeböck, d. Red.) solidarisieren sich damit indirekt mit Menschen, die das Scheichlied singen und auf Krawall gebürstet sind.”

Saki Stimoniaris: Der 51-jährige Münchner ist Aufsichtsratschef der KGaA - und Vertrauter von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik. Will im nächsten Jahr für den Verwaltungsrat kandidieren. Er war bis 2021 Gesamt-Betriebsratschef von LKW-Bauer MAN und saß zudem im Aufsichtsrat von Volkswagen und Rheinmetall. Stimonaris muss aus Sicherheitsgründen seit einigen Monaten mit Security ins Stadion. Fußball-Kompetenz hat er nicht, dafür soll er in wirtschaftlichen Fragen bei 1860 oft das Zünglein an der Waage sein.

Andrew Livingston: Der Brite ist Ismaiks rechte Hand und Jurist bei HAM. Über ihn weiß man relativ wenig, außer, dass er vor 1860 noch nie in einem Fußballverein eine Funktion hatte.

Sollte es wider Erwarten zu einer Pattsituation bei der Abstimmung kommen, könnte der e.V. mit dem 50+1-Schwert Gorenzels Abgang verhindern. Dass die Ismaik-Seite für ein Bleiben des Sport-Geschäftsführers stimmt, davon ist nicht auszugehen.

Man darf gespannt sein, welche Lösungen für die Nachfolge-Regelung vom Mutterverein präsentiert werden. Die Zeit drängt.