VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Der Akku von 1860-Abwehrchef Jesper Verlaat (27) ist wieder voll aufgeladen. Die emotionale Achterbahnfahrt in der Vorsaison hat er abgehakt. Der Ex-Mannheimer freut sich jetzt auf das, was kommt beim TSV 1860. Der Holländer, der seinen Urlaub hauptsächlich bei seiner Mutter in Portugal verbracht hat, sprach in einer Presserunde über:

den großen Aderlass bei 1860: “Die Transferphase hat gefühlt erst vor einer Woche begonnen. Wenn man eine Stunde offline geht, sieht man zwei Stunden später, dann sieht man schon wieder drei Transfer aus dem Nichts. Ich mache mir da aber gar keine Sorgen. Das Transferfenster ist noch lange offen - und ich glaube, dass wir noch was Gutes finden werden. Da vertraue ich voll auf die Verantwortlichen. Aber ich habe auch vollstes Vertrauen ins Team, auf die Jungs, die da sind. Der erste Eindruck mit den drei Neuen (Julian Guttau, David Richter und Marlon Frey, d. Red.) ist positiv. Das sind gute Jungs! Ich bin entspannt. Wir werden mit unserer Gruppe, die jetzt da ist, so schnell wie möglich als Team zusammen finden. Es sind viele Jungs gleich, aber es wird innerhalb der Gruppe ein anderes Gesamtgefüge innerhalb der Mannschaft entstehen.”

die Chance auf das Kapitänsamt: “Das werden wir sehen, welche Entscheidung der Trainer trifft. Wenn es sich irgendwie ergibt, dann wäre ich sehr glücklich, das Vertrauen zu bekommen. Ich würde die Rolle mit mehr als 100 Prozent annehmen. Noch ist es nicht so weit, aber ich bin auf jeden Fall bereit, noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Es geht ja nicht darum, auf dem Platz irgendwas rumzuschreien, sondern ich werde mehr auf mich schauen, ob ich mehr Einfluss nehmen kann auf Einzelne und vielleicht mal auch jemand zur Seite nehme. Ich will mehr schauen und reinhorchen, was bei jedem Spieler so abgeht.”

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den mentalen Druck bei 1860: “Ich bin jetzt auf jeden Fall sehr gut gewappnet. Wir haben in der Vorsaison die Extreme kennengelernt. Wir hatten eine extrem hohe Fallhöhe, weil die Euphorie am Anfang riesengroß war. Dass man so ein Tief hat, das merkt man. Deswegen habe ich die Zeit zu Hause auch gebraucht. Wenn mir Energie fehlt, brauche ich einfach nur Familie. Die Akkus sind aufgeladen, ich habe wieder Bock. Ich hatte vor meiner Unterschrift viel über 1860 gehört, das aber am eigenen Leib zu spüren, hatte nochmal ein anderes Ausmaß. In so kurzer Zeit haben wir alles erlebt. Eigentlich kann ich alles abhaken. Es gab gute Phase, schlechte Phasen. Und jetzt geht es darum, dass wir eine konstant gute Phase haben. Maurizio Jacobacci hat uns wieder auf einen guten Pfad gebracht. Ich glaube und hoffe, dass wir in dieser Saison ruhiger reagieren, wenn es mal nicht so läuft.”

die Schnapserl-Affäre: “Man muss ja auch kucken, zu welchem Zeitpunkt kam das raus. Sowas kommt ja nicht raus, wenn’s läuft. Das liegt außerdem in der Vergangenheit. Ich will nicht nachtreten. Das, was wir beeinflussen können, zum Beispiel so eine Aktion, das wird in dieser Saison nicht mehr passieren. Nicht nur ich, sondern auch andere Spieler haben das wahrgenommen. Diese Saison wird reagiert - fertig! Ich will hier was erreichen. Auch Marco Hiller oder Tim Rieder - jeder, der hier ist, will was erreichen. Wenn solche negativen Sachen oder Kleinigkeiten wieder aufkommen, dann muss es einfach gesagt werden: Hey, was machst du da? Wir arbeiten alle für ein Ziel. Es geht nicht um Einzelgänger, sondern, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Das ist Mannschaftssport. Jeder hat mal eine Phase, in der es weniger läuft. Auch ich hatte diese Phase. Deswegen müssen wir in den nächsten Wochen so zusammenfinden, dass man Fehlentwicklungen anspricht, ohne ein Gegenwort zu bekommen. Man hatte in der vergangenen Saison genau das - immer ein Gegenwort. Das ist Eigenverschulden innerhalb der Mannschaft. Jeder Spieler, der letzte Saison auch dabei war, muss sich an die Nase fassen.”

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die neue Rolle von 1860 als Nicht-Aufstiegskandidat: “Mein Ziel ist trotzdem, noch was zu erreichen. Aber man muss vorsichtiger sein, wie man das kommuniziert. Im Vergleich zur letzten Saison ist das ein krasser Unterschied, was der Zeitpunkt der Kaderzusammenstellung betrifft. Ich bin eine Frohnatur. Das ist eine Herausforderung, auf die ich mich freue. Wir sind aber immer noch 1860. Man sollte uns nicht kleinreden. Es ist nicht so, dass wir hier um den Abstieg spielen. Wir sind trotzdem ein großer Verein mit Ambitionen. Wir müssen die Saison auf jeden Fall anders angehen, auch was die Ausrichtung angeht. Das wird uns einfach gut tun, wenn wir uns vielleicht konservativer einfach auf uns fokussieren. Lasst die anderen Vereine Ziele aussprechen! Wir konzentrieren uns auf uns! Wir werden da nicht offensiv rangehen! Wir müssen geduldig bleiben - wir hätten selbst in der vergangenen Saison mit Jacobacci noch um den Aufstieg spielen können.”

den Trainer-Typ Jacobacci: “Er ist sehr akribisch - er geht in die Richtung Perfektionist. Man hat bei ihm schnell Ansätze gesehen, was er haben will. Er hat seine Spielphilosophie, aber das braucht Zeit. Der Trainer will, dass jeder läuft. Die Stürmer müssen viel ackern, sie sind ja die ersten Verteidiger. Wenn die Leute vor uns viel richtig machen, wird es für uns hinten einfacher. Deswegen waren es in den letzten Spielen der Fall, dass es gemeinschaftlich einfach wieder besser gepasst hat.”

die Favoritenfrage in der Dritten Liga: “Wenn man sieht, welche Transfers Sandhausen oder Bielefeld tätigen, dann weiß man, was deren Ziele sind. Das haben die auch klar ausgesprochen, deswegen sind die auch schon selbst ernannter Favorit. Dann gehe ich davon aus, dass die anderen das auch so sehen.”