VON OLIVER GRISS UND CHRISTINA PAHNKE (SAMPICS)

Die 0:3-Niederlage am Samstagabend in Sandhausen wurde von den Fans unterschiedlich bewertet: Die einen sagen: "Packung! Keine Chance! Die anderen finden: "Die zweite Halbzeit war superstark. Wenn schnell das 1:2 fällt, gewinnt Sandhausen das Spiel nicht." Der Fußball lebt immer von der Subjektivität, was sich auch auf die Spielerbewertungen auswirken kann. Die db24-Einzelkritik aus dem Stadion am Hardtwald:

Marco Hiller (Note 2): Stärkster Löwe: Mit zahlreichen Paraden eine Show im Löwen-Kasten - bei den drei Gegentreffern jedoch ohne Chance zum Eingreifen. Hat sein Loch aus der Vorbereitung längst überwunden. Versucht sich mittlerweile auf Stallorder auch als Ballverteiler, anstatt das Leder nach vorne zu schlagen - einer von Hillers Anspielen kam jedoch postwendend zurück, woraus im weiteren Verlauf das 0:1 resultierte.

Kaan Kurt (Note 5): Obwohl er aufgrund seiner Größe als sehr beweglicher Spieler gilt, ließ sich auch der Ex-Gladbacher vor dem 0:2 im Strafraum zu einfach austanzen. Da machte es Kurt seinem Gegenspieler viel zu einfach. War sein bislang schwächster Auftritt im Löwen-Trikot. In der Pause nahm ihn Trainer Maurizio Jacobacci runter.

Jesper Verlaat (Note 3): Zwei verschiedene Gesichter: Während die erste Hälfte von ihm äußerst mau war (wenig Kontrolle), dominierte der 1860-Kapitän mit seinen Kollegen die zweite Hälfte. Dass daraus der ein oder andere Konter gefahren werden kann, ist logisch. Muss es schaffen, von der ersten Minute wach zu sein.

Leroy Kwadwo (Note 3): Wirkte in der ersten Hälfte verschlafen. Nach dem Seitenwechsel war Kwadwo äußerst aufgeweckt. Braucht wieder eine konstant gute Leistung über 90 Minuten.

Fabian Greilinger (Note 5): Hatte mit der Robustheit der Sandhäuser so seine Probleme: Vor allem, wenn Otto über den rechten Flügel kam. War nicht sein Spiel! Nach 45 Minuten nahm Jacobacci das Eigengewächs runter.

Niklas Tarnat (Note 3): Geringe Fehlerquote, sehr mannschaftsdienlicher Spieler. Seine Passgenauigkeit lag bei 86 Prozent. Laut Wyscout waren 78 Prozent seiner 49 Aktionen erfolgreich.

Marlon Frey (Note 4): Immer um den Ball bemüht, klar - aber teilweise auch wenig produktiv. Sein Steckpass auf Starke in der ersten Hälfte war zu ungenau, sonst hätte der Ex-Oldenburger möglicherweise das 1:1 erzielt. Gewann nur 52 Prozent seiner Zweikämpfe im Mittelfeld. Muss sich steigern. Seine gute Form aus der Vorbereitung hat er noch nicht.

Manni Starke (Note 5): Wirkte müde bis ausgelaugt. Drei Spiele innerhalb einer Woche waren offenbar zu viel für den 32-jährigen Routinier. Konnte keine Akzente setzen. Blieb zur Pause in der Kabine.

Morris Schröter (Note 4): Bekam viel zu wenig brauchbare Bälle in den Fuß, um seine Qualitäten auszuspielen. Insgesamt nahm er sich zu viele Künstlerpausen. Nur 41 Prozent seiner Aktionen waren diesmal erfolgreich.

Albi Vrenezi (Note 4): Durch seinen Ballverlust resultierte das frühe 0:1 - provokant war auch, dass er nach dieser Aktion einfach stehen geblieben ist. Muss seine Körpersprache dringend ändern. Positiv: Endlich feuerte er mal wieder aufs Tor, wenn auch der Ball nicht ins Tor wollte.

Joel Zwarts (Note 3): In der ersten Hälfte nahezu aus dem Spiel genommen: Nach dem Seitenwechsel zeigte sich, warum ihn 1860 verpflichtet hat: Wenn er den Ball in den Fuß gespielt bekommt oder die Flanke gut ist, dann kommt er zu Torchancen. Einmal verhinderte Alu den Einschlag, dann Sandhausens guter Torwart.

Julian Guttau (Note 2): Kam nach dem Seitenwechsel mit viel Wut im Bauch von der Bank: War fast an allen gefährlichen Aktionen der Löwen beteiligt. Dieser Auftritt sollte Jacobacci gezeigt haben, dass es ein Fehler war, auf ihn zu verzichten. Diese Athletik und diesen Offensivdrang braucht 1860.

Niki Lang (Note 3): Nach seiner Einwechslung funktionierte er in einer Dreierkette gut - resolut.

Eroll Zejnullahu (Note 3): Hatte gute Aktionen in der Offensive, aber auch schlechte in der Defensive: Sein mangelndes Eingreifen in Höhe des Sechzehners in der Schlussphase führte kurze Zeit später zum 0:3. Klar, das war nicht mehr kriegsentscheidend, aber diese Pomadigkeit im Kampf gegen den Ball war leider nicht zu übersehen.

Valmir Sulejmani (Note 3): Sehr fleißig nach seiner Einwechslung. Es lag auch an ihm, dass die zweite Hälfte positiv in Erinnerung bleibt.

Maurizio Jacobacci (Note 4): Was man ihm zu Gute halten muss: in seiner Kabinenansprache zur Pause muss richtig Pfeffer drin gewesen sein. Anders ist diese Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte nicht zu erklären. Der Trainer muss sich in den nächsten Tagen überlegen, wie er sein Mittelfeld effektiver und gefährlicher gestalten kann: Da ist zu viel (unnötige) Ballschlepperei dabei. Guttau hat ihm gezeigt, dass es ein Fehler war, auf ihn zu verzichten.