VON OLIVER GRISS UND FACEBOOK

Löwen-Präsident Robert Reisinger (59) hat einmal gesagt, mit Social Media könne er nichts anfangen und spielte auf die offensive Kommunikation von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik via Facebook, Twitter und Instagram an. Am Samstag, unmittelbar nachdem von AZ-Reporter Matthias Eicher neuerliche Rücktrittsgerüchte um Reisinger publik gemacht wurden, bespielte Reisinger sein privates Facebook-Konto dann doch mal wieder. Reisinger, der zu diesem Zeitpunkt in Teneriffa im Golf-Urlaub war, postete ein Bildchen mit dem Text: "Ich breche Kontakte ab ohne zu zögern." Der Post, der von Bloggerin "Rosaseni" stammt, geht weiter: "...ohne Erklärung und ohne Vorwarnung. Wenn ich bemerke, dass ich jemanden nicht vertrauen kann. Das Leben ist zu kurz und ich bin zu alt, um mich mit Menschen zu umgeben, die das Konzept der Loyalität nicht verstanden haben."

Diplomatie geht definitiv anders. Für den Post bekam Reisinger von seiner überschaubaren Community Applaus und immerhin 84 Likes. Eine Facebook-Freundin schrieb ihm: “Durchatmen. Fokus auf das Wichtigste. Fühl dich gedrückt.” Ein andere postete unter Reisingers Post: “Umgebe Dich nie mit Menschen, die Dir nicht gut tun. Dafür treten wertvollere in Dein Leben.”

Seinen eigenwilligen und fragwürdigen Weg kann Reisinger freilich durchziehen, jedoch in seiner Rolle als Präsident ist dies wohl wenig förderlich für das Gesamtkonstrukt 1860: Mit Hasan Ismaik, dem 60 Prozent an der gemeinsamen Fußballfirma gehören, hat Reisinger keinen direkten Draht - und auch mit seinem Vize Hans Sitzberger soll das Verhältnis mittlerweile auf den Gefrierpunkt gefallen sein. Reisingers Alleingang, Ex-Nationalspieler Horst Heldt als Gorenzel-Nachfolger installieren zu wollen, fand angeblich wenig Gegenliebe.

Soll Robert Reisinger als Präsident des TSV 1860 zurücktreten?

Umfrage endete am 08.09.2023 20:00 Uhr
Ja!
88% (6871)
Nein!
12% (913)

Teilnehmer: 7784

Auffällig: Während Reisinger von der Bildfläche seit Wochen gänzlich verschwunden ist und er auch noch bei keinem Drittligaspiel in dieser Saison im Ehrengastbereich neben seinen Vizes gesehen wurde, stellt sich Sitzberger demonstrativ hinter Geschäftsführer Marc Pfeifer, und ist seit einigen Wochen auch immer wieder mit Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris zu sehen. Auch Heinz Schmidt, der Schatzmeister und zweite Vize-Präsident, hat beim 2:0-Heimerfolg über Waldhof Mannheim in der VIP-Alm den Kontakt zu Ismaik-Bruder Yahya gesucht. Ist es das, was Reisinger ärgert?

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Fakt ist: Sitzberger und Schmidt gelten an der Grünwalder Straße 114 seit langer Zeit als eingespieltes Duo. Beide haben zwar beim Sturz in die Regionalliga Bayern 2017 alles andere als eine gute Figur abgegeben, machen sich aber in den letzten Jahren trotzdem um 1860 verdient: Dass die Löwen die Rechtssicherheit zum Thema Gemeinnützigkeit bekommen haben, liegt auch an Steuerberater Schmidt. Außerdem kümmert sich der Wasserburger um alle wirtschaftlichen Fragen des e.V. - und Sitzberger ist das Mädchen für alles: Der Rentner unterstützt die KGaA seit vielen Jahren als Premiumpartner und ist seit dieser Saison zudem Brustsponsor der Kreisliga-Löwen. Außerdem sorgt sich sein Team von AHD Sitzberger um die Sauberkeit am Trainingsgelände. Und wofür steht eigentlich Reisinger?

Die Frage ist: Wer ist wichtiger für 1860? Das Duo Sitzberger/Schmidt oder Reisinger? Der Ober-Löwe versicherte in der Montagsausgabe der “tz” erneut: “Von einem Rücktritt weiß ich nichts.” Und Sitzberger? Er wollte auf “tz”-Anfrage keinen Kommentar abgeben.