VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Es war kurz vor Ende der Spieltags-PK am Freitagnachmittag im Pressestüberl an der Grünwalder Straße 114, als sich plötzlich von der hintersten Reihe Vize-Präsident Hans Sitzberger überraschenderweise als Gast in die Gesprächsrunde mit Trainer Maurizio Jacobacci einschaltete: "Es rumort nicht, weil wir zwei Spiele verloren haben. Ein Trainer hat damit nichts zu tun. Bitte die Dinge nicht miteinander vermischen." Damit wollte Sitzberger, der sich gerade in einem Machtkampf mit Oberlöwe Robert Reisinger befindet, auch zeigen: Der Trainer, der die Löwen nach dem wenig glorreichen Gorenzel-Intermezzo übernommen und stabilisiert hat, ist unantastbar. Der Hans, die gute Seele des TSV 1860, kämpft.

Kurz zuvor war Jacobacci gefragt worden, wie weit ihn die neuerlichen Unruhen bei Münchens großer Liebe stören. Der Löwen-Dompteur wich aus und sagte: “Mein Gedanke ist nur auf das Team gerichtet. Ich glaube, dass wir auf dem Platz sehr viel steuern können. Die Resultate geben uns auch die nötige Ruhe. Das Sportliche ist das, was mich interessiert. Das andere hat mich nicht zu interessieren. Ich bin da als Trainer.” Dem 60-Jährigen ist aber durchaus bewusst, dass ein positives Ergebnis gegen Erzgebirge Aue (Samstag, 16.30 Uhr, db24-Ticker) zur allgemeinen Entspannung beitragen könnte: “Ich gehe immer raus, um zu gewinnen. Ich hasse Niederlagen.”

Deswegen wäre es von Vorteil, wenn die Löwen Aue, gegen das sie in der Vorsaison zweimal gewannen, die erste Saison-Niederlage beibringen könnten - schon allein deshalb, weil bis zum nächsten Drittliga-Spiel gegen Ingolstadt (16. September) aufgrund der Länderspielpause 14 Tage Zeit zum Diskutieren bleibt. Jacobacci: “Das Ziel ist natürlich, dass wir mit einem positiven Resultat in die Pause gehen. Wir spielen zu Hause. Wir haben unsere Heimstärke nicht verloren, auch wenn wir gegen Lübeck nicht gewonnen haben.”

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An Aue hat Jacobacci sowieso nur die besten Erinnerungen: Am 18. März 2023 beendete er eine lange Negativserie mit einem 3:1-Erfolg im Erzgebirge - es war gleichzeitig Jacobaccis erster Sieg als Löwen-Trainer. Seine Mannschaft sieht der Italo-Schweizer trotz der zwei jüngsten Dämpfer auf dem richtigen Weg: Wir wachsen - ich sehe das. Wenn ich uns vergleiche, wie wir am Anfang aufgetreten sind und der Zustand jetzt ist, dann ist das ein großer Unterschied. Ich bin überzeugt, dass diese Mannschaft weiter wachsen wird.”

Nachdem Jacobacci diesmal schon am Mittwoch - einen Tag früher als üblich - den Vorhang an der Grünwalder Straße 114 fallen ließ, hofft er, dass keine Informationen rund um die 1860-Aufstellung vorab an den Gegner gelangen. “Vielleicht spielen wir ja mit der gleichen Aufstellung wie in Sandhausen”, meinte er lächelnd. Wobei zumindest gesichert sein dürfte, dass Julian Guttau nach seiner guten Vorstellung in den zweiten 45 Minuten diesmal wieder ein Fixstarter ist. Jacobacci verteidigt seine Maßnahme vom Mittwoch: “Wir wollen dem Gegner nicht die Aufstellung präsentieren. Wir wollten gewisse Dinge einstudieren.” Die gute zweite Hälfte in Sandhausen wäre zumindest eine gute Schablone.

Noch kein Platz im 20er Kader ist für Rückkehrer Tim Rieder vorgesehen, der diese Woche ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. “Nach einer langen Leidenszeit”, wie Jacobacci berichtet: “Für ihn und seinen Kopf war es enorm wichtig, dass er wieder dabei ist. Für ihn geht’s jetzt um Spielminuten. Es ist wichtig, dass er über die U21 Spielminuten bekommt.” Weil das Achtelfinale im Toto-Pokal bei der DJK Hain (Dienstag) auf Kunstrasen steigt, wird Jacobacci in diesem Spiel auf Rieder verzichten. Außerdem wird der Trainer Abwehrtalent Michael Glück noch nicht für den Spieltagskader gegen Aue nominieren. “Er ist ein Härtefall - ja.”