VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Löwen hatten am Freitag zur Kinder-PK an die Grünwalder Straße 114 geladen, um junge Fußball-Fans für den etwas verstaubten Drittligisten TSV 1860 München zu begeistern. Und dann kam eine Frage, mit der Trainer Maurizio Jacobacci, der neben Torwart Marco Hiller und Kapitän Jesper Verlaat oben im Pressestüberl auf dem Podium saß, möglicherweise nicht gerechnet hat. Sie lautete: "Ist es schwer für Dich, Trainer zu sein - und gleichzeitig die Spieler zu verpflichten?"

Der 60-jährige Jacobacci lachte und antwortete: “Diese Frage wurde mir schon öfter gestellt und ich konnte sie natürlich auch von den Medien wahrnehmen. Dazu muss ich natürlich sagen, dass ich dreieinhalb Monate zusammen mit unserem Geschäftsführer Marc Pfeifer und dem Chefscout Jürgen Jung eine Doppelfunktion hatte - als Trainer und eben nicht unbedingt als Sportchef, sondern als Mann, der für diese Transfers gemeinsam mit ihnen tätig war. Es war eine Doppelfunktion und nicht einfach. Klar gilt es auch hier zu sagen, dass wir keine Marionetten sind, weil ich glaube, dass es in diesen Positionen wichtig ist, Leute zu haben, die kompetent sind und auch fleißig arbeiten. Ich glaube, 1860 München hat diese Leute in diesen Positionen. Und entscheidend ist, zu wissen, wieviel Aufwand das hatte in dieser Zeit. Klar, wir haben eine sehr gute Mannschaft auf die Beine gestellt. Wichtig ist auch zu wissen, dass diese Leute, die ich aufgezählt habe, sich zum Wohle von 1860 den Allerwertesten aufgerissen haben. Das ist enorm wichtig…Die Mannschaft wird es mit Leistung, aber auch mit Resultaten zurückzahlen.”

Was Jacobacci, der natürlich mitbekommen hat, wie über den Transfersommer intern und extern gesprochen wird, vermutlich verkürzt sagen wollte: Er hat bei der Einkaufspolitik weder im Auftrag von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik noch der e.V.-Seite gehandelt, sondern trotz der schwierigen Begleitumstände versucht, mit den vorhandenen Möglichkeiten das bestmögliche Team zusammen zu stellen. Und: Er hat sich nicht für diese kräftezehrende Rolle aufgedrängt, sondern er musste auch aus Selbstschutz einfach aktiv werden.

Der Rückblick: Als der Österreicher Günther Gorenzel den TSV 1860 München Ende Juni um Auflösung seines Geschäftsführer-Vertrags bat und die Giesinger Richtung Klagenfurt verlassen hatte, war das Budget von 4,5 Millionen Euro restlos ausgeschöpft und nach Marlon Frey, David Richter und Julian Guttau zunächst kein weiterer Transfer möglich. Erst als in der Vorbereitungsphase ersichtlich war, dass die Löwen wieder 11.700 Dauerkarten verkaufen werden (kalkuliert wurden nach dem schwachen Abschneiden in der Vorsaison mit rund 8000 Saisontickets) und zudem Leandro Morgalla, Martin Kobylanski und Nathan Wicht von der Gehaltsliste gestrichen werden konnten, wurden in zwei Tranchen eine weitere Million Euro für das Sportbudget freigeschaufelt. Dass zu diesem Zeitpunkt natürlich viele Wunschspieler bereits vom Markt waren, lag nicht an Jacobacci & Co., sondern eher daran, dass wenig bis nichts an der Grünwalder Straße 114 vorbereitet war - finanziell und strukturell.