VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Fliegender Wechsel auf der Wiesn am Dienstagabend: Kurz nachdem Münchens OB Dieter Reiter, flankiert von drei Sicherheitskräften mit Knopf im Ohr, auf die Empore der Hacker-Zelts "Himmel der Bayern" trat, um den Löwen einen Besuch abzustatten, verließ der Investorentisch um Yayha Ismaik und Andrew Livingston frühzeitig das Bierzelt. Freilich hatte das nichts mit dem Oberbürgermeister zu tun, sondern mit weiteren Terminen.

Zeit, die Meinungsverschiedenheiten, die sich in den letzten Monaten zum Nachteil der Löwen zwischen den beiden Gesellschaftern aufgestaut hatten, aufzuarbeiten, hatte man deswegen nicht - mehr als ein Smalltalk, als Präsident Robert Reisinger die Ismaik-Leute zu Anfang der Löwen-Wiesn an der Tischkante begrüßte, war nicht drin. Vielleicht lag’s auch an der (wenig durchdachten oder vielleicht gewollten) Sitzordnung: An einem Tisch die HAM, zwei Tische dazwischen das vollzählige Präsidium. Aber zwischen Robert Reisinger und Hans Sitzberger scheint weiter Eiszeit zu herrschen, immerhin unterhielten sich die beide Ehefrauen miteinander. Ein Insider, der gestern bis zum Schluss geblieben ist, verriet db24: “Da ist in den letzten Monaten zwischen Reisinger und Sitzberger was kaputt gegangen. Der Hans lässt sich nicht so einfach zu den Turnern abschieben. Im e.V. war Sitzberger ihnen nach dem Zwangsabstieg über sechs Jahre lang gut genug. Sie haben die gute Haut benutzt, um im Verein zu punkten - und jetzt soll er sich aus dem Fußball raushalten und so tun, als er Luft wäre. Das wird eine schwierige Nummer! Aber typisch Sechzig! Man kann nur hoffen, dass der Hans standhaft bleibt.”

Ob es in den nächsten Tagen noch einmal die Gelegenheit gibt, dass sich die beiden Gesellschafterseiten persönlich austauschen: unklar. Denn viele Fragen bleiben offen. Möglich wäre dies bereits vor der Wiesn gewesen, doch zur angesetzten Aufsichtsratsitzung erschienen die e.V.-Räte nicht, während Saki Stimoniaris, Yahya Ismaik, Andrew Livingston, Statthalter Anthony Power, Dolmetscher Mutaz Sabbagh und Anwalt Dr. Frank Koch alle an der Grünwalder Straße 114 am Dienstagnachmittag gesichtet wurden (db24 berichtete). Die Sitzung mit Geschäftsführer Marc Pfeifer soll auch stattgefunden haben.

Schade irgendwie auch, dass das Stadtoberhaupt Reiter gegenüber der Presse kein Update liefern konnte, was wirklich zwischen dem Rathaus und dem TSV 1860 München in der seit Jahren belastenden Stadionfrage passiert. Genau vor einem Jahr machte der SPD-Politiker vor Journalisten deutlich, dass bei einem möglichen Grünwalder-Umbau nicht mehr als 18.105 Fans zugelassen werden können und deswegen weitere Kapazitätswünsche umsonst wären: “Ich warte immer noch auf eine klare Aussagen des geschätzten TSV 1860…Sie sollten endlich mal strukturiert mit uns in Verhandlungen gehen. Nicht diese Woche so, dann hört man wieder fünf Monate nichts - und dann kommt der Nächste und sagt das Gegenteil.” Nach db24-Informationen will die Stadt bis Ende des Jahres wissen, wie der Klub plant.

Die Mannschaft verließ gestern gegen 20.30 Uhr das Hacker-Zelt. Trainer Maurizio Jacobacci: “Das war ein wichtiger Termin für uns mit einer schönen Atmosphäre und lockerer Stimmung. Ab sofort liegt der volle Fokus auf Halle.” Öffentliches Training heute an der Grünwalder Straße 114: 10.30 Uhr.