VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Eigentlich hatten sích die DFL und das Bundeskartellamt wettbewerbsrechtlich in Sachen 50+1 geeinigt, in dem Maße, dass trotz kleiner Veränderungen die Muttervereine weiter geschützt werden - und das obwohl im deutschen Fußball mit Wolfsburg, Bayer Leverkusen und RB Leipzig weiterhin Ausnahmen geduldet werden. Am 9. Oktober wollte der Liga-Verband diese Beschlussfassung vor seinen Mitgliedern zur Abstimmung bringen - und damit den deutschen Profi-Fußball rechtssicher machen.

Doch daraus wird jetzt nichts, denn 1860-Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik hat einen Befangenheitsantrag gestellt, der sich gegen den Beisitzenden richtet. Dem Fachmagazin “Kicker” liegt ein Schreiben der DFL an die 36 Vereine der 1. und 2. Liga vom 22. September vor, das diese eingeleitete Maßnahme aus Abu Dhabi bestätigt. Daraus wird zitiert: “Der Vorsitzende der zuständigen 11. Beschlussabteilung hat die DFL gestern mündlich darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein Beigeladener zum Verfahren (HAM International Ltd.) in seiner fristgerecht in dieser Woche eingereichten Stellungnahme zu dem Zusagenentscheidungsentwurf vom 13. Juli 2023 Befangenheitsvorwürfe gegen den berichterstattenden Beisitzenden der Beschlussabteilung erhoben hat. Diese Vorwürfe werden u.a. mit vermeintlichen Versäumnissen bei der Verfahrens- und Aktenführung begründet. Der Sachverhalt wird nun von der Prozessabteilung des Bundeskartellamts geprüft, was mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann.”

Die DFL will jetzt am 9. Dezember seine Mitglieder einberufen, um darüber abzustimmen: “Wir gehen mit der Beschlussabteilung davon aus, dass der abschließende Beschluss, mit dem die Verpflichtungszusagen für bindend erklärt werden, nach Abschluss der Prüfung rechtzeitig ergehen kann und vorliegen wird.”

Der Jordanier Hasan Ismaik erwarb im Frühjahr 2011 60 Prozent der KGaA und erlebt seitdem immer wieder große Turbulenzen an der Grünwalder Straße 114, an der ehrenamtliche Funktionäre über das Kapital des Giesinger Traditionsklubs entscheiden. Der Geschäftsmann betonte in der Vergangenheit auch immer wieder, dass die 50+1-Regel den deutschen Fußball gegenüber anderen starken Fußball-Nationen wie England, Spanien oder Italien behindert.