VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Beim TSV 1860 wird ja gerne immer wieder gesagt, die Unruhen im Giesinger Kosmos würde die Profi-Mannschaft völlig ausblenden und nicht tangieren. Wer mit einem Podcast umgehen kann, sollte sich das MagentaSport-Format "4zu3" anhören. Dabei spricht Löwen-Kapitän Jesper Verlaat auch darüber.

Verlaat gab zu, dass die Situation bei den Löwen “sehr nervenzehrend” sei - und das sollte Präsident Robert Reisinger zu denken geben. Der 59-Jährige könnte mit seinem Führungsstil und seiner Erfahrung als erfolgreicher Unternehmensberater vieles ändern, aber die Probleme sind unter ihm in den letzten 6,5 Jahren nicht kleiner geworden. Der Klub gibt ein ganz schlechtes Bild ab, das von internen Machtkämpfen und Missgunst geprägt ist.

Verlaats Gefühlslage? “Es sind auf jeden Fall sehr schöne Nerven, die da flöten gehen.” Und der Kapitän findet, dass es in dieser Saison ruhiger als im Vorjahr ist: “Wenn ich dieses Jahr mit letzter Saison vergleiche, habe ich das Gefühl, dass es ruhiger ist, was drumherum so geschrieben wird und rumwirbelt. Klar, man bekommt immer ein bisschen alles mit, das ist auch normal. Man muss nur aufpassen, dass man sich als Spieler darin nicht verliert in den Geräuschen drumherum.”

Verlaat ist keiner, der alles um sich herum ausblendet: “Es ist wichtig, dass man weiß, was beim Verein abgeht - vor allem, wenn man als Spieler den Verein verstehen will und auch die Tradition dahinter begreifen möchte. Man darf sich darin nicht verlieren. Es is wichtig, eine gewisse Balance zu finden.” Was ihm dabei hilft: Ein wöchentliches Gespräch im Mannschaftsrat. “Wir haben seit dieser Saison mit dem Mannschaftsrat und den Verantwortlichen immer mindestens einmal die Woche ein kleines Gespräch, um uns auszutauschen, wie es uns geht und dass jeder so ein bisschen auf der Höhe ist, was ich sehr gut finde. Ich beschäftige mich aber nur mit dem Sportlichen. Das können wir beeinflussen.”

Weiter sprach Verlaat über sein Löwen-Leben: “Es is natürlich schön, für so einen Verein zu spielen…In meinem ersten Jahr habe ich viel erlebt. Auch persönlich auf emotionaler Ebene, die ich so noch nicht gespürt habe. Weil es wirklich ein Wechselbad der Gefühle war.” Verlaat meint den Rekordstart mit fünf Siegen - und dann den Totalabsturz. Sportlich läuft’s nicht recht besser (die Löwen sind aktuell Tabellen-13. - jedoch nur mit geringem Abstand auf die Spitzenplätze): “Osnabrück, das ja aufgestiegen ist, hatte nach dem zehnten Spieltag auch 13 Punkte und nach 12 Spieltagen immer noch. Die waren da 13 Punkte hinter einem Aufstiegsplatz. Da sieht man, dass die ersten zehn Spieltage noch überhaupt nichts aussagen. Das muss uns bewusst sein.”

Verlaat weiß: “Wir haben noch nicht das Maximale gezeigt, was bei uns in der Mannschaft steckt. Gegen Dresden hat man gesehen, dass unsere Defensive sehr stabil steht, wir kriegen wenig Tore. In Ulm haben wir auch nur das furiose Flankending bekommen. Woran es hapert, ist die Offensive. Wir haben die letzten beiden Spiele kein Tor erzielt. Aber die Defensive ist das Fundament.”

Verlaat lobt die Arbeit mit Maurizio Jacobacci: “Die Mannschaft steht hinter dem Trainer - er ist ein perfektionistischer Trainer. Es hält jeden Spieler wach, wenn der Trainer viel fordert. Wir haben eine gute Zusammenarbeit.” Ob das den Ultras gefällt?