VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Wenn man den Löwen in diesen Tagen beim Training an der Grünwalder Straße 114 zuschaut, dann hat man nicht das Gefühl, dass sie satt sind und sich schon bald wieder zurücklehnen könnten. Im Gegenteil: Sie laufen. Sie kämpfen. Sie holen sich verlorene Bälle zurück. Sie hören interessiert zu, wenn Maurizio Jacobacci (60) mal wieder mit einen leidenschaftlichen Monolog hält, damit die neu zusammen gestellte Mannschaft das umsetzt, was sich der Trainer wünscht. Aber Jesper Verlaat & Co. lachen auch zusammen, was ein klares Indiz ist: Die Löwen verstehen sich - auf und neben dem Platz. Und von wegen: Der Trainer sei ein Problem für die Mannschaft, was auch immer wieder gerne lanciert wird in dieser verrückten Löwen-Welt, in der seit Jahren versucht wird, den Profifußball des TSV 1860 durch den Kakao zu ziehen...

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Die Zahlen belegen auch: Die Löwen sind auf dem richtigen Weg. Obwohl die Mannschaft zuletzt beim 2:0 gegen den SC Freiburg 2 mit acht Neuzugängen auf dem Platz stand, liefert sie. Von den letzten sechs Spielen wurde nur eine Partie (0:1 in Ulm) verloren, die Löwen haben inzwischen die drittbeste Abwehr der Liga (nur elf Gegentreffer in zwölf Partien) - hinter Dresden und Regensburg (jeweils zehn). Jacobacci: “Wir leisten defensiv hervorragende Arbeit. Keiner ist sich zu schade, Drecksarbeit zu leisten. Im Verbund spielen wir es gut. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen. Es wird von Tag zu Tag besser. Ich habe immer gesagt, es braucht seine Zeit, bis sich alles einspielt.”

Alles Merkmale, die Hoffnung auf eine bessere Löwen-Zukunft machen.

Jacobaccis Credo: “Man spielt, um etwas Wichtiges zu erreichen - und das optimale Resultat zu holen, was man mit einem Team kann. Man geht ins Spiel, um zu gewinnen. Solange mir der Gegner nicht beweist, dass er besser ist.” Und eigentlich war in dieser Saison nur einmal eine Mannschaft wesentlich besser als die Löwen - in der ersten Hälfte beim 0:3 in Sandhausen. Ansonsten waren die Löwen stets auf Augenhöhe oder sogar besser. Jacobacci: “Solange mir der Gegner nicht beweist, dass er besser ist, wieso soll ich nicht an eine Chance glauben? Das ist mein Credo - und das gebe ich auch meiner Mannschaft mit auf den Weg. Es war auch nicht so leicht gegen Freiburg 2 zu gewinnen. Die haben auswärts Bielefeld oder Lübeck besiegt. Ich sehe eine Entwicklung. Die, die das nicht sehen wollen, wollen es auch nicht sehen, auch wenn die Entwicklung noch so eklatant ist.” Und der Trainer verspricht: “Wir sind noch nicht am Limit.”

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Und genau das ist die große Chance, dass Jacobacci es schafft, aus seinen Spieler im weiteren Saisonverlauf alles rauszupressen. Der Großteil der Löwen-Profis, die aktuell zu den ersten 18 gehören, sind noch längst nicht an ihrer Leistungsgrenze. Während Marco Hiller, David Richter, Jesper Verlaat, Niklas Tarnat oder auch Leroy Kwadwo schon sehr ordentlich performen, haben Spieler wie Tim Rieder, Fabian Greilinger, Eroll Zejnullahu, Julian Guttau, Morris Schröter, Albion Vrenezi, Manni Starke oder Joel Zwarts immer noch gewaltig Luft nach oben. Und genau das macht die Löwen im positiven Sinne unberechenbar für die Zukunft. Alles ist drin. Jacobacci: “Alle werden sich noch verbessern. Es kann etwas Wichtiges entstehen. Zurücklehnen wäre jetzt fatal.” Gewinnt der TSV 1860 das Auswärtsspiel in Köln (Samstag, 14.03 Uhr, db24-Ticker) könnten die Jacobacci-Löwen theoretisch sogar bis auf Platz vier springen.