VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Nein, Benny Lauth (42) ist nicht dafür bekannt, dass er allzu oft Interviews gibt. Doch die Situation beim TSV 1860 München lässt ihn nicht weiter wegschauen. Gegenüber "BILD" wird der frühere Löwen-Kapitän deutlich: "Die Situation, sowohl auf als auch neben dem Platz, beunruhigt mich. Das ist brandgefährlich."

Sein Vorwurf: “Es wird nur gestritten: Innerhalb des Präsidiums, zwischen den Gesellschaftern, in der Fanszene - die Liste ist lang. Es fehlt an sportlicher Kompetenz und alle müssen sich darüber klar sein: Wenn man so weitermacht, versinkt man im Mittelmaß der Dritten Liga.” In dem man seit Jahren eigentlich schon feststeckt. Lauths Analyse: “Bleiben die Fronten so verhärtet, sehe ich keine Chance. Der Verein steht auf keinem nachhaltigen Fundament. Selbst ein Aufstieg würde die großen Probleme nicht lösen.”

Er meint wahrscheinlich: Das Gezanke in der Führungsriege, die finanziellen Defizite und natürlich ein viel zu kleines Stadion.

Gegenüber “BILD” verrät er, dass er im Sommer auch auf der Kandidatenliste der Löwen gestanden hat. “Marc-Nicolai Pfeifer ist im Sommer auf mich zugekommen, und wir hatten uns auch zum Thema Sportdirektor ausgetauscht. Er war sehr hartnäckig, und man nimmt ihm ab, wieviel ihm an dem Verein liegt. Wir hatten einen sehr guten Austausch, aber es ist derzeit nicht mit meiner Lebenssituation vereinbar. Das geht mit meinen Verpflichtungen nicht.” Lauth ist u.a. für DAZN TV-Experte.

Aus seinem Umfeld ist aber zu hören, würde es bei 1860 nicht ständig scheppern, hätte er die Rolle des Sportchefs an der Grünwalder Straße 114 gerne übernommen.

Lauths Rat für ein besseres 1860: “Alle Beteiligten müssen ihre eigenen Befindlichkeiten hinten anstellen. Es geht nur um den Verein. Wenn das nicht passiert, droht uns ein Szenario wie 2017, und das möchte keiner mehr erleben. Es braucht Kontinuität auf den verantwortungsvollen Positionen. Und Kompetenz. Jeder muss sich auf sein Aufgabenfeld konzentrieren können. Wird man ständig angezählt, wird es schwierig.” U.a. hatte zuletzt Präsident Robert Reisinger Geschäftsführer Pfeifer angezählt, den er vor dreieinhalb Jahren selbst gecastet hat…

Auch zu Maurizio Jacobacci hat Lauth eine Meinung. Der 14. Platz könne nicht der Anspruch des Klubs sein, sagt er. “Der Trainer hatte im Sommer den Hut bei den Verpflichtungen auf, einen Sportchef gab es keinen. Ich bin auch dafür, dass man einem Coach, der ein neues Team zusammenstellt, Zeit lassen muss. Aber mittlerweile sind es ja doch schon 14 Spiele.”

Warum 1860 nicht so richtig perfomt? Lauth: “Das Chaos im Verein geht meiner Meinung nach nicht spurlos an den Spielern vorbei, und ohne Punkte wird das Selbstbewusstsein immer kleiner. Der Trainer braucht jetzt die richtigen Ideen, offensiv ist das bisher sehr schwach.”