VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Dass Karl-Heinz Wildmoser das richtige Näschen im Sommer 1992 hatte, nachdem Karsten Wettberg kurz zuvor als Löwen-Trainer gescheitert war, das kann man ihm bis heute nicht absprechen: Der Münchner Großgastronom lotste Werner Lorant zu den Löwen - und das obwohl der frühere Uefa-Cup-Sieger von Eintracht Frankfurt schon bei Borussia Fulda im Wort stand, nachdem sein Vertrag beim Oberligisten Viktoria Aschaffenburg zuvor ausgelaufen war.

Warum ausgerechnet Lorant? Heinz Wildmoser, der Sohn des im Jahr 2010 viel zu früh verstorbenen Ex-Präsidenten und immer an dessen Seite, erklärte am Montag gegenüber db24: “Der Vater hat Lorant über Jahre verfolgt - und schnell festgestellt: Wenn einer den Verein sportlich aufrichten kann, dann Lorant. Lorant war in jedem Verein erfolgreich, ob Schweinfurt oder Aschaffenburg. Der Vater wollte Lorant unbedingt. Er war sehr hartnäckig, um ihn zu bekommen. Er hat nicht locker gelassen.” Und genau das imponierte Lorant wiederum, vor allem weil die Münchner Löwen in Fußball-Deutschland nicht irgendein Verein waren, sondern in den 60er Jahren einer der besten Klubs in Deutschland. Lorant, der bislang nur bei kleinen Klubs als Trainer gearbeitet hatte, fühlte sich geehrt. Sein Auftrag: Die Löwen mit seinem unbändigen Willen wieder wachküssen.

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Doch zunächst galt es das entscheidende Handicap zu lösen: Lorant kam nach Hinterbrühl, wo Wildmoser in den zwölf Jahren seiner Amtszeit viele wichtige Verträge ausverhandelte. Schnell war Lorant sich mit Wildmoser einig und versicherte seinem Gegenüber auch, den Vertrag mit Borussia Fulda wieder aufzulösen. Die Löwen waren davon ausgegangen, dass Lorant dies im Alleingang regeln werde. Als die Sechzger bei einem Wunschtrainer nachfragten, sagt dieser: “Alles in Ordnung.” Doch als die Sechziger wenig später die Lorant-Verpflichtung bekannt gaben, rief der völlig entsetzte Fulda-Präsident bei Wildmoser an und protestierte. Nach db24-Informationen regelte Wildmoser dies auf seine Art und Weise. “Es war nicht die schlechteste Entscheidung für 1860”, sagt Wildmoser Junior heute schmunzelnd gegenüber db24: “Lorant war ein Gottesgeschenk für 1860. Er hat zu diesem Verein gepasst wie die Faust aufs Auge. Es gibt ganz wenige Köpfe, die 1860 so geprägt haben wie Lorant. Der Vater und er - das hat einfach gepasst. Sie haben die Löwen groß gemacht.”

Dass die Ehe mit Lorant nach neuneinhalb Jahren nach einem 1:5 gegen den FC Bayern endete, bedauert Wildmoser heute: “Im nachhinein war’s natürlich ein Fehler, Lorant zu entlassen. Trainer-Entlassungen gehören leider zum Geschäft. Werner hat das damals sehr professionell aufgenommen. Aber es war kein Alleingang vom Vater, sondern eine Entscheidung vom ganzen Verein inklusive Aufsichtsrat.” Dass Lorant und Wildmoser nach der Trennung kein einziges Wort mehr miteinander gesprochen hätten, dem widerspricht Wildmoser Junior entschieden: “Das stimmt nicht. Sie hatten nach Werners Aus immer wieder Kontakt.”

Wildmoser wünscht dem Ex-Trainer des TSV 1860 zu dessen 75. Geburtstag “alles Gute” - und: “Ich hoffe, dass der Werner ein langes Leben hat - und vor allem Gesundheit. Es würde mich freuen, wenn ich ihn mal wieder sehen würde. Wenn man an ein erfolgreiches Sechzig denkt, dann denkt man sofort an Lorant.”