VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Mit der Kommunikation ist das bei 1860 München so eine Sache. Funktionäre glauben, dass sie auf ihrer persönlichen Spielwiese leben, im Giesinger Staat - am liebsten nur mit ausgewählten Pressevertretern und Fanbloggern. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Rückzug von Präsident Reisinger (59) aus dem KGaA-Aufsichtsrat nicht vom erfolgreichen Unternehmensberater selbst kommuniziert wurde - wie es in normalen Unternehmen der Fall sein sollte. Dabei hatte Reisinger schon am 18. September laut "Welt" den Aufsichtsrat informiert, am 15. November folgte dann die schriftliche Bestätigung an die Gremiumsmitglieder. Die Medien erfahren Reisingers Rücktritt eine Woche später - aus dem Springer-Blatt. So funktioniert Business in Giesing...

Es ist bereits Reisingers zweiter Rückzug aus diesem Gremium innerhalb von 6,5 Jahren. Will der erfolgreiche Unternehmensberater damit seiner Verantwortung aus dem Weg gehen? Auch die Geschichte mit der Trennung von Cheftrainer Michael Köllner soll noch nicht gänzlich aufgearbeitet sein.

Die Position im Aufsichtsrat muss in jedem Fall nachbesetzt werden. Normalerweise müsste das Präsidium in diesem Kontrollorgan, in dem es über die Kohle in der Fußballfirma geht, vertreten sein. Aber ob einem der beiden Vizes Hans Sitzberger oder Heinz Schmidt die Verantwortung übertragen wird, ist äußerst fraglich. Weil die “Macht” wichtiger ist als alles andere?

Wen schickt der Verwaltungsrat in dieses KGaA-Gremium, in dem die HAM-Seite und der e.V. jeweils drei Sitze haben. Bei Patt hat Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris doppeltes Stimmrecht.

Wer folgt auf Reisinger? Nach db24-Informationen gibt es einige Kandidaten, die infrage kommen, vor allem auch bereit sind, der HAM-Seite die Stirn zu zeigen. Zum einen könnte Verwaltungsrat Robert von Bennigsen (seit 2008 in diesem Gremium) nachrücken, zum anderen fällt auch immer wieder der Name Thomas Probst. Beide haben auch eine Ismaik-“Vergangenheit”.

Muss Robert Reisinger als Präsident zurücktreten?

Umfrage endete am 05.12.2023 20:00 Uhr
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90% (10362)
Nein!
10% (1166)

Teilnehmer: 11528

Laut Ex-Präsident Peter Cassalette soll von Bennigsen ihm am Tag des Zweitliga-Abstiegs 2017 gesagt haben, dass er bleiben dürfe, aber es “ab sofort gegen Hasan” gehe und Ismaik sowieso in sechs Monaten weg sei.

Und wer ist Probst? Der Steuerberater ist früheres Mitglied der Fußball-Abteilungsleitung im e.V. Er soll beim allerletzten Spiel in der Allianz Arena Trouble mit Merchandising-Boss Anthony Power im Ehrengastbereich gehabt haben. Vor zwei Jahren zog er sich mit Roman Beer aus der e.V.-Führungsriege zurück. Folgt jetzt Probsts Comeback? Oder bekommt Mister X die Chance?

Der Verwaltungsrat, der im nächsten Sommer neu gewählt werden muss, rückt unterdessen immer stärker in den Fokus. Die Nibelungentreue zu Reisinger, dessen Amtszeit einer Farce gleicht, ist offensichtlich. Das “Bündnis1860”, das von der Bayerischen mit iniziert ist, wird auf e.V.-Seite selbstredend kritisch gesehen - weil man Angst um den eigenen Einfluß hat?