Schauen Sie mal, Herr Reisinger: Soviel Bayern steckt im Löwen-Aufstieg 2018
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 13.12.2023 11:37
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Vor allem für die jungen Löwen-Fans in der Kurve ist der vielumjubelte Aufstieg 2018 das Highlight ihres bisherigen Fan-Daseins...Dass der TSV 1860 im Mai 2018 überhaupt in den Profifußball zurückgekehrt ist, hängt eigentlich auch irgendwie mit dem FC Bayern zusammen. Mit den Bayern? Ja, besser gesagt mit den Ultras des deutschen Rekordmeisters. Bitte was? Ja! Die aktive Fanszene der Amateure soll nach dem Zwangsabstieg 2017 das Engagement von Sascha Mölders beim FC Bayern verhindert haben. Erst durch diese Absage von der Säbener Straße wurde ein kleines Märchen wahr.
Denn: Keine 12 Monate später war Mölders, der zuvor in der Zweiten Liga recht wenig zusammengebracht hat, ein Giesinger Held. Er schoß die Löwen quasi im Alleingang in die Dritte Liga. Mit diesem Hintergrund ist es natürlich schon etwas kurios, dass sich ausgerechnet Mölders in die Farbenthematik bei den Blauen einschaltet. Bekanntlich hat Präsident Robert Reisinger Trainerkandidat Tobi Schweinsteiger abgelehnt, weil er den “falschen Stallgeruch” hat.
Doch bei genauer Betrachtung hätte vermutlich Reisinger nach dem perfekten Aufstieg auf dem Doppeldecker-Bus nie “Scheiß FC Bayern” schreien können, wären nicht so viele Aktive mit einem Bayern-Hintergrund für den Aufstieg beim TSV 1860 verantwortlich gewesen. Nicht weniger als zwölf (!) Mitarbeiter (Chefscout, Trainer und Spieler) verhalfen den Löwen zum sofortigen Wiederaufstieg. Die db24:Übersicht:
Daniel Bierofka: Der Sohn von Willi Bierofka, Spieler und Trainer bei 1860, wechselte im Sommer 2000 von den Roten zu den Blauen. Er wurde sofort Stammspieler (sein Debüt gab er ausgerechnet gegen Leeds), wurde Nationalspieler - und brachte dem TSV Jahre später die Transferrekordsumme von 4,4 Millionen Euro mit seinem Wechsel nach Leverkusen ein. 2007 kehrte Bierofka zu 1860 zurück. Den Bundesliga-Aufstieg schaffte er nicht, dafür rettete er einmal den Klub vor dem Zweitliga-Abstieg und stieg 2018 mit 1860 in die Dritte Liga auf. Im November 2019 gab er auf - er wurde von e.V.-Seite der Ismaik-Seite zugeordnet: “Er wollte den Tiger reiten…”
Oliver Beer: Spielte von 1991 bis 2001 für die Nachwuchsmannschaften des FC Bayern. Dort lernte er auch Daniel Bierofka kennen, der ihn 2017 als Co-Trainer holte.
Harry Huber: Von 1995 bis 1999 Torwart im Jugend- und Amateurbereich des FC Bayern. Seit 2011 bei den Löwen als Torwarttrainer tätig, profitierte vom Zwangsabstieg. Bierofka holte ihn 2017 zu den Profis. Seitdem trainiert er Hiller & Co.
Jürgen Jung: Arbeitete von 2002 bis 2012 zehn Jahre im Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860. Damals gab es auch eine klare Stallorder: “Wer einmal zum FC Bayern wechselt, für den ist die Tür für eine Rückkehr bei 1860 zu.” Jung wechselte 2012 an die Säbener Straße 51 und war Chefscout der Bayern-Jugend. Doch Jung kam nach dem Zwangsabstieg 2017 zurück. Er ist jetzt Chefscout der Blauen.
Jan Mauersberger: Spielte von 1994 bis 2003 beim FC Bayern. Der damalige Sportchef Oliver Kreuzer, ebenfalls ein Roter, holte ihn zum TSV 1860. Er stieg mit den Löwen 2017 ab und blieb an der Grünwalder Straße. Stammspieler in der Aufstiegssaison. Seit einigen Jahren Marketingleiter. Verlässt zum 31. Dezember die Löwen in Richtung SIXT.
Phillipp Steinhart: Konnte sich bei den 1860-Profis nicht durchsetzen und wechselte 2014 zur U23 des FC Bayern. Seit 2017 zurück bei den Löwen. Aufstiegsheld. Der 31-Jährige gehört heute noch dem Drittliga-Kader an.
Daniel Wein: Wechselte 2005 von den Löwen zum FC Bayern. Dort blieb er acht Jahre. Nach dem Zwangsabstieg 2017 kehrte er an die Grünwalder Straße zurück. War Stammkraft in der Aufstiegssaison. Aktuell ist er vereinslos.
Lukas Genkinger: Von 2009 bis 2014 bei den Bayern. Er wechselte 2015 in die U21 der Löwen. Kam in der Aufstiegssaison zu drei Kurzeinsätzen und erzielte dabei ein Tor.
Lino Tempelmann: Auch er hatte eine Bayern-Vergangenheit (2008 bis 2013), bevor er bei den Blauen aufschlug. Kam in der Aufstiegssaison insgesamt zu acht Einsätzen bei den Profis, ehe er an den SC Freiburg verkauft wurde. Spielt seit Sommer auf Schalke.
Simon Seferings: Stand von 2010 bis 2014 beim Rekordmeister unter Vertrag - traf im Relegations-Rückspiel zum 2:2 gegen Saarbrücken. Er hat sich damit in den Vereinsbüchern verewigt. Heute ist er vereinslos.
Michael Görlitz: Spielte von 2002 bis 2006 bei den Roten. Bierofka lotste ihn im Januar 2018 zu den Blauen. Kam in der Aufstiegssaison zu acht Einsätzen.
Nono Koussou: Konnte sich bei den Profis der Löwen nicht durchsetzen und wechselte daraufhin 2014 zur U23 des FC Bayern. Kehrte 2016 schließlich zu 1860 zurück und hatte in der Aufstiegsrelegation einen ganz entscheidenden Moment, als er beim 3:2-Sieg über Saarbrücken sehr schlau die Rote Karte gegen Kevin Behrens (heute Union Berlin) zog. Aktuell spielt Koussou beim TSV Grünwald.