VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Christian Strassburger ist eine der bekanntesten Stimmen von “MagentaSport” auf Drittliga-Ebene. Nicht selten kommentiert er auch die Löwen, zuletzt bei der 0:2-Pleite in Bielefeld. Der Sportjournalist sieht sich auch immer wieder mit der Vereinspolitik der Blauen konfrontiert, wie er jetzt gegenüber der “tz” zugibt: “Es ist ganz schwierig, und man muss immer aufpassen, welche Worte man wählt. Es gibt ja zwei Lager. Je nachdem, welche Position man einnimmt, gibt’s über Social Media sofort Feuer und Beleidigungen von der anderen Seite.”

Seine Schlußfolgerung: “Dieser Verein ist eine Art Dauerpatient, der immer mal wieder auf der Intensivstation liegt und nach einer Chefarztbehandlung verlangt, aber keine Krankenversicherung hat. Das ist ganz traurig mit anzusehen.” Aus Straßburgers Sicht könne man sich nicht entscheiden, was man wolle. “Da die Traditionalisten, denen es hauptsächlich darum geht, im Grünwalder Stadion zu spielen - egal in welcher Liga. Und eben die andere Fraktion, die erhebliche finanzielle Mittel einsetzt, sportlichen Erfolg, aber auch das Profigeschäft kontrollieren will.”

Sein Vorschlag für eine bessere Zukunft: “Die Menschen, die bei 1860 München etwas zu sagen haben, sollen sich endlich darauf konzentrieren, dass es um den Verein geht und nicht um sie selbst. Ich glaube, das wäre der erste Schritt in eine rosigere Zukunft. Sollte es weiterhin darum gehen, nur seine vorgeschobenen Interessen in den Vordergrund zu stellen, wird dieser Verein auch ein Dauerpatient bleiben.”

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Scharf ins Gericht geht Strassburger mit Löwen-Boss Robert Reisinger nach dessen Stallgeruch-Aussage gegen den ehemaligen Trainerkandidaten Tobias Schweinsteiger. “Ja, denn das war einfach stillos. Dass ich dann als Privatmensch beleidigt werde, ist mir wurscht. Aber als Journalist bin ich fassungslos, wie sich dort bekriegt wird. Wenn du da dabei bist, kriegst du einen Schuss ab - das muss man wissen. Und wenn das die Art und Weise ist, wie man bei 1860 miteinander umgehen will, dann geht da irgendwann das Licht aus.”

Eine klare Meinung hat Strassburger auch zu Trainer-Kandidat Marco Antwerpen, der mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf den beurlaubten Maurizio Jacobacci folgen wird: “Man muss sich halt entscheiden, was man möchte: Kurzfristig um den Klassenerhalt kämpfen oder langfristig etwas entwickeln?” Antwerpen gilt eher als Typ Feuerlöscher und unbequem: “Bei Antwerpen darf man nicht überrascht sein, was man bekommt. Er dreht jeden Stein um und ist ehrlich. Da kann es auch sein, dass er den Präsidenten oder den Geschäftsführer in die Pflicht nimmt. Ich bin mir nicht sicher, ob die bis dato sehr ego-getriebenen Leute bei 1860 den Mut für solch eine Entscheidung haben.”