VON OLVIER GRISS

Hektisches Treiben im Treppenhaus an der Grünwalder Straße 114 am Freitagmittag...

Der Grund: Der e.V. hat den beliebten Geschäftsführer Marc Pfeifer mit sofortiger Wirkung abberufen. Um 11.06 Uhr wurde der 43-jährige Schwabe von Vize-Präsident Hans Sitzberger aus der Geschäftsstelle begleitet. Ein junger Mann hat den Kampf um Sechzig verloren. Er ist gezeichnet von den letzten Monaten im Machtkampf mit den e.V.-Funktionären.

Als Pfeifer auf dem Weg zum Parkplatz ging, kam ihm Merchandising-Chef Anthony Power entgegen, verabschiedete Pfeifer und schob sogar kurzzeitig dessen Koffer zum Auto. Kurz danach brauste der entmachtete Geschäftsführer mit Sitzberger davon.

Heinz Schmidt, der andere Vize-Präsident, muss diese schwierige Entscheidung mitgetragen haben, anders ist nicht zu erklären, dass Pfeifer jetzt vor Ende seiner Vertragslaufzeit zum 30. Juni gehen muss. Es war vermutlich Schmidts letzter großer Dienst für die Grün-Goldenen: Der Steuerberater aus Wasserburg hat seinen Rücktritt bereits bestätigt (db24 berichtete). Möglicherweise beschäftigt das Pfeifer-Aus jetzt die Gerichte. Yayha Ismaik deutete dies in einem Interview mit der Webseite t-online.de an.

Der e.V. hat damit einmal mehr gezeigt, worum es ihm im Profibereich eigentlich geht: Er ist zunehmend auf Krawall gebürstet. Die Nadelstich-Politik, die einst der ehemalige Verwaltungsratsboss Dr. Markus Drees in einer E-Mail kommunizierte, wird immer deutlicher und sichtbarer. Das wird inzwischen auch Sitzberger bestätigen können. Der rührige Vize, der jahrelang auf die Politik von Reisinger & Co. reingefallen ist, soll auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung abgewählt werden.

Pfeifer-Nachfolger Oliver Mueller (früher u.a. Kölner Haie) war schon in der Geschäftsstelle, als sich Pfeifer noch von den Angestellten verabschiedete. Was auch zeigt, wie stillos bei 1860 wirklich gearbeitet wird.

Bevor Pfeifer die Grünwalder Straße 114 verlassen hatte, stieg der Manager Mueller mit Koffer aus einem Uber-Taxi aus. Abgesprochen mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik dürfte diese neuerliche Personal-Entscheidung wieder einmal nicht sein - weiß der e.V. noch, was er tut? Normalerweise sollten diese Personalien laut Kopperationsvertrag im Beirat besprochen werden.

Es ist die maximale Provokation des e.V. gegen die HAM-Seite - ob diese Handlung Präsident Robert Reisinger & Co. bei den Mitgliedern stärken wird, darf stark bezweifelt werden. Es ist durchaus möglich, dass gegen diverse e.V.-Vertreter Schadensersatzklagen angestrebt werden - und wie Pfeifer reagieren wird, ist noch einmal eine ganz andere Sache. Er hat mit Sicherheit viel zu erzählen, was ihm in den letzten Monaten widerfahren ist. In der Geschäftstelle ist von einem “Klima der Angst” die Rede.

Pfeifer wollte beim Verlassen des Trainingsgeländes auch nichts sagen, meinte nur: “Heute nicht!”