Reisinger nagelt Pfeifer an die Wand: "Geschäftsführer heißt für mich..."
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 06.02.2024 09:02
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Robert Reisinger war hypernervös. Das war dem 60-jährigen Präsidenten am Montagmittag deutlich anzumerken, als er im vollen Presseraum an der Grünwalder Straße 114 saß. Mit db24 wollte Reisinger auf Anfrage nicht reden, dabei gäbe es so viel zu besprechen. Der Ober-Löwe verpasste es damit, sein Wirken in knapp sieben Jahren besser zu verkaufen.Immerhin antwortete Reisinger dann auf eine Frage von AZ-Reporter Matthias Eicher, wohin dieser Konfrontationskurs gegen Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik denn führen solle. Reisinger widersprach dieser Darstellung: “Sie sehen es so, ich sehe es so. Wir wollten die KGaA handlungsfähig halten, und das haben wir jetzt gemacht.” Er meint den Rauswurf von Marc Pfeifer und die Installation von Oliver Mueller (45) als neuen Geschäftsführer. Für Reisinger sei dieser Personalwechsel explizit “kein Konfrontationskurs.” Pikant: Weder Ismaik noch Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris kennen Mueller und waren auch nicht in die Pläne des Präsidenten involviert.
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Auch mit dem geschassten Geschäftsführer Marc Pfeifer, der am Freitag nach seiner Kündigung ein Zeitlimit bekam, die Geschäftsstelle zu verlassen, rechnete Reisinger ab: “Geschäftsführer heißt für mich, auch tatsächlich die Geschäfte zu führen. Das beinhaltet ja schon der Name Geschäftsführer, sonst hätt’ ma auch von einem Geschäftsdelegierer oder Geschäftsverwalter sprechen können.”
Was Reisinger, der vor Jahren selbst Geschäftsführer bei 1860 werden wollte, aber dabei abgeblitzt ist, damit sagen wollte: Pfeifer habe die von ihm geforderte Aufgabenstellung nicht erfüllt. Das hörte sich bei der Mitgliederversammlung 2023 kurioserweise noch ganz anders an. Reisinger feierte sich auf der Bühne für die Erfolge von Pfeifer in der KGaA. Unter anderem hat Pfeifer die Sponsoren-Erlöse im Vergleich zu Vorgänger Michael Scharold mehr als verdoppelt. Und dass sich Pfeifer an die Geschäftsordung hielt und keine Alleingänge beim Servicevertrag oder in der Stadion-Frage machen konnte, liegt auf der Hand. Er brauchte für diese Ebene beide Gesellschafter.
Ein weiterer Kritikpunkt war von Reisinger an Pfeifer auch die für ihn viel zu späte Zementierung des Sportbudgets. Was der Ober-Löwe dabeivergaß: Weil 1860 nach dem Reisinger-Motto (“Nicht mehr Geld ausgeben wie einnehmen”) agierte, konnten die Löwen den Etat erst erhöhen als wider Erwarten 11.700 Dauerkarten verkauft wurden. Gerechnet hatte 1860 nach der enttäuschenden Saison 22/23 ursprünglich mit 8.500 Saisontickets. Der neue Geschäftsführer Oliver Mueller wird nicht anders handeln können als sein Vorgänger. Nach db24-Informationen wird das Start-Budget im Falle des Klassenerhalts wieder bei rund 4,5 Millionen Euro liegen. Und der Pfeifer-Nachfolger kann hier keine Alleingänge machen. Er braucht hierzu ausschließlich den Aufsichtsrat.
Der Höhepunkt von Reisingers Ausführungen war dann aber, als er sagte, er werfe Pfeifer “überhaupt nichts vor”. Spätestens da wussten alle Medienvertreter vor Ort sowie die beiden Gäste Hans Sitzberger und Anthony Power, was die Worte von Reisinger wirklich wert sind.